Alles außer gewöhnlich

10.5.2008, 00:00 Uhr
Alles außer gewöhnlich

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Als hätten sich die einzelnen Rollen ihre Darsteller gesucht (und nicht umgekehrt), brachten die Schauspieler Shakespeares Gestalten mit jeweils eigenen Interpretationen zum Leben: So gab Anna Grau der Gräfin Capulet eine erotische Note, ihr von Philipp Güttinger gespielter und herausragend artikulierender Gatte verband dagegen Gebrechlichkeit und Durchsetzungskraft zu einer Darbietung.

Eine humoristische Note stand Delia Schier als Amme gut zu Gesicht. Sie spielte mit großer Natürlichkeit und verkörperte ihre Figur äußerst glaubhaft. Peter Odenwald glänzte mit Tollkühnheit als Mercutio, der sich beim Festmahl in die Umnachtung «säuft» und seine Rolle damit ironisch bricht.

Mit seinem Gegner Tybalt (gut gespielt von Isabelle Pyka) liefert er sich ein tödliches Degenduell, für dessen Professionalität sich die Theatergruppe extra einen Lehrer für Showkampf (Sebastian Rückert) angeheuert hatte.

Einen besonderen Gag hatte sich Adrian Drechsel für die Rolle des Bruders Lorenzo ausgedacht, den er als Karikatur eines Schwulen mit Anleihen vom «Schuh des Manitu» gab und damit auch einfach für das Vergnügen der Zuschauer sorgte.

Die beiden Hauptrollen wurden souverän von den tiefernst-romantisch Liebenden Jonas Fricke und Verena Gmeiner verkörpert, denen man ihre Liebe zueinander wahrhaft abnehmen konnte!

Das Engagement der Schüler war bis in die Nebenrollen zu spüren, die auch als Hintergrundhandlung noch Sehenswertes boten: Zum Beispiel wenn die Dienerinnen hinter dem Rücken der Herrschaften die Sektgläser austranken.

Der Prinz im eleganten Smoking wurde würdevoll von Florian Adolphi in Szene gesetzt. Sympathisch auch André Karl trotz seiner Rolle als Graf Paris.

In jede Szene führte eine Bildprojektion (Niels Rohrweber) ein, die den Ort der Handlung markierte. Daraus ergaben sich sehr schöne Effekte, etwa die schlafende Julia vor dem Bild eines offenen Fensters mit Blick auf toskanische Landschaft. Sparsam, aber umso wirkungsvoller wurde auch die Tontechnik (Bernd Straußberger) eingesetzt, die romantische Klänge zu bieten hatte («Ti amo») und zum Schluss ironisch den legendären Doors-Song «This is the End» einblendete.

Mit dem Text - immerhin die traditionelle Schlegel-Übersetzung - kamen die Schülerinnen und Schüler größtenteils sehr gut zurecht. Bei den notwendigen Kürzungen hatte die Schauspielerin und Theaterpädagogin Ulrike Zeitz geholfen.

Fazit: Eine bravouröse Leistung aller Beteiligten.

DANIELA SCHWARDT