Die Acht-Stunden-Schallmauer nun immer im Hinterkopf

3.1.2013, 09:00 Uhr
Die Acht-Stunden-Schallmauer nun immer im Hinterkopf

© Giurdanella

Die Einladung für ein Entschädigungsbier steht nach wie vor. „Ich habe Bernd seitdem aber nicht mehr gesehen“, bedauert Dorian Wagner, der ja beim Challenge 2012 mit 8:19:47 Stunden einen neuen Landkreisrekord aufgestellt und damit die sieben Jahre alte Bestmarke von Bernd Eichhorn pulverisiert hatte.

Wettkämpfe in den USA

Ist freilich auch kein Wunder, denn der 29-Jährige ist als Profi-Triathlet natürlich einen Großteil des Jahres im Ausland unterwegs. Zuletzt war er einen Monat in den USA, um dort zu trainieren und mehrere Wettkämpfe der sogenannten Revolution-Serie zu bestreiten.

Der Erfolg dabei war durchwachsen, denn nach einem dritten Platz bei einem hochkarätig besetzten Kurzdistanz-Wettkampf startete er drei Wochen später beim Ironman 70.3 Miami und wollte dabei eigentlich die ersten Punkte für seine Hawaii-Qualifikation sammeln. Ein Radsturz bei Tempo 45 machte Wagner dann aber einen Strich durch die Rechnung.

Tiefe Schürfwunden

Bei Kilometer 50 lag der Allersberger Ausdauerdreikämpfer eine knappe Minute hinter dem Führenden, als er von einem Wettkampfrichter aufgefordert wurde, dichter neben dem Seitenstreifen zu fahren. Beim Spurwechsel übersah er dann einen aus dem Asphalt ragenden Katzenkopf und verlor die Kontrolle über sein Rad. „Es tat einen Riesenschlag, und wenn du da in Aeroposition auf deinem Lenkeraufsatz liegst, hast du kaum noch eine Chance zu reagieren“, bedauert Dorian Wagner, der sich bei dem Sturz die Hüfte und die Schulter tief aufschürfte.

Inzwischen sind die Blessuren verheilt, und der nun für das „Mario Huys Coaching“-Team startende Profi überlegt derzeit, welche Schwerpunkte er in diesem Jahr setzen will. Entweder wird der Challenge Roth wieder sein Saisonhöhepunkt oder er wird bei den Ironman-Rennen in Melbourne und in Klagenfurt versuchen, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. „Vielleicht lasse ich Hawaii aber nochmal sausen, derzeit ist alles noch offen“, erklärt der 29-Jährige

Weltspitze im Visier

Ein Ziel steht jedoch für 2013 fest: Dorian Wagner will die Acht-Stunden-Schallmauer knacken, einen Top-Drei-Platz bei einem großen Rennen belegen und damit endgültig zur Weltspitze aufschließen. Dass er mittlerweile das Zeug dazu hat, bewies er sechs Wochen nach dem Challenge beim Ironman Schweden in Kalmar, als er mit neuer persönlicher Bestzeit von 8:08:06 Stunden den zweiten Platz hinter Jan Raphael belegte.

„In Kalmar wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen, wenn ich beim Radfahren nicht zu ungeduldig gewesen wäre und an der Spitze Kraft vergeudet hätte“, meint Wagner, dem es nach eigener Aussage manchmal immer noch schwerfällt, das richtige Maß zwischen Angriffslust und taktisch kluger Renneinteilung zu finden. Einiges Lehrgeld hat der Allersberger da seit seinem Umstieg ins Profi-Lager gezahlt und bisweilen auch falsche Schwerpunkte im Training gesetzt.

„Da habe ich oft zu harte Einheiten absolviert und mich damit abgeschossen“, räumt Dorian Wagner selbstkritisch ein. Dass er auch hier große Fortschritte gemacht hat, liegt an seinem Trainer Mario Huys, der nun auch sein Team-Manager ist. Unter anderem arbeitet der Allersberger Triathlet unter Huys’ Regie verstärkt an seiner Schwimmtechnik, damit er auch in der ersten Wettkampfdisziplin mit den Besten der Welt mithalten kann.

„Bisher muss ich da noch zu viel über die Kraft machen“, weiß Wagner, dessen großer Trumpf seine herausragende Laufstärke ist. Eigentlich der Schlüssel für große Erfolge, denn so muss der Allersberger beim Radfahren nicht die Flucht nach vorn antreten, sondern kann abwarten und das Rennen kontrollieren.

Freude und Erleichterung

Bis jetzt fehlte aber manchmal noch die Substanz für die Langstrecke, deshalb empfand er nach seinem gelungenen Challenge-Debüt nicht nur Freude über den siebten Platz, sondern auch Erleichterung darüber, dass es auch mal auf der Ultradistanz geklappt hat. „In diesem Jahr stand ich schon unter Druck. Es musste vorwärtsgehen“, erzählt der 29-Jährige, der bis zu 30 Stunden pro Woche trainiert und heuer die Umfänge vielleicht noch ein wenig steigern will.

Die beste Zeit eines Langdistanz-Triathleten kommt erfahrungsgemäß mit Mitte 30, dann hat er die Grundlage und vor allem auch die Erfahrung, um ganz vorn mitmischen zu können. Dorian Wagner will 2013 deshalb auch einen Schwerpunkt bei den Mitteldistanz-Wettkämpfen setzen. Für ein Ironman70.3-Rennen sollte seine sportliche Klasse inzwischen reichen, um vielleicht den ersten ganz großen Sieg zu landen.

Spaß an der Sache

Auch wenn es bis zum vergangenen Jahr nicht immer so rund lief für den Profi-Sportler, so hat er dennoch nie den Spaß an der Sache verloren. „Ich muss mich nicht zum Training zwingen.“ Wenn er erst mal auf dem Rad sitze oder im Schwimmbecken die ersten Bahnen gezogen habe, dann mache ihm sein Sport nach wie vor Freude, beteuert der Allersberger.

Erfolg gehört natürlich auch dazu, und wenn der sich beim Heimatrennen einstellt – umso besser. „Wenn es dieses Jahr in Roth nicht so windig auf der Radstrecke gewesen wäre, wären vielleicht noch ein paar Minuten drin gewesen“, sinniert Dorian Wagner. Die Acht-Stunden-Schallmauer geht ihm anscheinend nicht mehr aus dem Kopf.

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