Busfahrer René Scheuba: "Ein Danke ist selten"

2.5.2019, 10:23 Uhr
Busfahrer René Scheuba:

Ach, was waren das für Zeiten, als Schulklassen noch bei jeder Gelegenheit "Ein Hoch auf unseren Busfahrer!" anstimmten. Grau ist dagegen die Realität der Angestellten, die Tag für Tag ihre Mitbürger durch die Gegend kutschieren. Herumschlagen müssen sie sich mit notorischen Schwarzfahrern, jugendlichen Flegeln und alkoholisierten Radaubrüdern – und dann soll der Bus sich auch noch stets pünktlich durchs Verkehrschaos schlängeln.

So ein Busfahrer hat es nicht leicht. Natürlich wird er bezahlt, aber beim Schwabacher Stadtverkehr ist man überzeugt: Ein Dankeschön wäre hier und da angebracht. Der Stadtverkehr und das "BUSFahrer"-Magazin haben deshalb den "Tag des Busfahrers" ins Leben gerufen. Am Dienstag, 14. Mai, ist es soweit.

Einfach mal Danke sagen

Im Vorfeld läuft die Aktion "#DankDemBusfahrer" auf der Internetseite des Stadtverkehrs www.schwabach-mobil.de und auf der Facebookseite der Stadtwerke, wo man den Busfahrerinnen und Busfahrern einfach mal Danke sagen kann oder ein Kompliment machen.

"Wir möchten mit dem Tag des Busfahrers für mehr Toleranz und Respekt gegenüber unseren Fahrern werben. Freuen würden wir uns natürlich auch, wenn sich andere Verkehrsbetriebe in der Region und darüber hinaus an der Aktion beteiligen", so Betriebsleiter Tobias Mayr. Am 14. Mai wird dann Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf im Rahmen des Aktionstages die Dankesworte gemeinsam mit Tobias Mayr und Sascha Böhnke vom "BUSFahrer-Magazin" persönlich an die Fahrer übergeben.

"Die meisten Passagiere ignorieren uns"

Wir nehmen uns diese Aktion zum Anlass, mit jemandem zu sprechen, der über die schönen und auch die negativen Seiten des Busfahrer-Berufs Auskunft geben kann. Der 58-jährige René Scheuba fahrt seit 1990 Bus, zunächst Reisebusse durch ganz Europa, und seit sechs Jahren beim Schwabacher Stadtverkehr.

Herr Scheuba, bedanken sich manchmal Fahrgäste bei Ihnen?

Selten. Es gibt Leute, die sehr nett und freundlich sind, aber es sind nicht viele. Die meisten Passagiere ignorieren uns, machen aber auch keinen Ärger. Dann gibt es noch diejenigen, die sich beschweren.

Welches Verhalten von Fahrgästen regt Sie auf?

Wenn zum Beispiel jemand eine Einzelfahrkarte für zwei Euro mit einem 50-Euro-Schein bezahlen will. Manchmal kann ich den eben nicht wechseln. Wenn ich dann sage, dass es nicht geht, finden die Leute doch noch irgendwo ein paar Euromünzen. Da geht mir die Hutschnur hoch.

"Wenn ich fliegen könnte..."

Verspätungen sind auch immer Thema, oder?

Es gibt eben immer wieder Baustellen, wegen denen es zu Verspätungen kommt. Das ist einfach nicht zu vermeiden. Wenn ich fliegen könnte, wär’ ich bei der Lufthansa. Aber die Leute stehen dann schon an der Haltestelle mit Blick auf die Armbanduhr. Dabei geht es nur um Minuten, wenn wir mal zehn Minuten Verspätung haben, dann ist das schon viel.

Sie kommen wahrscheinlich nicht absichtlich zu spät.

Im Gegenteil. Es ist bei Busfahrern eine Frage der Berufsehre: Wir möchten immer pünktlich sein! Aber es geht halt nicht immer.

Wie ist es mit dem Benehmen der Fahrgäste? Mussten Sie schon einmal jemanden rauswerfen?

Das kommt schon vor. Wenn jemand mit acht Promille in den Bus steigen will, dann lasse ich ihn gar nicht erst rein (lacht). Kürzlich musste ein Kollege seinen Bus reinigen lassen. Eine Betrunkene hatte sich erbrochen.

Schüler wollen immer hinten sitzen

War das Verhalten der Leute früher besser?

Ja. Man merkt das an den Schülern nach den Sommerferien. Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wenn die in den Bus steigen, dann ist Party. Das waren früher auch keine Engel, aber so kannte ich das damals nicht. Und sie wollen immer hinten sitzen, dieses Phänomen verstehe ich nicht. Egal, wie lang der Bus ist, die Schüler steigen alle bei der hintersten Tür ein.

Auch der Verkehr ist manchmal nicht ganz einfach, oder?

Ein Bus ist ein unhandliches Gerät. Man muss immer defensiv fahren. Wir haben ja auch keine Kartoffelsäcke an Bord, sondern Menschen. Die Autofahrer sind teilweise sehr rücksichtslos, nehmen uns die Vorfahrt. Eine Vollbremsung mit so einem Bus ist erstens schwierig und zweitens gefährlich für die Passagiere. Ich kannte mal einen Fahrlehrer, der immer gesagt hat: "Schwabach ist eine Oase in Deutschland, wo die Straßenverkehrsordnung nicht gilt." (lacht) In Italien zum Beispiel ist das nicht so, da wird auf Busse viel besser aufgepasst.

Macht man auch schöne Erfahrungen als Busfahrer?

Na klar! Da war zum Beispiel eine Frau, die jeden Tag bei mir mitgefahren ist. Einmal fragte sie: Fahren Sie zum Vogelherd? Ich wunderte mich und fragte: Wollen Sie nach Hause? Sie nickte. Ich lachte und antwortete: Sie wohnen in Forsthof – und genau da fahre ich auch hin, steigen Sie doch bitte ein.

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