Ab 2022: Höhere Müllgebühren in Schwabach

5.11.2020, 17:54 Uhr
Ab 2022: Höhere Müllgebühren in Schwabach

© Foto: Stadt Schwabach

Ein solches Kompliment bekommt man nicht jeden Tag. "Er ist das Grauen aller Abfallhändler": So charakterisierte SPD-Stadtrat Martin Sauer in der jüngsten Stadtratssitzung Umweltamtsleiter Markus Baumeister.

Warum das ein Lob ist? "Mit seinem Verhandlungsgeschick holt er das Beste für Schwabach heraus." Und damit auch die Geldbeutel seiner Bürgerinnen und Bürger. Auch die anderen Fraktionen waren nach der Vorstellung des Abfallberichts 2019 voll des Lobes für Baumeisters Arbeit.

Doch selbst effizientes Wirtschaften kann die Kostensteigerungen nicht völlig verhindern. Deshalb komme man um eine Anhebung der Müllgebühren ab 2022 nicht umhin, erklärte Markus Baumeister: "Das wird auf uns zukommen." In welcher Höhe ist allerdings noch unklar.

Dies hänge nicht zuletzt davon ab, wie die im kommenden Jahr anstehende Neuvergabe der Papiersammlung und -verwertung ausfalle. Auch da wird Baumeister Verhandlungsgeschick besonders gefragt sein. "Danach wissen wir mehr", so der Amtsleiter. "Natürlich ist es unser Ziel, dass es bei der Gebühr keine großen Sprünge gibt."

Auch gute Zahlen reichen nicht

Die Erhöhung wird notwendig sein, obwohl die Bilanzzahlen keineswegs schlecht sind. 4,6 Millionen Euro Gewinn weist die Abfallwirtschaft für 2019 aus. Hinzu kommen 5,4 Millionen aus der sogenannten "Deponierücklage". Zusammen ergibt das also einen Betrag von rund 10 Millionen Euro.

"Das hört sich zunächst gut an", erläuterte Baumeister, um sofort aber eine entscheidende Einschränkung zu machen: Denn alleine für die anstehende Oberflächenabdichtung der Deponie werden rund 9,6 Millionen Euro Kosten veranschlagt.

Abdichtung 2022/23

Die Deponie bei Neuses wird seit 2005 nicht mehr befüllt. Seitdem geht der Restmüll in die Müllverbrennungsanlage nach Nürnberg. Die etwa 30 Jahre lang erforderliche Deponie-Nachsorge werde aber noch Millionen kosten. Der größte Posten aber ist die Endabdichtung mit Rekultivierung, die für die Jahre 2022 und 2023 vorgesehen ist.

Sehr zufrieden ist Markus Baumeister mit der Erfassung: "Ich bin stolz, dass die Müllabfuhr und der Recyclinghof so gut laufen." Ebenso stolz ist er auf den bürgerfreundlichen Abfuhrplan, den man sich — je nach Vorliebe — auf dem Smartphone herunterladen oder auch auf Papier ausdrucken kann.

Gut und schlecht

Positiv ist zudem, dass die Schwabacher Bürgerinnen und Bürger ihren Müll einmal mehr außerordentlich gut trennen. Deshalb ist der Restabfall mit durchschnittlich 131 Kilogramm je Einwohner und Jahr weit unter dem bayerischen Durchschnitt von etwa 180 Kilogramm. Die Verwertungsquote liegt in Schwabach bei 76 Prozent, in ganz Bayern bei 67.

Das ist gut, löst aber ein zentrales Problem nicht: Abfallvermeidung ist nach wie vor nicht erkennbar. Im Gegenteil: Die Gesamtabfallmenge ist von 20 718 Tonnen 2018 auf 20 841 im Jahr 2019 weiter gestiegen.

Das heißt: In Schwabach wird der Abfall zwar vorbildlich getrennt und entsorgt, aber leider nicht weniger als in anderen Städten verbraucht.

Markus Baumeister setzt seine Hoffnung daher auch auf klare Vorgaben der EU etwa zum Verbot verschiedener Einwegkunststoffe.

Ein weiteres Problem ist, dass sich im Biomüll immer mehr Kunststoffe finden, die wieder herausgefiltert werden müssen. Auch das erhöht die Kosten, die über die Gebühren gedeckt werden müssen. Die Stadt will deshalb 2021 eine erneute Informationskampagne starten, aber auch die Kontrollen erhöhen (wir berichteten).

CSU-Fraktionsvorsitzender Oliver Memmler befürchtet, dass wegen Corona der Kauf von Einwegverpackungen noch weiter zunehmen und die Abfallmengen entsprechend steigen werden. Karin Holluba-Rau (Grüne) formulierte deshalb eine doppelten Appell: "Haltet den Kompost sauber." Und: "Auch mit Corona muss nicht alles verpackt sein." Das sei nicht nur eine Vernichtung von Energie und Rohstoffen. "Der Müll ist ein dauerhaftes Luxusproblem, das uns sehr viel Geld kostet."

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