Enkeltrick: Betrüger versuchen es mit dieser Masche

20.8.2020, 06:00 Uhr
Enkeltrick: Betrüger versuchen es mit dieser Masche

© Foto: Horst Ossinger/dpa

Der "Enkeltrick" ist mittlerweile bekannt: Ein Anrufer gibt vor, der Enkel des Angerufenen zu sein und erklärt, er brauche dringend viel Geld. Die Großeltern wollen natürlich helfen, gehen zur Bank, heben das Geld ab und übergeben es einem Mittelsmann.

Dieser Mittelsmann ist ein Gauner, und wenn er das Geld hat, verschwindet er spurlos. Das Geld ist dann fort auf Nimmerwiedersehen. Gut ist lediglich, dass dem richtigen Enkel nichts fehlt.

Schluchzende Stimme am Telefon

Mit einer Variante des Enkeltricks wurde kürzlich eine Seniorin in einem Wendelsteiner Ortsteil konfrontiert. Die 80-jährige Helga T. (Name geändert) bekam einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung die schluchzende Stimme einer Frau.

Sie klang aufgeregt, weinte immerfort und konnte sich nicht beruhigen. Ihr sei etwas ganz Furchtbares passiert, erzählte sie. Sie sei auf der Vorfahrtstraße gewesen und habe eine Radfahrerin überfahren, und die sei jetzt tot. Sie selbst sei jetzt bei der Polizei, erklärte die Stimme am Telefon.


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"Ja, wer ist denn da?", fragte Helga T., "bist du das, Johanna?" Johanna ist eine Nachbarin und gute Freundin von Helga T. "Ja!" kam die geschluchzte Antwort aus dem Telefon. Dann eine andere Stimme. Diese Frau stellte sich vor als Polizistin.

"Kann man die Johanna besuchen?", fragte Helga T sie. Nein, das sei nicht möglich, lautete die Antwort. Ob sie die Kaution in Höhe von 28 000 Euro stellen könne, fragte die angebliche Polizistin stattdessen. Helga T. sagte, sie müsste das Geld erst noch zusammensammeln und ließ sich eine Telefonnummer geben. Es war eine Nürnberger Nummer mit 0911 am Anfang und danach eine lediglich vierstellige Zahl.

Nachdem Helga T. das Ganze doch ein wenig spanisch vorkam, rief sie bei ihrer Freundin Johanna an. Und siehe da: Johanna war gar nicht bei der Polizei, sie saß vielmehr daheim und wunderte sich, was ihr Helga da für eine Geschichte erzählte.

Trick seit einigen Jahren bekannt

"Der Trick als solcher, dass jemand bei der Polizei ist, kommt immer wieder ins Spiel – seit einigen Jahren", erklärt Erster Polizeihauptkommissar Patrick Stiegler, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle Schwabach.

Zunächst hätten Ganoven ihn bei Menschen mit russischem Migrationshintergrund angewendet, weil in Russland eine Inhaftierung mit großen Nachteilen verbunden sei und Gefängnisse dort anders seien als hier bei uns.

Inzwischen habe sich die Masche ausgebreitet und auch Menschen ohne Migrationshintergrund seien betroffen. Dass der Kontakt zwischen Helga T. und ihrer vermeintlichen Bekannten abriss, ist für ihn auch klar: "Die haben ein Gespür dafür, wenn es nicht so läuft, wie es soll."

Immer unter Druck setzen

Mit "Enkeltrick" werde eigentlich eine ganze Gruppe von Gaunereien bezeichnet. Der eigentliche "Enkeltrick": Ein "Enkel" rufe an und erkläre, er wolle sich ein Auto oder eine Immobilie kaufen und müsse dafür ganz schnell beim Notar 30 000 Euro hinterlegen, sonst sei die Wohnung weg beziehungsweise das Kfz werde anderweitig verkauft.


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Eine weitere Masche im Rahmen der "Enkeltricks" laut Stiegler: Jemand ruft an und gibt sich als Polizist aus. Seine Kollegen hätten eine rumänische Bande festgenommen, teilt er mit.

Bei einem der Mitglieder sei ein Zettel gefunden worden mit dem Namen des Angerufenen drauf. Er werde einen Kollegen vorbeischicken, dem sie ihre ganzen Wertsachen mitgeben müssten, um sie vor Diebstahl zu schützen.

Oder noch eine Variante: "Sie haben in der Lotterie gewonnen und müssen erst beim Notar 1200 Euro hinterlegen, bevor der Gewinn ausgezahlt wird."

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