Auszeichnung der Bayerischen Landesstiftung

Sozialpreis für Schwabacher Hospizverein: Zeit für Menschen am Lebensende

12.11.2021, 06:04 Uhr
Zeit für Nähe zu Sterbenden - wer hat die schon? Der Hospizverein Schwabach nimmt sie sich und hat für das Projekt "Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim" den Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung bekommen.

© Werner Krueper, NN Zeit für Nähe zu Sterbenden - wer hat die schon? Der Hospizverein Schwabach nimmt sie sich und hat für das Projekt "Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim" den Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung bekommen.

"Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim". Relativ unspektakulär kommt der Name des Projekts daher, aber die Wirkung ist immens, sagt Thomas Mrotzeck, der Koordinator des Schwabacher Hospizvereins. Wohl deshalb hat der Verein nun auch den Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung bekommen, dotiert mit 10.000 Euro. Überreichen konnte ihn Finanzminister Albert Füracker zwar noch nicht, weil die Veranstaltung am Dienstag wegen der neuen Pandemie-Bestimmungen kurzfristig abgesagt werden musste. Aber stolzer Träger des Preises ist man auf jeden Fall. Die Verleihung soll nachgeholt werden.

Was steckt also hinter dem Projekttitel "Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim"? Ein Modell, das den Hospizgedanken in die Pflegeeinrichtungen tragen soll, sagt Diakon Thomas Mrotzeck. Und das sei gelungen. Die Paula Kubitschek-Vogel-Stiftung in München stellt Geld für den Ausbau von Hospiz- und Palliativversorgung zur Verfügung.

Jeweils ein Jahr lang können Hospizvereine gemeinsam mit drei Pflegeheimen eine intensivere Betreuung von Menschen an ihrem Lebensende anbieten. "Zeit haben für das Füttern, Zeit haben für Körperpflege oder auch einfach am Bett sitzen, noch einmal mit dem Rollstuhl durch den Park fahren", erklärt man beim Hospizverein.

Zusätzliche Arbeitsstunden

Natürlich hat niemand vom Pflegepersonal in einem Pflegeheime Zeit für solche Dinge. Aber mit dem Geld der Stiftung konnte der Schwabacher Hospizverein ein Jahr lang in drei Schwabacher Einrichtungen (im Haus am Wehr der Diakonie, im Seniorenheim St. Willibald der Caritas und im Hermann-Vogel-Pflegezentrum der Awo) zusätzliche Stunden bezahlen: Für 20 Arbeitsstunden werden zwei (palliativ vorgebildete) Mitarbeiter eines Heims für diese besondere Betreuung freigestellt, zehn weitere Stunden wenden sie zusätzlich auf, der Hospizverein organisiert die Stunden auf 450-Euro-Basis und bezahlt die Teilnehmer mit dem Geld, das die Paula Kubitschek-Vogel-Stiftung zur Verfügung stellt.

Im Idealfall, so Mrotzeck, werden im Lauf der Betreuung Ehrenamtliche des Hospizvereins noch dazugeholt "und so der Hospizgedanke verstärkt in die Pflegeheime gebracht".

In Schwabach war es so, hat er festgestellt. Die Nachfrage nach der Hospizbegleitung sei - trotz der coronabedingten Schließungen der Heime - größer geworden. Der wichtigste Effekt sei natürlich der für die Betroffenen, denen am Ende ihres Lebens noch einmal Zeit geschenkt wird. "Gerade für die Stillen", sagt Mrotzeck, "die nur in ihrem Bett liegen und nichts sagen, die aber auch Bedürfnisse haben". Denen es guttut, wenn jemand an ihrem Bett sitzt und ihnen vorliest. Oder Zeit für ein Gespräch mit den Angehörigen hat. Und nicht ungeduldig wird beim Füttern, auch wenn es eine halbe Stunde dauert.

Wichtig sei das Projekt, in dem von Februar 2020 bis Januar 2021 insgesamt 924 Stunden für 71 Menschen erbracht wurden, aber auch für das Pflegepersonal. "Die Mitarbeiter, die an dem Projekt teilgenommen haben, hat es extrem zufrieden gemacht, weil sie endlich das tun konnten, was sie gelernt haben und was den Bewohnern guttut." Und in den Einrichtungen sei spürbar geworden, "wie entlastend es für die anderen Kräfte ist, wenn jemand bei der Essensausgabe Zeit hat".

Ministerium ist eingestiegen

Als nachhaltig hat sich das Projekt schon erwiesen. Denn nicht nur das Bewusstsein für die Hospizbegleitung in den Heimen sei geschärft worden, sondern auch das bayerische Gesundheitsministerium sei jetzt finanziell eingestiegen. So könne die wichtige Arbeit in Zukunft sicher von mehr als nur einem Hospizverein pro Jahr geleistet werden. Und vielleicht, hofft Mrotzeck, "erreichen wir es irgendwann sogar, die Betreuung am Lebensende in die Regelleistungen einzubringen".

Über das Preisgeld von 10.000 Euro freut man sich beim Hospizverein sehr: „Das ist schon eine hübsche Summe.“ Wofür man es verwendet, wird der Vorstand nächste Woche besprechen.

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