Arno Strobel bei LesArt: Spannung pur in düsterem Dorf

14.11.2015, 08:38 Uhr
Arno Strobel bei LesArt: Spannung pur in düsterem Dorf

© Foto: Robert Schmitt

Arno Strobel hat ziemlich lange ein Geschäft betrieben, das aus heutiger Sicht durchaus anrüchig genannt werden könnte. Der 1962 in Saarlouis geborene Informatiker hat Banken in Luxemburg beraten. Für ihn spricht, dass er diesen Job bereits vor der Finanzkrise an den Nagel gehängt hat.

Mit 40 hat er sich dem zugewandt, was bei ihm als Neunjährigem mit zwei Winnetou-Bänden ausgelöst worden ist: Der Liebe zur Literatur. „Von da an habe ich alles gelesen, was mir in die Finger kam.“

Heute gehört Arno Strobel zu den Thriller-Autoren Deutschlands, dessen Bücher immer in den Bestsellerlisten landen. Bei LesArt stellte er sein jüngstes Werk vor, gab umfangreiche Einblicke in seine Schriftstellergeschichte wie auch seinen Schreibprozess und weckte die Neugier auf eine Handvoll Kurzgeschichten aus seinen Anfängen.

„Das macht Lust auf mehr“, sagte eine Zuhörerin, nachdem er die erste vorgelesen hatte. In der Synagoge sitzen wie fast immer bei LesArt ganz überwiegend Frauen, was insbesondere Moderator Roland Oeser verblüfft. „Ist es die allgemeine Liebe am Lesen oder das Genre?“

Mit 14 Jahren ist aus einem Phantasieaufsatz Strobels erste Veröffentlichung geworden. Sie erschien in der Saarbrücker Zeitung. Seine Lehrerin hatte das Werk über den Amazonas, eine Bande Schmuggler und einen gefeierten Fernsehstar einem befreundeten Redakteur gegeben.

Jene Kurzgeschichten, von denen er drei vorträgt, waren für ihn vor etwa zwölf Jahren der Einstieg in die Autorenlaufbahn. „Ich lese sie deshalb immer nur für die Besucher meiner Lesungen“, sagt er. Als Sammelband gibt es die 26 Literaturstücke freilich auch.

„Jeder Autor ist die Summe seiner Bibliothek“, sagt Arno Strobel. „Ich habe früh begonnen, Steven King zu lesen.“ Er sei fanatisch nach ihm. Dass ihn der Großmeister des modernen Horrors für immer inspiriert hat, belegt sein neuer Roman.

„Das Dorf“ handelt von einem dunklen Weiler in Mecklenburg-Vorpommern, in dem Menschen festgehalten werden oder verschwinden, Reifen zerstochen werden und kaum Telefone geschweige denn Funknetze existieren. Auch sonst prägen das Dorf unerklärliche Vorfälle und recht makabere Bewohner.

Zuerst habe er immer die Idee zu einer Geschichte, dann suche er sich den passenden Ort dazu aus, erklärt Strobel. Dass Ort und Idee dann zu einer echten Einheit verschmelzen, das ist kein Zufall. „Recherchereise“ heißt das Zauberwort. Arno Strobel besucht jeden ins Auge gefassten Schauplatz, um sich dort nicht nur umzusehen. Er dokumentiert auch. Eine Woche war er dort, wo die Namen der Dörfer alle auf „-ow“ enden, hat er notiert, fotografiert und gefilmt. Alles Grundlagen für möglichst authentische Gänsehautschilderungen. „Die Orte waren genau das, was ich gesucht hatte: Dunkel, trist, neblig — mit 30 Prozent verfallener Häuser. Vom Rest war nur die Hälfte bewohnt.“

Wo er denn seine Ideen hernimmt? „Aus meinem direkten Umfeld und den verhaltensauffälligen Personen dort.“ Das stimmt natürlich nur bedingt, denn er spinnt die Anregungen immer in einer besonderen Art weiter. Einer Art, für die vielleicht eine dunkle Seite der Persönlichkeit Voraussetzung ist. Luxemburger Banken färben ab.

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