Wird Wernsbach bald zum Skulpturen-Dorf ?

9.9.2020, 06:05 Uhr
Wird Wernsbach bald zum Skulpturen-Dorf ?

© Foto: Robert Schmitt

Das wünscht sich Meyer. "Das war mein Schaufenster", sagt der 59-jährige Wernsbacher und meint einen Grundstücks-Zwickel unmittelbar neben der alten Bundesstraßenfahrbahn am südlichen Ortseingang. Dort hat Fritz Meyer seit 22 Jahren eine Skulpturengalerie mit Werken von Bildhauern aus Zimbabwe platziert. "Into Afrika" hat er sie genannt. "70 bis 80 Prozent meiner Kunden kamen von der Straße", sagt Meyer, der jedes Jahr einen großen Workshop mit Künstlern aus dem afrikanischen Land veranstaltet und auch als Agent arbeitet. Er importiert Skulpturen aus Zimbabwe, für die er deutsche Kunden sucht.

Nun aber gibt es keinen Durchgangsverkehr mehr in Wernsbach. Niemand könnte also von der Straße aus auf das außergewöhnliche Kunstangebot aufmerksam werden. Ein Fürther habe sehr viel bei ihm gekauft, erzählt Meyer. "Nachdem er auf der Fahrt nach Augsburg mein Grundstück gesehen hat", erinnert er sich.

Seit 2005 hauptberuflich

Auf der Wiese präsentiert Meyer die großen Stücke. Im Ausstellungsraum zeigt er die kleineren, nicht weniger beeindruckenden Werke. Marlene Mortler besichtigt beides mit großer Aufmerksamkeit. Meyer erzählt von der Geschichte des Unternehmens auf dem ehemaligen Bauernhof seiner Eltern. "Seit 2005 mach ich das hauptberuflich", so der studierte Sozialpädagoge. Er erklärt die Besonderheiten der einzelnen Künstler und schildert ihre Arbeitsweise. "Einige von ihnen gehören zu den besten Bildhauern der Welt", ist er überzeugt.

Um für sie und seine Workshops weiter eine Plattform zu bieten, hat sich Meyer Gedanken gemacht. In Absprache mit der Gemeinde und seinen Nachbarn will er nun an vielen Stellen in Wernsbach Skulpturen präsentieren. Neue Chancen in Wernsbach durch Globalisierung wie man sie sich wünscht: Ein kleines Dorf im südlichen Mittelfranken als riesiges Schaufenster für Kunst aus Afrika.

Für Marlene Mortler ist nicht nur der politische und wirtschaftliche Austausch wichtig für die Beziehungen zwischen der EU und ihren afrikanischen Partnern. "Auch die Kultur darf nicht zu kurz kommen", findet die Europapolitikerin und lobt Meyer für seine traditionell stattfindende afrikanische Kirchweih. "Hier hat Wernsbach interkulturelle Maßstäbe gesetzt", sagt Mortler mit Blick auf die seit 2005 jährlich von Meyer in Szene gesetzte mehrtägige Veranstaltung mit Ausstellungen und internationaler Musik. "Wernsbach trifft Zimbabwe" hat er sie genannt, und es kommen dort bildende Künstler sowie Sänger und Bands aus Europa und Afrika zusammen. In diesem Jahr ist sie Corona zum Opfer gefallen.

Neues Abkommen wird verhandelt

Mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika erhofft sich Mortler Fortschritte auf dem EU-Gipfel im Herbst. Bereits im März hat die EU-Kommission eine neue Afrika-Strategie verabschiedet, die die enge Partnerschaft unterstreicht und weiter fördert. "Die EU hat sich für die nächsten Jahre ehrgeizige Ziele für eine Neugestaltung der Partnerschaft mit Afrika gesetzt", beschreibt Mortler die Grundlagen. "Aktuell wird hart daran gearbeitet, ein neues Abkommen zu verhandeln, das zentrale Bereiche wie Klimawandel, Demokratie und Menschenrechte, Beseitigung der Armut und weitere Kernthemen abdeckt", so Marlene Mortler. Denn mit dem Vertrag von Cotonou laufe Ende des Jahres das umfassendste Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und 79 Entwicklungsländern, darunter 48 Staaten aus Sub-Sahara-Afrika aus.

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