"Der Geist der Toleranz ist der Geist von Schwabach"

19.4.2018, 13:40 Uhr

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Ganz standesgemäß ist der Empfang nicht. "Leider können wir nicht den bayerischen Defiliermarsch bieten", entschuldigt sich Vizesynodalpräsident Walter Schnell. Doch dafür hat er für Ministerpräsident Markus Söder ein dem Anlass angemessenes Geschenk: "Sie dürfen sich ein Kirchenlied aussuchen."

"Von guten Mächten wunderbar geborgen", ruft ihm jemand aus den Reihen der Synodalen zu. Söder versteht die ironische Anspielung auf sein neues Amt als Regierungschef und greift die Idee lächelnd auf. Das gesungene Willkommen setzt den Ton für einen entspannten Besuch an diesem Donnerstagvormittag, dem letzten Tag der Frühjahrssynode.

Söder: "Kirche bleibt wichtig"

Für Markus Söder ist es der erste Auftritt als Ministerpräsident vor der Evangelischen Landessynode. Doch neu ist sie ihm nicht. Im Gegenteil. "Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden, das gebietet schon der Respekt", sagt Söder, der selbst Mitglied dieses "Kirchenparlaments" war und erst ausschied, als es sich abzeichnete, dass er als Ministerpräsident noch weniger Zeit haben würde.

Leicht habe er sich diese Entscheidung nicht gemacht. "Manche Tagesordnungspunkte waren zwar etwas entschleunigend", blickt er launig auf die mehrtägigen Sitzungen zurück. "Aber unterm Strich war es eine tolle Zeit mit vielen faszinierenden Gesprächen. Das war eine 51:49-Entscheidung."

Söder hält keine lange Rede, doch auch in seinem Grußwort skizziert er, wie aus seiner Sicht christliche Grundüberzeugung zu konkreter Politik wird. "Kirche bleibt wichtig und der christlichen Idee fühle ich mich verpflichtet." Daher habe er in seiner ersten Regierungserklärung am Mittwoch einen Schwerpunkt auf "fundamentale Lebensrealitätsfragen" gesetzt. Deshalb das neue Familiengeld, deshalb das neue Pflegegeld, deshalb auch eine Verdoppelung des Angebots im Bereich Hospiz. "Denn es geht auch um die Frage, mit welchem Respekt und welcher Würde wir auf unseren letzten Metern gehen können."

"Kreuz ist keine Anstecknadel"

Zum Schluss geht Söder auch auf die Kontroverse um das Aufhängen von Kreuzen ein. "Ich bin sehr für Religionsfreiheit und natürlich gehören Menschen unterschiedlicher Religion zu unserem Land." Deutschland sei aber ein christlich geprägtes Land, und diese christliche Prägung begründe "die Menschenwürde in einer säkularen Welt".

Für Söder bedeutet dies: "Das Kreuz ist mehr als die Anstecknadel einer Religion. Es ist ein Symbol für unser Land. Deshalb sollten wir es auch sichtbar in Behörden anbringen." Söder erhält dafür großen Schlussapplaus der Synodalen.

"Ich bin Ihnen vor allem dafür dankbar, dass Sie das Kreuz so in den Mittelpunkt gestellt haben", sagt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. "Kreuze müssen aber nicht nur an der Wand hängen, sondern in unseren Herzen sein." Deshalb werde sich die Kirche weiter für die Schwachen einsetzen.

Damit leitet der Landesbischof über zum Leitmotiv dieser Synode: "Missionarisch Kirche". "Das Allerwichtigste für die Mission ist das, was wir selbst ausstrahlen."

Debatte in Respekt und Achtung

Deshalb sei er sehr dankbar über die Art, wie in Schwabach diskutiert worden sei, gerade auch über heftig umstrittene Themen wie die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Die ist künftig erlaubt, ohne für Pfarrer vorgeschrieben zu sein. Rund ein Viertel der Synode ging das aber zu weit.

Der ehemalige Synodale Söder hätte offenbar zur Mehrheit gehört. Er hat diese Weichenstellung in einem Nebensatz als kluge Entscheidung bezeichnet.

Bedford-Strohm hat diese Liberalisierung unterstützt. Mindestens genauso wichtig aber ist ihm der innerkirchliche Zusammenhalt - dass gegensätzliche Positionen in Respekt, Achtung und tiefer Überzeugung diskutiert worden seien. Deshalb gehe von dieser Landessynode ein Signal aus. "Dieser Geist der Toleranz", so der Landesbischof, "ist der Geist von Schwabach."

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