Baulückenkataster: Freie Grundstücke sollen bebaut werden

22.10.2020, 11:48 Uhr
Baulückenkataster: Freie Grundstücke sollen bebaut werden

© Foto: www.digitale-luftbilder.de/Oliver Acker

Nicht alle sind hässlich und unpassend, manche sogar hübsch anzuschauen. Aber verwunderlich wirken sie immer: Baulücken.

Wie ein hohler Zahn mitten im ebenmäßigen Gebiss kann ein Grundstück wirken, auf dem nichts ist als Grün. Häufig wuchert das Grün, weil in dem Geviert zwischen gut gepflegten Reihen- oder Einfamilienhäuschen niemand mäht und zupft und schneidet. Weil das Geviert nicht bebaut ist.

Für die Nachbarn bietet so ein unbebautes Grundstück hie und da zwar eine attraktivere Aussicht als eine zwei- bis dreistöckige Hauswand, aber immer mehr Stadtverwaltungen sagen: So geht’s nicht weiter. Aus gutem Grund, denn der verbleibende Platz für Wohnbebauung wird immer knapper. Und die Wohnungsnot herrscht nicht nur in den Großstädten.

Deshalb wird vielerorts beschlossen, Kataster der Baulücken zu erstellen. Auch in Roth und Schwabach. Die Stadt Hilpoltstein sitzt ebenfalls praktisch schon in den Startlöchern, man wartet jedoch gerade noch auf das Programm eines Anbieters, um die Daten mit schon vorhandenen Daten kombinieren zu können.

Mit den Katastern sollen all die bisher unbebauten, teils mit wildem Grün bewachsenen Grundstücke erfasst und registriert werden.

Erstes Zwischenergebnis

In Roth hat der Stadtrat die Einführung des Katasters im vergangenen Jahr beschlossen, jetzt hat Stadtbaumeister Wolfgang Baier ein erstes Arbeitsergebnis vorgelegt. Anhand von Luftbildern und dem Abgleich mit Planunterlagen wurde ermittelt: In der Stadt und den Ortsteilen von Roth gibt es 436 Grundstücke, die nicht bebaut sind, die es aber durchaus sein könnten. Das macht fast 43 Hektar oder 60 Fußballfelder. Allein in der Stadt Roth selbst fallen 164 Grundstücke mit insgesamt gut 15 Hektar darunter. In Eckersmühlen, dem größten Rother Ortsteil, sind es immerhin 72 Grundstücke mit insgesamt 7,5 Hektar.

"Ziel ist, dass die Grundstücke auf den Markt kommen", beschreibt Baier die Absicht der Stadtverwaltung. Dazu werden die Flächen zunächst in vier Kategorien von Typ A bis Typ D unterteilt: Die Grundstücke vom Typ A sind sofort bebaubar, für die B-Flächen ist ein gewisser Beratungs- oder Planungsaufwand nötig, Typ C bedeutet, dass eventuell eine Bauleitplanung nötig ist, und unter den Typ D fallen Grundstücke, für die eine neue Erschließung nötig ist oder die vielleicht noch gar nicht den Status als Bauland besitzen.

Nächster Schritt: An die Eigentümer werden Fragebögen verschickt – mit Fragen wie: Warum bauen Sie noch nicht? Brauchen Sie Beratung? Würden Sie Ihr Grundstück verkaufen? Laut Wolfgang Baier sollen die Fragebögen bis Januar verschickt, beantwortet und ausgewertet werden. Dann soll im Stadtrat diskutiert werden, wie man weiter vorgehen will, damit möglichst schnell gebaut werden kann. Wobei er dem Gerücht von einem möglichen Bauzwang gleich vorbeugen will: "So weit sind wir noch lange nicht."

"Ich bin platt"

"Wow, ich bin platt." Richard Radle, Stadtrat der Grünen, zeigte sich im Stadtplanungsausschuss beeindruckt angesichts der Zahl von umgerechnet 60 Fußballfeldern. Bei so vielen Baulücken in der Stadt – "das ist kein Pappenstiel" – sei es ja fast nicht möglich, noch zusätzlich Baugebiete auszuweisen. Denn auch das freiwerdende Leoni-Gelände mit gut zehn Hektar mitten in der Stadt steht zumindest teilweise für Wohnen zur Debatte.

Schwabacher Grundstücksbörse

Auch in Schwabach will man vorhandene Baulücken im Innenbereich aktivieren und baut dafür ein Baulückenkataster mit einer Grundstücksbörse auf. Mögliche Baulücken oder nur teilweise bebaute Grundstücke, die für die Bebauung in Frage kommen, werden derzeit ermittelt und die Grundstückseigentümer befragt. Die Eigentümer können ihre Flächen über die Homepage der Stadt kostenlos zum Verkauf anbieten. Die Stadt, so ist auf der Homepage der Stadt vermerkt, zieht keinen Nutzen aus eventuellen Grundstücksverkäufen.

Laut Stadtplanungsamt läuft die Befragung der Eigentümer gerade. Über Zahl und Größen der Grundstücke will man sich jedoch nicht äußern, bevor die Bestandsaufnahme den Stadtrat passiert hat. Es gilt aber: Wer Eigentümer einer Baulücke, eines "geringfügig bebauten Grundstücks oder eines leer stehenden Gebäudes" ist und das Grundstück zum Verkauf anbieten will, kann mit dem Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Telefon (0 91 22) 8 60-5 05, Kontakt aufnehmen.

Warten auf die Software

Auch die Stadt Hilpoltstein will ihre Baulücken registrieren, wartet aber noch auf die geeignete Software. Laut Bürgermeister Markus Mahl ist ein Kataster "sinnvoll", weil im Stadtgebiet "relativ viele freie Bauplätze in privater Hand sind und der Kauf kaum oder nur unter sehr hohen Konditionen möglich ist". Die Kommune habe da leider keine Möglichkeiten an der Hand, Richtung Verkauf Druck auszuüben. Eine Chance sieht Mahl zwar in der neuen Grundsteuer C, mit der freie, bebaubare Grundstücke höher besteuert werden können, "aber das ist nur ein erster Schritt".

Übrigens: Bauzwang gibt es in Hilpoltstein schon lange. Für jedes neue Baugebiet legt die Stadt fest, dass der Käufer sein Grundstück innerhalb von drei Jahren bebauen muss. Warum gibt es dann selbst in Baugebieten wie "Über dem Rothsee" trotzdem noch "relativ" viele freie Flächen? "Weil", so der Bürgermeister, "manche Eigentümer die Grundstücke nicht komplett an uns verkauft haben, sondern sich einen Teil als Rückbehalt gesichert haben."

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