Die Alpen: eine Hürde, aber kein Hindernis

12.9.2019, 13:30 Uhr
Die Alpen: eine Hürde, aber kein Hindernis

© Foto: Privat

 Der Rockklassiker "Highway to Hell" dröhnte aus den Boxen am Start in Oberstdorf. Die mehreren hundert Läufer erwartete auf der läuferischen Reise nach Lech am Arlberg (Österreich) jedoch kein Höllentrip, sondern vielmehr himmlisches Berglaufwetter. Während der ersten vergleichsweise flachen Kilometer bis zur Verpflegungsstation an der sogenannten Wankalpe konnte sich das Geschwisterpaar kontinuierlich nach vorne arbeiten. Mit dem unbeschwerten Lauffluss war dann jedoch erst einmal Schluss. Über alpine Pfade wurde bis zur Rossgundscharte (2005 m) schnell an Höhe gewonnen. Konnten Sven und Annika Ehrhardt beim Aufstieg trotz des Verzichts auf Stöcke ihre Position noch halbwegs halten, rieben sie sich beim darauffolgenden Auf und Ab nicht nur angesichts des sich ihnen bietenden Bergpanoramas das ein oder andere Mal verblüfft die Augen. Denn insbesondere bei den "Downhills", rasanten Gefällen, konnten die Straßenläufer den geübten Trailläufern nur hinterherschauen.

Vorsicht vor Geschwindigkeit

Auf 2013 Meter über dem Meeresspiegel erreichten die Läufer mit der Mindelheimer Hütte den höchsten Punkt der ersten Etappe, wo die zu Neige gegangenen Getränkeflaschen im Laufrucksack wieder aufgefüllt werden konnten. Für einen steilen Abstieg ging es rüber zum Schrofenpass, wo angesichts mehrerer mit Seil gesicherter Passagen Vorsicht vor Geschwindigkeit galt.

Im Wechsel zwischen schnellem Gehen und Laufen ging es über den Gehrenberg und großflächigen Almwiesen anschließend nach Hochkrummbach (1613 m) am Hochtannbergpass mit einer weiteren Verpflegungsstation. Hier verweilten die Memmert-Läufer mehrere Minuten, um die Energiereserven nach der bis dato bereits mehrstündigen Belastung wieder zu befüllen.

Die vergleichsweise ausgiebige Rast machte sich bezahlt. Denn auf den folgenden elf Kilometern vorbei am Körbersee über das weite Auenfeld nach Lech am Arlberg (1427 m) wurden Annika und Sven Ehrhardt kein einziges Mal mehr überholt und konnten ihre gute Position im vorderen Mittelfeld verteidigen.

Nach 6:25 Stunden erreichten die Traillauf-Novizen erschöpft aber glücklich noch rechtzeitig vor dem aufziehenden Gewitter das Ziel. Die Freude wurde beim Blick auf die Ergebnisliste noch einmal gesteigert, konnte sich das Geschwisterpaar doch auf den guten sechsten Platz in der Mix-Wertung (16. Gesamt) laufen.

Dieser vorderen Platzierung verdankten die Ehrhardts es auch, dass sie am darauffolgenden Tag in der ersten Startwelle beginnen durften. Die negative Wetterprognose zwang die Veranstalter zur Vorverlegung des Starts auf 7 Uhr. Unter der aufgehenden Sonne ging es bereits innerhalb von fünf Kilometern über 900 Höhenmeter hoch auf den Rüfikopf (2335 m). Beim Abstieg über den Monazabon See hinunter nach Zürs (1718 m) mussten die Rother wiederrum einige Teams ziehen lassen. Nach der zweiten Verpflegungsstelle bei Kilometer 13 am Flexenpass (1766 m) liefen die Starter durch den Hölltobel und die Flexenmulde zur Alpe Rauz (1679 m). Durch den Regen am Vortag war hier auf den rutschigen Almwiesen besondere Vorsicht geboten. Vorbei an Kühen erreichten die Geschwister daraufhin über den Valfagehrbach die dritte Verpflegung an der Ulmer Hütte (2253 m), bevor es durch das Steißbachtal die Route bergab nach St. Anton (1299 m) ins Ziel ging.

Auf Platz sieben

Nach knapp 30 Kilometern in 4:36 Stunden erreichten Annika und Sven Ehrhardt dieses auf dem siebten Platz in der Tageswertung des Mix-Klassements. In der Summe aus ersten und zweiten Tag bedeutete dies für die Traillauf-Einsteiger ebenfalls Platz sieben.

Für die Läufer im Trikot des Team Memmerts soll der Start im bis dato unbekanntem Trail-Lauf-Terrain nicht der letzte Laufausflug in die Berge gewesen sein. Während Annika in den kommenden Jahren bei dem einen oder anderen Tagesrennen starten möchte, liebäugelt Sven sogar mit der Bewältigung der kompletten Alpenüberquerung.

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