Appetit auf Zweitliga-Basketball wächst

15.3.2019, 15:44 Uhr
Appetit auf Zweitliga-Basketball wächst

13 Jahre ist es nun her, dass Angelika "Angie" Walden den Post-SV Nürnberg verließ. Dort war sie nicht nur Spielerin in der Regionalliga-Mannschaft, sie konnte auch als Stellvertretende Abteilungsleiterin an den Stellschrauben der Abteilung drehen. Eine Veränderung im Umfeld der Damenmannschaft sorgte beim Post-SV aber für einen Umbruch – nicht nur Walden verließ Team und Verein. Ohne Basketball, das hat sie schnell erkannt, ging es nicht. So suchte sie sich ein neues Betätigungsfeld, möglichst in der Nähe ihres Wohnortes. Damals hat Familie Walden in Rednitzhembach ein Haus gebaut.

In Frage kamen Roth, wo unter dem Dach der SpVgg "bereits seit Jahren gute Arbeit geleistet wurde", Rednitzhembach oder die Basketballer des TV 1848 Schwabach. Schließlich entschied sich Angelika Walden für Schwabach — zweifellos der interessanteste Standort auf Grund der Nähe zum Großraum Nürnberg. Natürlich erhoffte man sich auch die eine oder andere personelle Perspektive aus anderen Basketball-Clubs der Region.

Das Problem am Standort Schwabach war einzig und allein die Tatsache, dass es beim Turnverein noch keine Damenmannschaft gab. Dafür aber mit Gerda Braun eine erste Vorsitzende, die sich sofort interessiert zeigte. "Wir trainierten zunächst einmal in der Jahnhalle!" erinnerte sich Walden. Insider wissen, dass diese Sportstätte über keine Basketball-Körbe verfügt. Das machte aber nichts, denn Gerda Braun hat kurz vorher von irgendwoher mobile Basketball-Körbe besorgt. Zusammen mit einer Halle und neuen Bällen war also alles vorhanden, was man zum Basketball benötigt.

Dem Start in eine neue Ära konnte also nichts im Wege stehen. Nicht einmal die Männer der Basketball-Abteilung, die das Bemühen ihrer neuen "Kollegin" eher mitleidig belächelten. "Das schafft die nie und nimmer", kommentierten die männlichen Kollegen aus der Abteilungsspitze das Vorhaben, in möglichst kurzer Zeit eine Damenmannschaft für den Rundenspielbetrieb aufzustellen. Unterstützung erfuhr Angie Walden da zwar durch die eine oder andere Spielerin und Funktionärin, die vom Post-SV mit nach Schwabach gewechselt waren, aber "bis eine Stunde vor unserem ersten Spiel, war noch nicht klar, wer alles auf dem Parkett stehen würde".

Soviel vorneweg: Es stand eine Mannschaft auf dem Parkett, noch dazu eine gute, die gleich auf Anhieb den Aufstieg schaffte. Auch Katharina Kreklau zählte damals schon zu den Leistungsträgerinnen. Walden und Kreklau feierten danach gemeinsam noch sehr viele Erfolge und Aufstiege. Auch Trainer wechselten. Herbert Geishöfer, der zuvor Damen- und Herren-Bundesliga trainiert hatte, oder Jonas Leimert, mit dem erstmals professionelle Strukturen in die Basketballabteilung einzogen, nannte Angie Walden stellvertretend für alle: "Sie haben eine Super-Qualität in unsere Abteilung gebracht!"

Ein Fulltimejob

Mit der Entscheidung, eine 2. Damenmannschaft als Unterbau für die "Erste" zu installieren, ging es endgültig in die richtige Richtung. Für Angelika Walden ist Basketball beim TV 1848 längst ein Fulltimejob: "Ich mache eigentlich nichts anderes als Basketball!" Das beginnt im Verein und setzt sich fort an den Grundschulen, wo sie sich über die Jahre einbrachte und den Sportunterricht übernahm. Auf diese Art und Weise hat sie für ihren Sport geworben, wovon letztlich auch der Turnverein profitierte.

Inzwischen ist der TV 1848 im Frauen- und Mädchen-Basketball absolut führend in Mittelfranken. Das kam nicht von ungefähr, darin steckt jede Menge Arbeit. Auch jetzt, auf dieser hohen Stufe des Erfolgs, hört Angelika Walden nicht auf, für ihren Sport und ihren Verein zu werben. Sie sucht Kinder, die Spaß haben am Basketball. Und sie sucht nach Erwachsenen, die sich dem inzwischen auf 26 Personen angewachsenen Trainerteam des TV 1848 anschließen wollen.

Mit dem Aufstieg der 1. Damenmannschaft in die 2. Bundesliga Süd war allerdings ein Punkt erreicht, der auch eine Strukturänderung erforderlich machte. Die Ausgliederung des Teams (Kia Metropol Baskets) aus dem Hauptverein war der logische Schritt auf dem Weg zum Profisport. Wieder musste Angelika Walden ihre Hausaufgaben machen, mit vielen Repräsentanten von Erst- und Zweitligisten telefonieren, um die richtige Entscheidung zu treffen: eine Schwabacher Basketball-GmbH mit Angelika Walden als Gesellschafterin. In Hauptsponsor Jochen Scharf fand sie den Partner, der das Projekt auf gesunde finanzielle Füße stellen soll und mit dem sie sich ergänzte. Der ließ durchblicken, dass die Kia Baskets bereits in ihrer ersten Zweitligasaison durch ihr forsches Auftreten für verschiedene Firmen dieser Region eine interessante Adresse geworden seien. Scharf hat bereits durchblicken lassen, zur neuen Saison ebenfalls als Gesellschafter eine verantwortungsvolle Position in der GmbH zu übernehmen.

"Nicht um jeden Preis"

Die Planungen zur neuen Saison in der 2. Bundesliga beginnen die Kia Baskets zwar nicht unbedingt wieder bei Null, aber ab jetzt müsse man die Augen offen halten, um auch in der neuen Saison eine schlagkräftige Mannschaft zu stellen. "Wir wollen uns natürlich weiterentwickeln. Sportlich kann es natürlich noch ein Stück nach oben gehen!" so Walden. Wie weit, das müsse sich zeigen. "Klar, ich bin Sportlerin und als solche will ich jedes Spiel gewinnen — aber nicht um jeden Preis", fügte sie hinzu. Will heißen, dass sämtliche Verpflichtungen gut durchdacht sein und ins Konzept passen müssen.

Natürlich braucht man bei der Verpflichtung von Verstärkungen auch das Quäntchen Glück. Mit Brooke Le Mar haben sie großes Glück gehabt. Dabei hatte man die Aufbauspielerin erst gar nicht auf dem Schirm. "Wir hatten uns mit dem uns betreuenden Agenten bereits auf eine andere Spielerin für diese Position geeinigt, aber die war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt", erzählte Walden. Die Agentur entschuldigte sich und bemühte sich sehr um Ersatz, und dann kam Brooke ins Spiel.

Telefonat aus dem Urwald

"Obwohl wir uns sehr um sie bemüht hatten, nachdem wir umfangreiches Videomaterial gesichtet und ausgewertet hatte, sagte sie uns Mitte August dann doch ab. Aus meinem Thailand-Urlaub, mehr oder weniger aus dem Urwald, habe ich sie dann direkt in Los Angeles angerufen — und ihr mitgeteilt, dass ein Wechsel nach Schwabach die richtige Entscheidung wäre. Sie hat sich überreden lassen. Dann setzten wir uns in den Flieger, meine Familie in Thailand, Brooke in LA — in Deutschland trafen wir uns schließlich!" Der Rest ist bekannt — Brooke habe sich bestens eingelebt, wurde die erhoffte Verstärkung und betreute gemeinsam mit Tochter Mila Walden die U14, inzwischen ist sie aber wieder zurück in LA.

Ob sie noch einmal nach Schwabach kommt? Wir hätten es gerne und wollen alles dafür unternehmen, so Walden. Aber ob die Tränen ihrer U14-Mädels beim Abschied das Herz von Brooke Le Mar erweichen konnten, zu bleiben? Man wird sehen. Auf Grund ihrer starken Leistungen wird sie bestimmt in den Notizbüchern vieler Erst- und Zweitligisten stehen. "Außerdem", glaubt Angie Walden, "tendiert sie wohl zu einem Land, in dem es wärmer ist als in Deutschland. Möglicherweise ein Land, in dem Spanisch gesprochen wird. Ihre Mutter kommt nämlich aus Mexiko."

Bis dahin werden sie bei den Kia Baskets wieder viele Videoaufnahmen sichten müssen, um gewappnet in die neue Saison zu gehen. "Wir planen, mit zwei Profis", so die Gesellschafterin. Offen ist noch, ob mit Shantrell Moss verlängert wird. Die US-Amerikanerin, die ja erst nach der Vorrunde aus Speyer nach Schwabach gewechselt war, wurde nicht als Profi geführt. Die Studentin der Sportwissenschaft strebt im Fernstudium ihren Doktortitel an.

Die dringlichste Personalie freilich ist der Trainer. Der Vertrag von Tom Gieritz läuft ebenfalls zum Saisonende aus. "Mit ihm werden wir als erstes über eine mögliche Vertragsverlängerung reden müssen", so Angelika Walden. Erst dann gehen ab Mai die Planungen für die neue Saison in die richtig heiße Phase. Für die zweite Damenmannschaft scheint derweil der Zug in die Regionalliga abgefahren, was Angelika Walden bedauert, denn in dieser Klasse hätten die Mädchen mit wenig Spielzeit in der 2. Bundesliga eine attraktive Spielmöglichkeit. Den Männern wünscht sie trotz der misslichen Lage im Tabellenkeller der Bezirksoberliga noch viel Glück im Abstiegskampf. "Für die sportliche Entwicklung bei den Basketballern wäre es absolut schlimm, sollte die Erste absteigen", glaubt Walden.

Keine Kommentare