Corona: Wird Schwabach "Modellstadt"?

30.3.2021, 06:00 Uhr
Corona: Wird Schwabach

"Das ist ein Zeichen an den Einzelhandel, die Gastronomie und die Kultur", sagt Jürgen Ramspeck, der Pressesprecher der Stadt Schwabach, über Schwabachs Bewerbung, eine der acht "Modellstädte" in Bayern für die "Öffnung mit Intensiv-Schnelltestbegleitung" zu werden.

So heißt das Projekt in der Amtssprache. Man könnte auch sagen: Was Tübingen und Rostock können, soll auch in Bayern möglich sein. Sprich: Einkaufen in geöffneten Läden mit negativem Schnelltest. Auch bei einem Inzidenzwert zwischen 100 und 150.

Viele Bewerbungen

Das Interesse ist groß. Bereits über 70 Bewerbungen sind im Gesundheitsministerium eingegangen. Darunter auch eine "Interessensbekundung" aus Schwabach. "Es gibt ja keinen formalen Antrag", erklärt Ramspeck. OB Peter Reiß und MdL Karl Freller, der die Idee dazu während Söders jüngster Regierungserklärung hatte, haben sich in zwei Schreiben für Schwabach stark gemacht (wir berichten bereits kurz).

Aus dem Landkreis Roth gibt es eine solche Bewerbung nicht. Grund: Dieses Modellprojekt beziehe sich auf Städte, nicht auf Landkreise, so Andrea Raithel, die Pressesprecherin des Landratsamts. "Sollten die Kriterien geändert werden, würden wir neu überlegen."

Angesicht deutlich steigender Fallzahlen stehen die Zeichen eigentlich auf Verschärfung der Maßnahmen. Wie im Landkreis Roth, so liegt nun auch Schwabach seit über drei Tagen über dem Inzidenzwert von 100.

Deshalb gilt ab dem heutigen Dienstag im Einzelhandel wieder lediglich "Click & Collect", also das Bestellen und Abholen der Ware vor der Tür. Zudem wurde wieder eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr verhängt.

"Passende Struktur"

Das Modellprojekt bietet für die acht ausgewählten Städte dennoch eine Öffnungsperspektive. "Noch aber ist vieles sehr vage", sagt Ramspeck. "Wir haben nur gehört, dass in dieser Woche mit der Auswahl begonnen werden soll. Wann dann die Umsetzung beginnen würde, wissen wir nicht."

Was für Schwabach spreche? "Wenn es darum geht, eine überschaubare Modellstadt zu bekommen, die in zentraler Lage ein gut funktionierendes Schnelltestzentrum hat, dann kämen wir in Frage", so Ramspeck. "Schwabach hat die passende Struktur", schreibt Reiß. "Die Innenstadt und das zugehörige Leben ist für diesen Modellversuch auf ein kreisförmiges Gebiet mit einem Durchmesser von zirka 500 Meter, begrenzbar. Großparkplätze an den Randlagen haben überschaubare Zugangswege zur Folge."

Ein wichtiger Aspekt ist die Sicherheit: "Bereits seit Anfang Februar betreibt die Stadt ein Schnelltestzentrum, gemeinsam mit der Johanniter Unfallhilfe. Dieses kommunale Schnelltestzentrum, bei Einrichtung nach Nürnberg das zweite in Bayern und selbst vorfinanziert, ging zunächst im Dreitagesbetrieb pro Woche an den Start, seit 18. März betreiben wir es täglich für sechs Stunden", heißt es in dem Brief.

Wie das in der Praxis aussehen könnte? "Im Gespräch sind die Bereiche Einzelhandel, Gastronomie und Kultur. Ich gehe aber nicht davon aus, dass gleich alle drei gleichzeitig öffnen dürften", so Jürgen Ramspeck.

Eine Art Tagesticket

Die Idee aber sei: "Man geht ins Schnelltestzentrum in den Markgrafensaal, und wenn der Corona-Test negativ ist, erhält man einen Nachweis. Den zeigt man dann in den Geschäften. Also eine Art Tagesticket wie zum Beispiel in Tübingen."

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat inzwischen die Erwartungen gedämpft. Das Modellprojekt solle keine neue Infektionsgefahr schaffen.

"Es geht ja nicht um eine Lockerung durch die Hintertür", so Ramspeck. "Wir verstehen das Modellprojekt so, dass man herausfinden will, wie sich die Inzidenzen bei dieser Strategie entwickelt. Deshalb sagen wir: Auch wir als Stadt Schwabach wollen Verantwortung übernehmen."

Karl Freller berichtet zudem von Unterstützung aus der Schwabacher Wirtschaft: "Die ersten Reaktionen auf die Bewerbung sind sehr positiv." 

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