Denkmalprämierung 2019: Das sind die Preisträger aus Schwabach

14.3.2019, 19:10 Uhr
Zur barocken Stadterweiterung in Schwabach erließ Markgräfin Christiane Charlotte 1726 ein Dekret zum Bau eines Musterhauses. Nahe des Zöllnertors errichtete man 1727 bis 1732 das erste Doppelhaus, das sukzessive um weitere Bauten ergänzt wurde. 1757 bis 1761 kam mehrflügelig das markgräfliche Zucht- und Arbeitshaus dazu, wurde ausgebaut, bis schließlich ab 1843 der mittlerweile eindrucksvoll gewachsene Komplex in der Wittelsbacherstraße 1 zur Schule umgenutzt wurde.
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Schwabach, Wittelsbacher Str. 1, Nordteil

Zur barocken Stadterweiterung in Schwabach erließ Markgräfin Christiane Charlotte 1726 ein Dekret zum Bau eines Musterhauses. Nahe des Zöllnertors errichtete man 1727 bis 1732 das erste Doppelhaus, das sukzessive um weitere Bauten ergänzt wurde. 1757 bis 1761 kam mehrflügelig das markgräfliche Zucht- und Arbeitshaus dazu, wurde ausgebaut, bis schließlich ab 1843 der mittlerweile eindrucksvoll gewachsene Komplex in der Wittelsbacherstraße 1 zur Schule umgenutzt wurde. © Julia Krieger

Die zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Einzelbauten gruppieren sich um zwei Binnenhöfe. Die Sandsteinfassaden entlang des Straßenverlaufs lassen die einzelnen Bauabschnitte erkennen. Mit Zeltdach und Dachreiter hebt sich der Mittelteil der in Schwabach als Altes Deutsches Gymnasium bezeichneten Anlage hervor. Am zur Südlichen Ringstraße liegenden Gebäudeflügel (1907) sitzt zudem ein Erker mit Zwiebeldach.
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Schwabach, Wittelsbacher Str. 1, Nordteil

Die zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Einzelbauten gruppieren sich um zwei Binnenhöfe. Die Sandsteinfassaden entlang des Straßenverlaufs lassen die einzelnen Bauabschnitte erkennen. Mit Zeltdach und Dachreiter hebt sich der Mittelteil der in Schwabach als Altes Deutsches Gymnasium bezeichneten Anlage hervor. Am zur Südlichen Ringstraße liegenden Gebäudeflügel (1907) sitzt zudem ein Erker mit Zwiebeldach. © Julia Krieger

Lange war unklar, was mit dem unansehnlich gewordenen und sanierungsbedürftigen Großbau passieren sollte. Schließlich beschloss die Stadt nach verschiedenen Konzeptionen eine Gesamtsanierung, beginnend in der Nordhälfte der Anlage. Das Dachgeschoss musste schadensbedingt komplett neu aufgebaut werden. Innen ist durch die zahllosen Umbauten nur wenig barocke Substanz vorhanden. Was aber an altem Bestand aus späteren Zeiten erhalten geblieben war – z. B. die Jugendstilfenster mit Beschlägen –, hat man aufgearbeitet. Modernisierungen führte man absolut denkmalgerecht durch. Die komplette Haustechnik wurde im ohnehin erneuerten Dach untergebracht. Ein neuer Aufzug in einem Anbau sorgt für barrierefreien Zugang. Die historische Disposition des Grundrisses blieb weitgehend ungestört. Nach außen sichtbar wird der neue "Lebensabschnitt" vor allem durch die gründliche Überarbeitung der Straßenfassaden. Nicht zuletzt wurden die auf alten Ansichten abgebildeten grünen Fensterladenreihen wieder angebracht, wodurch das stadtbildrelevante, an einer der wichtigen Einfallsstraßen Schwabachs liegende Bauwerk nochmals deutlich gewinnt.
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Schwabach, Wittelsbacher Str. 1, Nordteil

Lange war unklar, was mit dem unansehnlich gewordenen und sanierungsbedürftigen Großbau passieren sollte. Schließlich beschloss die Stadt nach verschiedenen Konzeptionen eine Gesamtsanierung, beginnend in der Nordhälfte der Anlage. Das Dachgeschoss musste schadensbedingt komplett neu aufgebaut werden. Innen ist durch die zahllosen Umbauten nur wenig barocke Substanz vorhanden. Was aber an altem Bestand aus späteren Zeiten erhalten geblieben war – z. B. die Jugendstilfenster mit Beschlägen –, hat man aufgearbeitet. Modernisierungen führte man absolut denkmalgerecht durch. Die komplette Haustechnik wurde im ohnehin erneuerten Dach untergebracht. Ein neuer Aufzug in einem Anbau sorgt für barrierefreien Zugang. Die historische Disposition des Grundrisses blieb weitgehend ungestört. Nach außen sichtbar wird der neue "Lebensabschnitt" vor allem durch die gründliche Überarbeitung der Straßenfassaden. Nicht zuletzt wurden die auf alten Ansichten abgebildeten grünen Fensterladenreihen wieder angebracht, wodurch das stadtbildrelevante, an einer der wichtigen Einfallsstraßen Schwabachs liegende Bauwerk nochmals deutlich gewinnt. © Julia Krieger

Die aufgrund der Komplexität der Anlage nicht ganz einfache Sanierung, verbunden mit der neuen Nutzung, gelang nicht nur als ein Kompromiss. Vielmehr fand man hier zu einem hervorragenden Ergebnis.
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Schwabach, Wittelsbacher Str. 1, Nordteil

Die aufgrund der Komplexität der Anlage nicht ganz einfache Sanierung, verbunden mit der neuen Nutzung, gelang nicht nur als ein Kompromiss. Vielmehr fand man hier zu einem hervorragenden Ergebnis. © Julia Krieger

Während des Dreißigjährigen Krieges eroberten 1632 Wallensteins Truppen Schwabach, das im Anschluss tagelang geplündert und gebrandschatzt wurde. Auch ein am Pinzenberg 15 bestehendes Gebäude fiel den Flammen zum Opfer. Erst 1725 bebaute ein Metzgermeister die schmale Brandbrache in dem in Norden der Altstadt liegenden Handwerkerviertel neu. Dabei wurden die Reste des Vorgängerbaus (inklusive des Felsenkellers) in den weitgehend in Fachwerk errichteten Neubau integriert.
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Schwabach, Pinzenberg 15

Während des Dreißigjährigen Krieges eroberten 1632 Wallensteins Truppen Schwabach, das im Anschluss tagelang geplündert und gebrandschatzt wurde. Auch ein am Pinzenberg 15 bestehendes Gebäude fiel den Flammen zum Opfer. Erst 1725 bebaute ein Metzgermeister die schmale Brandbrache in dem in Norden der Altstadt liegenden Handwerkerviertel neu. Dabei wurden die Reste des Vorgängerbaus (inklusive des Felsenkellers) in den weitgehend in Fachwerk errichteten Neubau integriert. © Julia Krieger

Hanglagebedingt richtet sich der giebelständige Steilsatteldachbau zweigeschossig zum Pinzenberg bzw. dreigeschossig zur tiefer gelegenen Schulgasse und wird von beiden Seiten erschlossen. 1739 und Ende des 19. Jahrhunderts sind Umbauten nachgewiesen, seit den 1960ern blieb das Haust fast ein halbes Jahrhundert unbewohnt.
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Schwabach, Pinzenberg 15

Hanglagebedingt richtet sich der giebelständige Steilsatteldachbau zweigeschossig zum Pinzenberg bzw. dreigeschossig zur tiefer gelegenen Schulgasse und wird von beiden Seiten erschlossen. 1739 und Ende des 19. Jahrhunderts sind Umbauten nachgewiesen, seit den 1960ern blieb das Haust fast ein halbes Jahrhundert unbewohnt. © Julia Krieger

Die GEWOBAU Schwabach erwarb 2012 das durch den Leerstand erheblich geschädigte Gebäude. Eine restauratorische Bestandsuntersuchung dokumentierte zunächst zahlreiche bauhistorisch wertvolle Fundstücke: Lehmwickeldecken, aber auch Quadermauerwerk sowie bauzeitliche Putze, selbst ein "heimliches Gemach" waren noch erhalten.
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Schwabach, Pinzenberg 15

Die GEWOBAU Schwabach erwarb 2012 das durch den Leerstand erheblich geschädigte Gebäude. Eine restauratorische Bestandsuntersuchung dokumentierte zunächst zahlreiche bauhistorisch wertvolle Fundstücke: Lehmwickeldecken, aber auch Quadermauerwerk sowie bauzeitliche Putze, selbst ein "heimliches Gemach" waren noch erhalten. © Julia Krieger

Dem Vorhaben, das Gebäude in zwei Wohnungen aufteilen, kam sehr entgegen, dass bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts das Haus in zwei Wohneinheiten aufgeteilt war. Die verschachtelte Grundrissstruktur behielt man daher bis auf wenige Modifikationen bei. Teil der Gesamtsanierung war u. a. die statische Instandsetzung der originalen Dach- und Fachwerkkonstruktion. Zugunsten der hohen Befunddichte im Inneren gab man den Plan auf, bei der Fassadensanierung das äußere Fachwerk sichtig zu lassen. Man entschied sich, die Fachwerkkonstruktion besser innen sichtbar zu halten und stattdessen mittels Dämmputz außen zu dämmen. Alle erhaltenen Oberflächen sind aufgearbeitet und der Bestand ist für eine zeitgemäße Wohnnutzung substanzschonend modernisiert. Begleitend zur Sanierung erschien eine zusammen mit dem Geschichts- und Heimatverein hervorragend erarbeitete Dokumentation, die eine erstaunliche Menge an Informationen zum Baudenkmal vermittelt. Bleibt nur noch zu wünschen, dass die gelungene Renovierung animierend auf die weitere Umgebung wirkt.
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Schwabach, Pinzenberg 15

Dem Vorhaben, das Gebäude in zwei Wohnungen aufteilen, kam sehr entgegen, dass bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts das Haus in zwei Wohneinheiten aufgeteilt war. Die verschachtelte Grundrissstruktur behielt man daher bis auf wenige Modifikationen bei. Teil der Gesamtsanierung war u. a. die statische Instandsetzung der originalen Dach- und Fachwerkkonstruktion. Zugunsten der hohen Befunddichte im Inneren gab man den Plan auf, bei der Fassadensanierung das äußere Fachwerk sichtig zu lassen. Man entschied sich, die Fachwerkkonstruktion besser innen sichtbar zu halten und stattdessen mittels Dämmputz außen zu dämmen. Alle erhaltenen Oberflächen sind aufgearbeitet und der Bestand ist für eine zeitgemäße Wohnnutzung substanzschonend modernisiert. Begleitend zur Sanierung erschien eine zusammen mit dem Geschichts- und Heimatverein hervorragend erarbeitete Dokumentation, die eine erstaunliche Menge an Informationen zum Baudenkmal vermittelt. Bleibt nur noch zu wünschen, dass die gelungene Renovierung animierend auf die weitere Umgebung wirkt. © Julia Krieger

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