Zu laut, zu wild: Senioren fordern ruhige Stunden für sich

21.3.2019, 15:49 Uhr
Zu laut, zu wild: Senioren fordern ruhige Stunden für sich

© Foto: HiZ-Archiv/Marco Frömter

Wegen des umfangreichen Jahresprogramms verzichtete Monika Bergauer auf den sonst üblichen Rückblick. Jeden zweiten Mittwoch im Monat finde ein "Mittagstisch" im Hofmeierhaus statt. "Er läuft gut, das Essen kommt vom Auhof", berichtete sie. Positiv liefen auch die beiden Generationen-Projekte in der Realschule. So finde der "Kaffeeklatsch mit Zeitzeugen" mit Schülern der zehnten Klasse im November, Dezember und am 21. Februar statt. "Jung und Alt gemeinsam am PC, Handy und Tablet" sei eine Fragewerkstatt mit der neunten und zehnten Klasse im März.

Zehn Teilnehmer hätten beim Fahrsicherheitstraining für Pedelec und E-Biker mitgemacht. Die praktische Ausbildung folge am Samstag, 6. April, auf dem Verkehrsübungsplatz neben der Stadthalle.

Seit zwölf Jahren gebe es die beliebte Veranstaltungsreihe "Musik im Cafehaus", berichtete Monika Bergauer. Unter dem Motto "Unterhaltsame Perlen der Klassik" trete am Sonntag, 14. April, das Esterhazy-Quartett aus Nürnberg auf. "Betrug im Internet – doch nicht mit mir!" lautet der Titel eines kostenlosen Vortrags des Computerclubs "Nürnberg 50 Plus" (CCN 50 plus) am Mittwoch, 22. Mai, um 14.30 Uhr in der Residenz.

Noch ein Versuch

Obwohl beim letzten Mal die Resonanz gering war, will der Seniorenbeirat am Donnerstag, 27. Juni, um 15 Uhr nochmals ein "Treffen Leih-Oma/Leih-Opa" auf der Försterwiese veranstalten. "Bei diesem offenen Treffen wollen wir ausloten, ob es einen Bedarf in Hilpoltstein gibt", sagte Monika Bergauer.

Der Ausflug führt am Dienstag, 17. September, nach Amberg. Der Seniorennachmittag findet am Sonntag, 13. Oktober, ab 14 Uhr in der Stadthalle statt. Als musikalischer Gast kommt der Thalmässinger Seemannschor, der heuer sein 90-Jähriges feiert. H. Herbst von der Kripo Schwabach hält am Mittwoch, 23. Oktober, um 14 Uhr in der Caritas-Begegnungsstätte einen Vortrag zum Thema "Nepper, Schlepper, Bauernfänger – Enkeltrick, der falsche Polizist und andere Betrügereien". Stubenmusik gibt es als "Musik im Cafehaus" am Sonntag, 10. November, um 14.30 Uhr im Hofmeierhaus.

Der Seniorenbeirat will die sogenannte "Notfalldose" einführen. In dieser ist alles drin, was man im Notfall wissen muss (Medikamente, Krankheiten, nähere Angehörige). Sie wird im Kühlschrank deponiert. Ein Aufkleber, der auf die "Notfalldose" hinweist, hängt innen an der Tür. Beim Seniorennachmittag wird die "Notfalldose" vorgestellt und kostenlos verteilt. Die Stadt Hilpoltstein sponsert sie.

Angesprochen wurde das Thema "Wohnen im Alter in Hilpoltstein". Momentan gibt es dafür keine Grundstücke. "Die Stadt bleibt dran", versprach Bürgermeister Markus Mahl. "Wir wollen entsprechende Einrichtungen anschauen und haben auch schon ein Mehrgenerationen-Haus in Bamberg besichtigt, das schon zwölf Jahre besteht", berichtete Monika Bergauer, "das Problem dort ist, dass bevorzugt junge Familien genommen werden."

Frage nach Bedürftigkeit irritiert

Lebhaft diskutiert wurde die Reaktion des Stadtrates auf den Antrag des Seniorenbeirats, die Stadt möge beim Burgfest den Senioren Getränkefreimarken und Essensgutscheine zur Verfügung stellen (wir berichteten). "Bei unserem Antrag ging es um die Wertschätzung und Wahrnehmung der Senioren, weil unsere Senioren Hilpoltstein aufgebaut und dazu beigetragen haben, dass unsere Stadt lebenswert ist", sagte Monika Bergauer. "Im Stadtrat fragt man nach der Bedürftigkeit der Senioren, das finden wir nicht in Ordnung."

"Wir haben es nicht ganz verstanden, wie unser Antrag im Stadtrat abgetan wurde", kritisierte Monika Bergauer. Sauer aufgestoßen habe die Aussage eines Stadtrates, der gesagt habe: "Den Rentnern geht es doch gut!" In anderen Kommunen sei es eine Selbstverständlichkeit, dass Senioren solche Vergünstigungen erhielten; offenbar könne sich Hilpoltstein nicht dazu aufraffen. Und: "Auch die Hilpoltsteiner Stadträte bekommen schließlich Getränkefreimarken und Essensgutscheine beim Burgfest!"

Bürgermeister Markus Mahl versuchte die Wogen zu glätten. "Im Stadtrat wurde offen über den Antrag des Seniorenbeirats diskutiert", erklärte er, "es gibt Rentner, die hätten eine solche Vergünstigung nötig, andere nicht."

Man habe über die Frage gesprochen: Wo könnte man mit dem Geld, das dafür gebraucht wird, noch mehr positive Dinge bewirken? Es gebe in Hilpoltstein rund 1600 bis 1800 Bürger, die ein Alter von 70 und mehr Lebensjahren haben. Rechne man die Ausgaben für Getränkefreimarken und Essensgutscheine hoch, komme ein nicht unbedeutender Posten zustande. "Wir haben im Haushalt einen bestimmten Betrag für solche Dinge eingestellt", so der Bürgermeister, "es handelt sich um eine freiwillige Leistung."

Logistisch gesehen sei der Burgfestsamstag besser als der Burgfestmontag, um den Senioren solche Freimarken und Gutscheine zu geben, unterstrich Markus Mahl; erst im Bierzelt wolle man die Freimarken und Gutscheine an die Senioren ausgeben. Kommenden Donnerstag wolle er zusammen mit den Fraktionssprechern und dem Vorstand des Seniorenbeirats eine Vorbesprechung über den Antrag durchführen.

"Die enttäuschende Diskussion im Stadtrat wird manche Senioren veranlassen zu sagen: Dann gehe ich gar nicht hin zum Burgfest!", gab Fanny Seitz zu bedenken. Christine Rodarius meinte, die Diskussion um Bedürftigkeit oder Nichtbedürftigkeit von Senioren habe sich "ausgeweitet", denn die Senioren in den Hilpoltsteiner Ortsteilen müssten auch berücksichtigt werden und müssten die Möglichkeit haben, zum Burgfest zu kommen. "Wir missgönnen den Rentnern nicht das Vergnügen, Freimarken und Gutscheine zu bekommen", so Rodarius.

"Das Abspielen von CDs im Bierzelt ist eine Unterhaltung zweiter Klasse", sprach sie ein weiteres Problem an, "nur wenn Live-Musik gespielt wird, ist eine Atmosphäre da." Die Leute im Bierzelt wollten sich unterhalten und das Flair des Burgfestes mit Live-Musik erleben. Christine Rodarius hob auch hervor, die Kinderarmut im Landkreis Roth sei erschreckend.

Einige Diskussionsteilnehmer meinten, die Abneigung älterer Bürger gegen das Burgfest habe zugenommen. Vielen sei das Burgfest"zu laut und zu wild". Wenn man beim Burgfest einen Seniorennachmittag veranstalten würde, kämen auch ältere Besucher zu ihrem Recht.

Hilpoltstein würde ein Seniorenheim gut anstehen, weil die Awo und die Caritas voll sind, lautete ein Wunsch einiger Anwesender. "Dazu braucht man ein großes Grundstück", entgegnete Bürgermeister Mahl, "das Hauptthema der nächsten Jahre wird sein, dass man Pflegepersonal findet."

Applaus für den Beirat

Abschließend gab es von verschiedenen Seiten ein dickes Lob für den Hilpoltsteiner Seniorenbeirat. "Es ist toll, was in Hilpoltstein für die Senioren angeboten wird", lobte Christa Brunner. "Der Seniorenbeirat greift Themen auf, die interessieren und bietet sie an", sagte Christine Rodarius. Ein Kompliment machte auch Bürgermeister Mahl: "Es läuft ausgezeichnet, weil die Gruppierungen so toll arbeiten." Und ein Vertreter von Regens Wagner Zell meinte: "Wenn man den Seniorenbeirat von Allersberg mit Hilpoltstein vergleicht, herrschen in Hilpoltstein geradezu paradiesische Zustände."

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