Rösterei zertifiziert

Blaues Haus Kaffee: "Klimapositiver" Kaffee aus Schwabach

7.9.2021, 11:07 Uhr
Schwabachs "Blaues Haus Kaffee" kann sich nun "klimapositives Unternehmen" nennen. Peter Güttinger und Heather Denny mit dem Zertifikat. "Das zeigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben." Oberbürgermeister Peter Reiß (rechts) gratuliert dazu.   

© Günther Wilhelm, NN Schwabachs "Blaues Haus Kaffee" kann sich nun "klimapositives Unternehmen" nennen. Peter Güttinger und Heather Denny mit dem Zertifikat. "Das zeigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben." Oberbürgermeister Peter Reiß (rechts) gratuliert dazu.   

Jeder Beitrag zählt. Auch der eines kleinen Unternehmens wie dem "Blauen Haus Kaffee". Das haben sich die beiden Betreiber Heather Denny und Peter Güttinger gedacht. Vor sieben Jahren haben sie Schwabach erste und einzige Kaffeerösterei gegründet. Die Unternehmensphilosophie: hochwertiger Kaffee. Der unternehmerische Mut hat sich gelohnt. "Es läuft super", sagt Peter Güttinger.

"Wie sieht CO2-Bilanz aus?"

Nun gehen sie wieder voran. Von Klimaschutz zu reden ist das eine. "Wir wollten aber genau wissen: Wie sieht eigentlich unsere CO2-Bilanz aus?", erklärt er. Die Antwort auf diese Frage lieferte die Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung "Fokus Zukunft". Die unterstützt Firmen in Deutschland und Österreich in Sachen Nachhaltigkeit und erstellt eine Art CO2-Fußabdruck.

Völlig klimaneutral ohne jede Kohlendioxidproduktion funktioniere der Welthandel mit Kaffee leider nicht. "Der Hauptfaktor ist der Transport", erklärt Güttinger. "Denn der Kaffee wächst am Äquator. Wir beziehen unseren Kaffee von überall her: Brasilien, Nicaragua, Peru, Guatemala, Äthiopien, Ruanda, Indonesien, Indien", nennt Heather Denny eine Reihe von Beispielen.

Über mehrere Wochen hat das "Blaue-Haus"-Duo mit der Beratungsfirma alle Betriebsabläufe analysiert. Ergebnis: "Jetzt wissen wir, dass wir vier Tonnen Kohlendioxid pro Jahr reduzieren müssten, um klimaneutral zu sein", erklärt Peter Güttinger. Das aber sei trotz aller Anstrengung kaum möglich.

Doch deshalb nichts zu tun, sei keine Option. "Die Idee ist: Kompensation", so Güttinger. Dieser Ausgleich erfolgt durch die Unterstützung von klimafreundlichen Initiativen, an denen man sich durch den Kauf von Zertifikaten beteiligen kann. Heather Denny und Peter Güttinger haben sich in Absprache mit der Beratungsfirma für ein Waldprojekt in Brasilien entschieden. Es soll die Abholzung von Regenwald vermeiden helfen und bereits gerodete Flächen wieder aufforsten.

Acht statt vier Tonnen

"Um die vier Tonnen auszugleichen, hätten wir vier Zertifikate kaufen müssen, wir haben aber acht bezahlt." Fokus Zukunft hat deshalb die Rösterei nicht nur als klimaneutral, sondern sogar als "klimapositiv" zertifiziert. Die konkrete Summe, die sie sich dieses freiwillige Stück Umweltschutz kosten ließen, wollen sie nicht in der Zeitung lesen. Die Bewertung des CO2-Abdrucks hänge auch ganz von der Größe des Unternehmens ab.

"Wir wollen auch nicht tönen, wie cool wir sind", sagt Peter Güttinger. "Und wir möchten uns auch nicht freikaufen", ergänzt Heather Denny. Denn Umweltschutz sei in der Kaffeerösterei kein neues Thema. "Wir bieten keine Industrieware. Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Unser Kaffee ist eher wie hochwertiger Wein oder Whiskey", sagt Peter Güttinger. Hohe Ansprüche stellen die beiden aber nicht nur an den Geschmack.

"Wir achten bei der Auswahl unserer Rohkaffees ganz besonders darauf, dass die Hersteller alles tun, um nicht nur einen hochwertigen Kaffee zu produzieren, sondern auch darauf, wie er hergestellt wird. Unser Kaffee ist keiner, für den Bäume gerodet werden. Wir achten auf eine nachhaltige Bepflanzung", betont Heather Denny. Deshalb recherchiert sie genau, bei welchen Bauern und welchen Kooperativen sie den Kaffee kauft. "Keiner unserer Partner verwendet Pestizide", nennt sie ein weiteres Beispiel.

"Das ist unser Weg"

Auch in Schwabach selbst versuchen die beiden, Klimaschutz zu leben. "Wir kaufen regional ein, beziehen Ökostrom von den Stadtwerken, benutzen ausschließlich recycelte Verpackungen ohne Aluminium, obwohl diese Verpackung doppelt so teuer ist", erklärt Heather Denny.

Das "klimapositive" Zertifikat setzt das nun fort. "Das ist einfach unser Weg. Und das Zertifikat ist der Beweis, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Das erwarten unsere Kunden von uns."

"Wir lehnen uns aber nicht zurück", versichert Peter Güttinger. Vielmehr hat er eine Idee: eine Art "Allianz" unter Schwabacher Einzelhändlern für konkrete Schritte zur Klimaneutralität. "Gemeinsam kann man mehr erreichen. Vielleicht entsteht ja eine Dynamik."

Das würde auch OB Peter Reiß freuen, der sich in der Rösterei über das neue Zertifikat bei einem Besuch informiert hat. Kaffee als typisches Produkt einer globalisierten Welt sei immer mit Umweltbelastungen verbunden, so Reiß. "Umso wichtiger ist es zu sagen: Wir kompensieren das. Das ist eine Entwicklung, die im Kommen ist. Hoffentlich zumindest."

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