Der "Tanker" war 40 Jahre lang das Rückgrat der Wehr

23.6.2017, 05:58 Uhr
Der letzte (Wasser-) Vorhang ist gefallen.

© Bastian Schröppel (oh) Der letzte (Wasser-) Vorhang ist gefallen.

Als besondere Ehrung empfand es der frühere stellvertretende Kommandant Karl Schröppel, dass ihm das Kommando für die letzte Fahrt übertragen wurde. Er ist der letzte noch lebende Feuerwehrmann, der einst das Fahrzeug in Ulm ab Werk übernommen und überführt hatte.

Begleitet wurde er von seinen Söhnen Wolfgang, früherer Kommandant der Wehr, und Werner, früherer erster Vorsitzender des Feuerwehrvereines. Beide sind heute mit 59 und 56 Jahren noch aktiv und damit nicht nur unter den Dienstältesten, sondern auch unter den letzten Aktiven, die das liebevoll „Tanker“ genannte Fahrzeug vom ersten Tag an bei Übungen und im Ernstfall einsetzen durften.

Mit Blaulicht

Mit ihnen begleiteten zwei Dutzend Feuerwehrleute das Fahrzeug zur Ausmusterungsstelle im Feuerwehrhof Wendelstein, in den man natürlich mit Blaulicht „und Musik“ einfuhr. Nur 23.000 Kilometer brachte er auf den Zähler, solche Geräte sind eben Kurzstreckenfahrzeuge. Zuvor durchfuhr man am Röthenbacher Richterhaus einen Wasservorhang, den die Jugendgruppe mit dem neuen LF 10 aufgebaut hatte.

Das TLF 16 war für die Röthenbacher nicht nur irgendein Feuerwehrauto, es war viele Jahre lang das technische Rückgrat der Wehr. Seine Anschaffung wurde noch von der damals eigenständigen Gemeinde Röthenbach/St. Wolfgang unter Bürgermeister Eberhard Büttner beschlossen.

Einziehen durfte es in das nagelneue Feuerwehrhaus in der Feuchter Straße. Dieses – welche Ironie des Schicksals – musste bereits vor einigen Monaten zugunsten eines energetisch effizienteren, neuen und modernen Feuerwehrgerätehauses weichen. So hat das Fahrzeug sogar seinen „Stall“ überlebt.

2400 Liter

Mit dem TLF 16 konnte die Wehr Einsätze unter schwerem Atemschutz durchführen, man hatte außerdem beachtliche 2400 Liter Wasser dabei, gekoppelt mit einem Schnellangriff – bedeutende Weichenstellungen damals. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zogen interessierte Bürger an, und so wuchs die Wehr zu einer schlagkräftigen Einheit, auf die sich die Bürger heute verlassen können, wenn es ernst wird.

Zu schwersten Autobahnunfällen rückte das TLF ebenso aus wie beim Jahrhundertsturm „Wiebke“, als dicke Bäume wie Streichhölzer knickten. Nur einmal versagte es – ausgerechnet beim allerersten Einsatz, einem Garagenbrand. Die Druckluftbremse ging wegen eines Ventildefektes nicht auf und so stand das nagelneue Fahrzeug mit „Tatütata“ im Gerätehaus, ohne sich einen einzigen Meter in Richtung des nur 200 Meter entfernten Brandherdes „Am Salzstadel“ zu bewegen. Die Mannschaft unter Kommandant Georg Zeller saß kurzerhand ab und rannte zu Fuß zum Einsatzort.

Nun hat das TLF 16 die letzte Fahrt unfallfrei hinter sich gebracht und wurde mit einem Knopfdruck endgültig vom Funknetz genommen: „Status 6, nicht einsatzbereit!“, wurde der integrierten Leitstelle übermittelt.

Ende einer Ära

Eine Ära ging zu Ende. Rotes Blech, ein paar Dellen, infernalischer Motorlärm und stinkende Abgase jenseits jeder Euro-Norm – aber ein bisschen Liebe war es eben auch. „XXX“ hatte man künstlerisch dem Fahrzeug auf die Schulterklappen gemalt. Im Dezember wären es „XXXX“ für 40 Jahre gewesen. Gute Pflege eben.

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