Wendelsteiner Badhaus im Freilandmuseum besucht

Ausflug in Wendelsteins Vergangenheit

30.8.2021, 06:00 Uhr
Das Wendelsteiner Badhaus im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim. Wegen eines Hochwasserschadens ist es derzeit nicht zugänglich, die Radfahrer aus St. Junien (Frankreich) und Zukowo (Polen) durften ausnahmsweise hinein. 

© Norbert Wieser, NN Das Wendelsteiner Badhaus im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim. Wegen eines Hochwasserschadens ist es derzeit nicht zugänglich, die Radfahrer aus St. Junien (Frankreich) und Zukowo (Polen) durften ausnahmsweise hinein. 

Zum Besuch der 37 Radler aus den Partnerorten gehörte auch ein Ausflug in die Vergangenheit Wendelsteins. Sie besuchten das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim. Im Freilandmuseum ist das Badhaus aus Wendelstein wieder aufgebaut worden. Eigentlich hätte das mächtige Gebäude am 25. September nach vier Jahren intensiver Forschung und dem Wiederaufbau offiziell eröffnet werden sollen.

Die Eröffnung war schon für 2020 geplant gewesen, wurde allerdings wegen Corona verschoben. Weil das Hochwasser im Juli das Badhaus stark in Mitleidenschaft gezogen hat, wird die Eröffnung nun erneut verschoben auf das Jahr 2022. Im Badhaus stehen verschiedene Pumpen und Trocknungsgeräte, um die Feuchtigkeit herauszubekommen. Eigentlich ist es geschossen, doch die Wendelsteiner und ihre Gäste erhielten ausnahmsweise Zutritt.

Das 1450 errichtete Badhaus stand in Wendelstein rechts am Eingang in den Altort, direkt am Schwarzach-Ufer. Dort führte es ein Schattendasein und verfiel langsam. 2012 wurde es in Wendelstein abgebaut, beziehungsweise geborgen. 2017 begann sein Wiederaufbau im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim, in der Baugruppe Mittelalter.

Fünf Mietwohnungen im Badhaus

Das Badhaus-Erdgeschoss ist vom Obergeschoss komplett getrennt. Während unten die Badstube war, wohnten Mieter, sogenannte „Beständner“, teilweise recht beengt, oben. Fünf Mietwohnungen wurden im Badhaus nachgewiesen, drei im ersten Stock und zwei weitere darüber, unter dem Dach. Damit wohnten im Badhaus wohl einmal zehn bis 15 Personen. Die drei Wohnungen im ersten Stock waren durch drei voneinander getrennte Eingänge erschlossen.

Als das Badhaus noch in Wendelstein stand, war das Erdgeschoss auf der Straßenseite zugeschüttet, die Straße lief knapp unterhalb vom ersten Stock. Die Eingänge zu den Wohnungen im Obergeschoss waren zu erreichen über lediglich eine Handvoll Stufen. Jetzt, in Bad Windsheim, steht das Badhaus frei. Gut zu erkennen ist, dass eine lange Treppe vom Boden nach oben reicht.

Der Haupteingang ins Badhaus befindet sich an der Stirnseite des Gebäudes. Bis 1840 lebte ein Bader in dem Haus. Der Bader war früher auch Wundarzt.

Abziehstube und Schwitzbänke

Nach dem Betreten des Gebäudes entkleideten sich die Badegäste in der mit einem Kachelofen beheizten Umkleide- oder „Abziehstube“. Dann ging es vorbei am Schürraum und der Wasserversorgung in die eigentliche Badstube. Dort wuschen zuerst Bademägde die neu ankommenden Gäste mit Lauge ab. Anschließend setzten sich die Badegäste auf die an der Wand neben dem Ofen stufenweise ansteigenden Schwitzbänke. Zum Bade-Ritual gehörte das sogenannte „Reiben“: Zur Steigerung der Durchblutung der Haut bearbeitete ein Badeknecht oder der Badegast selbst seine Haut mit Büscheln aus Eichenlaub.

Der beim Übergießen der Badsteine im großen Ofen immer wieder neu entstehende Dampf brachte die Badegäste ins Schwitzen. Dazwischen erfolgten Abgüsse mit immer kälter werdendem Wasser. Die wohlhabenderen Kunden des Baders konnten zudem ein Wannenbad nehmen. Der Reiz eines Badstubenbesuchs bestand jedoch vor allem im geselligen Austausch mit den anderen Badegästen auf den Schwitzbänken.

Ausstellung über das Baderwesen

Das Thema Baderwesen wird in Bad Windsheim derweil erläutert in der Sonderausstellung „Schwitzbaden, Schröpfen und Kurieren“ in der Ausstellungsscheune aus Betzmannsdorf. Diese Ausstellung trägt den Titel „Sauberkeit zu jeder Zeit! Hygiene auf dem Land“. Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem Baderwesen in Franken.

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