Andreas Neuner: "Demokratie braucht Engagement"

7.9.2017, 05:58 Uhr
Andreas Neuner:

© Foto: Lea-Verena Meingast

Für Politik hat er sich schon immer interessiert und gerne darüber diskutiert: (49), Antiquitätenhändler aus Rückersdorf. Als er 40 wurde, sagten Freunde zu ihm: "Du redest immer, aber du machst nichts." Das wollte er ändern und trat in die FDP ein, "weil ich mit ihr die größte Schnittmenge habe". Für die FDP möchte er in den Bundestag ziehen und sich besonders in der internationalen Politik, EU-Politik sowie bei Integration und Bildung einbringen. Neuner kandidiert im Stimmkreis Roth.

Merkels "Arbeitsverweigerung"

Andreas Neuner ärgert sich über den aktuellen Wahlkampf. "Was Merkel macht, ist doch Arbeitsverweigerung", sagt er. Sie müsse den Leuten doch sagen, was sie vorhabe, wenn sie gewählt werden will. "Ein einfaches ,Weiter so‘ finde ich zu wenig."

Er ist unzufrieden mit der Regierung, wie sie in der Flüchtlingskrise mit Griechenland und Italien umgegangen sei zum Beispiel. "Wir brauchen ein partnerschaftliches Europa. Da kann man nicht einfach sagen, wir machen das jetzt so, und alle müssen mitziehen — ohne dass vorher richtig miteinander geredet wird", findet er.

Europa sei ein Friedensprojekt, an das er fest glaube. "Viele sehen alles nur negativ, vergessen aber die positiven Seiten, dass seit mehr als 70 Jahren Frieden herrscht und wir offene Grenzen haben", sagt der 49-Jährige.

Neuner wurde in Nürnberg geboren und ist in Rückersdorf aufgewachsen — auf einer Hühnerfarm. "Es war eine bäuerliche Kindheit nahe der Stadt", sagt er. Noch heute fühlt er sich "als Nürnberger und als Rückersdorfer".

Erfahrung im Ausland

In Erlangen hat er Politikwissenschaften, Geschichte, spanische und portugiesische Literaturwissenschaft studiert. Er hat Aufenthalte in Spanien, Mexiko und Brasilien verbracht und im Anschluss an das Studium mehrere Jahre als Reiseleiter in Spanien und Portugal gearbeitet. Während des Studiums lernte er seine Frau kennen, die aus der Slowakei stammt und Kinderärztin ist. Mit ihr hat er zwei Kinder: Eliana (13) und Juraj (9), die zweisprachig aufwachsen. "Als ich Familie hatte, wollte ich nicht mehr 200 Tage im Jahr verreist sein."

Andreas Neuner gründete einen Kunst- und Antiquitätenhandel. "Ich mochte schon immer schöne Dinge: Gemälde, Skulpturen und kunstgewerbliche Gegenstände, die von den Epochen erzählen." Zudem sei es ein kommunikativer Beruf, bei dem man herumkomme.

Neuner ist ein viel beschäftigter Mann: Mehrmals im Jahr ist er noch als Reiseleiter in Portugal tätig, bietet Stadtführungen in Nürnberg an und trainiert ehrenamtlich Acht- und Neunjährige im Fußball.

>>>Die Direktkandidaten im Wahlkreis Roth im Überblick<<<

Seit seiner Jugend schreibt er historische Romane, Fantasy-Bücher sowie Kinder- und Jugendliteratur — "bisher ohne den großen Durchbruch", sagt er und fügt hinzu: "Ich wandere gerne, mache Escrina, asiatischen Schwertkampf, lese Fantasybücher und fahre gern Motorrad."

"Der Staat mischt sich meiner Meinung nach in zu viele Dinge ein. Das möchte ich ändern", sagt Andreas Neuner. Er möchte weniger Bürokratie in Deutschland. "Da schlage ich oft die Hände über dem Kopf zusammen", sagt er kopfschüttelnd. Er findet, der Staat solle die Rahmenbedingungen setzen, aber es sollte auch Möglichkeiten geben, Dinge individuell zu gestalten. Und da sei die FDP die einzige Partei, die das fordere. "Dabei werden wir als FDP oft in die falsche Richtung geschoben", glaubt er. Bei der Finanzkrise sei das passiert. "Ich finde es schrecklich, dass da keine Verantwortung für diese Exzesse übernommen wird", betont er. Die Mehrheit der FDP-Mitglieder seien aber Mittelständler, nicht Manager.

Die Ursachen bekämpfen

Internationale Politik ist Neuner wichtig. "Die aktuelle Regierung ist doch konzeptlos, wie wir die Flüchtlingsursachen bekämpfen wollen." Die Entwicklungshilfe müsse verändert werden. "Wir sollten schauen, wo wir das Geld besser investieren können, zum Beispiel in Mikrokredite an Frauen — da kenne ich einige sehr gute Beispiele", sagt er.

Integration und Bildung liegen ihm sehr am Herzen. "Jede Partei sagt ja immer, sie will mehr Geld in Bildung investieren — das muss endlich auch mal umgesetzt werden." Er sehe an seinen eigenen Kindern, wie notwendig das sei. Es müssten mehr Lehrer eingestellt werden und das letzte Kindergartenjahr solle verpflichtend sein.

"Wenn Flüchtlingskinder Schwierigkeiten haben mitzukommen, muss es da schon kostenlose Kurse für sie geben", fordert er. Denn Versäumnisse seien später zu sehen. "Es heißt immer, wir wollen keinen zurücklassen, aber ich habe das Gefühl, dass das ständig passiert", so Neuner.

Realistische Chancen, gewählt zu werden, hat Neuner nicht. Direktmandate sind für die FDP nahezu unerreichbar. Und auf der bayerischen FDP-Landesliste steht er nur auf dem aussichtslosen Platz 52. "Als Seiteneinsteiger ist es immer schwer", meint er dazu. Aber: "Die Themen sind mir einfach wichtig. Und Demokratie braucht Engagement, deshalb mache ich es."

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