Als das kleine Forsthof noch einen Flughafen hatte

10.10.2013, 09:00 Uhr
Als das kleine Forsthof noch einen Flughafen hatte

„Alter Flugplatz“, so nennt sich das in Schwabachs Süden zwischen der Haydn-, Konrad-Adenauer- und Äußeren Rittersbacher Straße befindliche kleine in sich geschlossene Wohngebiet. In den 1980er entstanden dort Einfamilien-, Reihen- und einige wenige Mehrfamilienhäuser in lockerer Bauweise und – was heute selten ist – mit ausreichend Parkplätzen. Es gehört zum Stadtteil Forsthof.

Komponisten als Namenspaten

Die Straßen haben Namen, die jedem Musikliebhaber das Herz höher schlagen lassen: Beethoven-, Brahms-, Franz-Liszt-, Haydn-, Mozart-, Schubert- und Schumannstraße.

Auch das seit 1977 in Betrieb genommene neue Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium befindet sich am nordöstlichen Rand des dortigen Baugebietes. Der bekannte Lehrer, Maler und Heimatschriftsteller Georg Hetzelein bezeichnete die moderne Betonarchitektur des Schulgebäudes als „einer Gralsburg ähnlichen Neubau“.

Kleiner Flugplatz

Die US-Armee unterhielt dort nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1950er-Jahre einen kleinen Flugplatz für Aufklärungsflüge mit zwei Landebahnen (Ost-West- und Nord-Süd-Ausrichtung). Der Standplatz mit einem kleinen Hangar für die wenigen einmotorigen Flugzeuge befand sich etwa südlich des heutigen Sportplatzes des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums.

Ein Weg der Forsthofer führte damals zwischen der östlichen Grenze des Flugplatzes und der Carl‘schen Lehmgrube (heute DJK-Sportplatz) nach Schwabach. Von Wachposten bekamen die Kinder manchmal die begehrten amerikanischen Kaugummis geschenkt.

Elvis landete nicht

Ein Gerücht, dass Elvis Presley dort mit einem Hubschrauber landen würde, ließ einige vorwiegend junge Mädchen dorthin pilgern. Die Enttäuschung war groß, als er ausblieb. Der ursprüngliche Weg von Forsthof nach Schwabach, heute vergleichbar mit dem Verlauf der Mozartstraße und einem kleinen Stück der Beethoven- und Franz-Liszt-Straße, mitten durch den Flugplatz war bei Flugbetrieb gesperrt. Die Landebahn war mit in einander verhakten Lochblechen befestigt.

Als das kleine Forsthof noch einen Flughafen hatte

Laut einem Landwirt aus Obermainbach wurde seine Wiese von den Amerikanern für die Landebahn ohne Entschädigung beschlagnahmt. Auch hätten die „Amis“ etliche Jahre einen Teil der dortigen Lehmgrube von Süden her mit ihrem Abfall aufgefüllt.

Zwei große Flugschauen

Nur mehr sehr wenige Bürger aus Schwabach und Umgebung werden sich noch erinnern können, dass zwischen Schwabach und Forsthof in den 1930er Jahren zwei größere Flugschauen stattfanden, welche die Menschenmassen aus nah und fern anzogen. Als Friedrich Seyferth davon erfuhr, weckte dies seine Neugier. Im Stadtarchiv Schwabach wurde er schließlich fündig. Hier sein Ergebnis:

Am 12. April 1931 veranstaltete der Luftdienst Mittelrhein GmbH, Wiesbaden-Mainz, in Schwabach einen Flugsportwerbetag. Dieser fand auf den Wiesen hinter der Carl‘schen Ziegelei, auf der sogenannten Carls-Wiese, statt.

Zuschauermagnet

„Die Fliega kumma“ riefen die Kinder und liefen über den Marktplatz die Austraße hoch zur Flugveranstaltung. Wie im Schwabacher Tagblatt damals berichtet wurde, war diese mit rund 14000 Zuschauern besucht. So viele Menschen hatte die Stadt Schwabach noch nicht beisammen gesehen. Alle Häuser der Nachbarschaft und sogar der Stadtkirchturm waren belegt.

Bei schönem Wetter vollführten die Flieger unter dem Beifall der Zuschauer Loopings, Rollen, Trudeln usw. Zum Begrüßungs- und Eröffnungsflug startete Heinrich Moog mit einem 80 PS starken Doppeldecker D 1516. Die Starts erfolgten in Richtung Südwesten. Der Auslauf auf die Lehmgrube hin stellte die Flieger vor größere Herausforderungen.

In Folge des Versagens des Motors musste ein Flugzeug am Rande der Lehmgrube notlanden. Das Flugzeug, eine Klemm 25, wurde dabei beschädigt. Der Pilot, der 39-jährige Flugleiter Ludwig Maier, blieb unverletzt.

Zweite Auflage

Aufgrund der großen Resonanz bei der Flugschau im Jahre 1931 beschloss die Fliegerortsgruppe Schwabach des Deutschen Luftsport-Verbandes am Sonntag, 25. März 1934, erneut einen Flugtag abzuhalten. Dieser fand auf dem Gelände des späteren Flugplatzes der Amerikaner statt.

Auch dieser Groß-Flugtag lockte wieder 9000 Menschen an. Die von dem Kunstflieger Willy Stöhr mit seinem Doppeldecker, dem Schwabacher Segelflieger Willy Schleicher mit seiner Segelmaschine „Schwabacher Gold“ und der Fallschirmspringerin Lisl Schwab gebotenen Leistungen wurden vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen.

Kunststücke in der Luft

Besonders erwähnenswert ist, dass Willy Schleicher von der Fliegervereinigung Schwabach einen Kunstflug mit einem Segelflugzeug vorführte. Eine Weltpremiere. Seine Vorführungen (Looping auf Looping, Törns und Männchen) lösten stürmischen Beifall aus. Auf den Schultern trugen die Fliegerkameraden ihren Meisterpiloten nach seiner Landung über den Platz, wo ihm Blumen zum Zeichen der Anerkennung überreicht wurden.

Der Schwabacher Eugen Karpf, damals 16 Jahre alt, konnte sich noch gut an die tollen Flugvorführungen erinnern. Während der Flugveranstaltung mussten alle Straßen im näheren Umfeld gesperrt werden.

Schäden wurden beglichen

Die von den damaligen Flugschauen betroffenen Landwirte aus Schwabach, Forsthof, Uigenau und Obermainbach wurden für die entstandenen Flurschäden entschädigt.

Wer heute bei uns noch Flieger aufsteigen und landen sehen will, muss zum Flugplatz bei Gauchsdorf fahren. Dieser wird von der Fliegervereinigung Schwabach e.V. betrieben, die vor kurzem ihr 85-jähriges Bestehen feierte.
www.flugplatz-schwabach.de

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