S-Bahn nach Amberg? Das sagen Politiker und Experten

15.10.2019, 05:36 Uhr
Hier ist eine S-Bahn der Linie 1 kurz vor Hartmannshof zu sehen, wo ihre Fahrt bislang endet. Dass die Linie bis ins 30 Kilometer weit entfernte Amberg fortgeführt wird, gilt in den nächsten Jahren als unwahrscheinlich.

© Uwe Miethe Hier ist eine S-Bahn der Linie 1 kurz vor Hartmannshof zu sehen, wo ihre Fahrt bislang endet. Dass die Linie bis ins 30 Kilometer weit entfernte Amberg fortgeführt wird, gilt in den nächsten Jahren als unwahrscheinlich.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich Äußerungen in diesen aufgeregten Zeiten verselbständigen. Da sprach Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly bei einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in Amberg über mögliche Erweiterungen des S-Bahn-Netzes und sagte, "ob Amberg da dabei sein soll, weiß ich im Moment nicht". Schon wurde die Meldung "Maly hält S-Bahn von Nürnberg nach Amberg für möglich" daraus.

Tatsächlich wurde eine solche Verlängerung der S-Bahnlinie 1, die heute in Hartmannshof endet, schon einmal untersucht. "Mit einem grottenschlechten Kosten-Nutzen-Faktor“" wie Maly jetzt weiß, nachdem er sich noch einmal erkundigt hat. 

"Das lohnt sich nicht"

Nürnbergs OB ist zwar ein großer Freund der S-Bahn, weil sie zuverlässiger ist als andere Angebote und häufiger fährt. "Wenn die Strecke nach Amberg aber nur wegen der S-Bahn elektrifiziert wird, lohnt sich das nicht", betont er gegenüber den Nürnberger Nachrichten.

Bislang endet die elektrifizierte Strecke in Hartmannshof. Der restliche 30-Kilometer-Abschnitt nach Amberg über Etzelwang, Neukirchen und Sulzbach-Rosenberg ist ebenso wenig an den Fahrdraht angeschlossen wie die weitere Strecke nach Schwandorf und Tschechien. Das Projekt wurde aber im November 2018 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen. Es gibt allerdings noch keinen Planungsauftrag des Bundes.

Ein Gutachten hat für den Ausbau der Strecke Hartmannshof–Schwandorf Kosten von 150 Millionen Euro ermittelt. Etwa 50 bis 70 Millionen davon werden für den Abschnitt Hartmannshof–Amberg benötigt, schätzt der Landkreis Amberg-Sulzbach.

70 Minuten von Nürnberg bis Amberg

Bislang fährt der Regional-Express meist stündlich von Amberg nach Nürnberg. Die Fahrzeit beträgt rund 54 Minuten (sie variiert leicht im Tagesverlauf). Die S-Bahn würde auf derselben Strecke etwa 70 Minuten benötigen, wäre für die Gesamtstrecke also wenig attraktiv.

 

"Eine reine S-Bahn sehen wir aufgrund der deutlich schnelleren Regional-Expresse eher als zweitbeste Lösung an", sagt denn auch Christine Hollederer, Sprecherin des Landkreises Amberg-Sulzbach. "Wir würden es vor allem begrüßen, wenn der Regional-Express öfter fahren würde", schlägt Bernhard Mitko, Rechtsreferent der Stadt Amberg, in dieselbe Kerbe. 

Das direkte Umland und die Stadt würden von einer S-Bahn mit dichterem Takt natürlich profitieren, eventuell auch durch weitere Haltepunkte wie einem reaktivierten Bahnhof Amberg-Luitpoldhütte, nach Nürnberg würde mit der S-Bahn aber wohl kaum jemand fahren.

Mehr Regional-Expresse ab 2023?

"Eine S-Bahn wäre durch die vielen Unterwegshalte kein attraktives Angebot für die Region", teilt auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) mit. Die BEG prüft derzeit aber im Rahmen eines Gutachtens, ob die Nachfrage für eine weitere Verdichtung des Regional-Express-Angebotes ausreicht. 

"In diesem Fall könnte ein dichterer Fahrplan über längere Phasen in der Hauptverkehrszeit in beiden Richtungen oder eventuell sogar ganztägig angeboten werden", so die BEG. Ergebnisse der Studie sollen Anfang 2020 vorliegen. Mehr Züge könnten dann mit der Neuvergabe der Verkehre Ende 2023 fahren.

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