Die Platzhirsche und ihre Herausforderer

17.1.2013, 08:50 Uhr
Die Platzhirsche und ihre Herausforderer

© Wolfgang Kumm / Archiv (dpa)

Erst dann fallen sechsjähriger Turnus (Kommunalwahl), fünfjähriger Turnus (Landtagswahl/Bezirkstagswahl) und vierjähriger Turnus (Bundestagswahl) wieder zusammen.

Die Platzhirsche und ihre Herausforderer

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Schon im Sommer 2012 haben die Parteien mit der Nominierung ihrer Kandidatinnen und Kandidaten begonnen. Doch wer kandidiert jetzt wann und wofür?

Die Übersicht zu behalten ist nicht ganz einfach, zumal die Leser unserer Zeitung bei Bundestags-, Landtags- und Bezirkstagswahl in zwei unterschiedlichen Wahlkreisen wählen und damit auch unterschiedliche Direktkandidaten auf ihren Listen haben. Deshalb nachfolgend ab heute noch einmal ein kleiner Überblick. Wir beginnen mit der Bundestagswahl.

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Schwabach bildet seit 1987 mit dem Nürnberger Süden den Bundeswahlkreis Nürnberg-Süd mit etwa 185000 Wahlberechtigten. Eine Nummer hat er auch erhalten: 245. Fünf Direktkandidaten sind von ihren Parteien schon nominiert. Weitere werden vermutlich noch folgen. Realistische Chancen, das Direktmandat zu erobern, haben allerdings nur zwei Bewerber: Michael Frieser (CSU) und Martin Burkert (SPD). Beide sind 48 Jahre alt, beide waren schon vor vier Jahren gegeneinander angetreten. Frieser hatte mit 38,6 Prozent der Erststimmen das Rennen gemacht. Burkert war mit 30,2 Prozent nur zweiter Sieger, schaffte aber über die Landesliste der SPD den Sprung ins Parlament.

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Wenn es diesmal ebenso laufen würde, wäre die Überraschung vermutlich nicht furchtbar groß. In Bayern gehen CSU-Bewerber traditionell als Favoriten ins Rennen, weil sie einfach die größere Stammwählerschaft haben. Ganz sicher sein kann sich Michael Frieser allerdings nicht. Der Stimmkreis Nürnberg Süd fiel zuletzt 1998 an einen SPD-Mann: Horst Schmidbauer hatte sich seinerzeit gegen Renate Blank durchgesetzt. Von 1949 bis 1983 war er sogar mit einer Ausnahme fest in SPD-Hand.

Gegen die Platzhirsche von CSU und SPD haben die Bewerber der kleineren Parteien in aller Regel keine Chance. Grüne, FDP und Linke hatten vor vier Jahren jeweils Ergebnisse knapp unter neun Prozent eingefahren. Das ist nicht schlecht. Für das Direktmandat reicht das aber nicht.

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Trotzdem schicken auch die Kleinen unverdrossen Direktkandidaten ins Rennen. Bei den Grünen ist das wie vor vier Jahren die Bezirksrätin Birgit Raab, bei der FDP soll der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Dieter Katterle das Unmögliche möglich machen. Die im vergangenen Jahr so erfolgreichen, inzwischen aber wieder ins Trudeln geratenen Piraten haben mit Patrick Linnert ebenfalls schon ihren Direktkandidaten nominiert.

Noch keinen Kandidaten gibt es bei den Linken, deren Nominierungsversammlung für den 19. Januar terminiert ist. Unklar ist auch noch, wer beim erstmaligen Angriff der Freien Wähler auf die Bundespolitik für die Unabhängigen antritt.

Nicht ausgeschlossen ist, dass bis zum Herbst noch einige Exoten auf der Bildfläche erscheinen. 2009 zum Beispiel hatten auch die rechtsextreme NPD und die Rentnerinnen- und Rentnerpartei (RRP) Kandidaten nominiert.

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Mortlers vierter Streich?

Während also Schwabach bei der Bundestagswahl mit dem südlichen Teil von Nürnberg zusammengespannt ist, bilden weiter südlich und östlich die Landkreise Roth und Nürnberger Land den Bundeswahlkreis Roth, Nummer 246. Er ist mit 224000 Wahlberechtigten ein ganzes Stück größer – und deutlich konservativer geprägt. Hier machten seit jeher die CSU-Bewerber das Rennen: über Jahrzehnte hinweg der gebürtige Heidecker Richard Stücklen, 1990, 1994 und 1998 der Rednitzhembacher Hansgeorg Hauser und seit 2002 Marlene Mortler.

Die 57-Jährige aus Dehnberg bei Lauf fuhr 2009 mit 44,6 Prozent zwar das schlechteste Ergebnis ein, das jemals ein(e) CSU-Bewerber(in) im Wahlkreis hatte. Sie übertraf das Resultat ihrer SPD-Herausforderin Dr. Hannedore Nowotny (24,0 Prozent) aber noch fast um das Doppelte.

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Mortler, von ihrer Partei für eine vierte Legislaturperiode nominiert, geht deshalb auch diesmal wieder als haushohe Favoritin ins Rennen, auch wenn der SPD mit ihrem Kandidaten diesmal ein recht aufregender Schachzug gelungen ist. Für die Sozialdemokraten hat nämlich kein bekannter Politiker den Hut in den Ring geworfen, sondern ein versierter Essayist und Buchautor. Christian Nürnberger, Ehemann der Heute-Nachrichtensprecherin Petra Gerster, fordert am 22. September Marlene Mortler heraus.

Die Chancen, in den Berliner Reichstag einzuziehen, sind indes nicht allzu groß. Gegen Mortler direkt ist er nur Außenseiter, und auf der Landesligiste haben ihn die Sozialdemokraten so weit hinten versteckt, dass die SPD in Bayern schon ein Ergebnis über 30 Prozent bräuchte, damit er es über die Liste ins Parlament schafft.

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Eine Bundestagsabgeordnete gibt es im Landkreis Roth: Die Rother Kreisvorsitzende Marina Schuster sitzt seit 2005 für die FDP im Bundestag. Vor siebeneinhalb Jahren war ihr Einzug ins Parlament eine kleine Sensation, 2009 war die Wiederwahl aufgrund des überragenden FDP-Ergebnisses logische Konsequenz. Doch diesmal muss die Gredingerin, die einen Tag nach der Wahl ihren 38. Geburtstag feiert, um ihren Verbleib in der großen Politik bangen. Schließlich dümpelt ihre Partei in aktuellen Umfragen bei vier Prozent herum.

2009 war Schuster auf erstaunliche 11,1 Prozent der Erststimmen gekommen und hatte damit die Bündnisgrüne Jutta Berlinghof (9,8 Prozent) überflügelt.

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Diesmal setzen die Grünen im Bundeswahlkreis auf den 45-jährigen Veranstaltungstechniker Tom Aurnhammer aus Georgensgmünd.

Die Linke nominiert ihren Kandidaten erst am 19. Februar. Dieses Prozedere hat die Piratenpartei schon hinter sich. Michael Ceglar aus Lauf ist ihr Kandidat. 2009 waren darüber hinaus noch NPD und die RRP mit Direktkandidaten vertreten. Diese Splittergruppen fuhren Ergebnisse zwischen einem und zwei Prozent ein.

Wen bringen die FW?

Während die Exoten auch diesmal keine besondere Rolle spielen dürften, sind die große Unbekannte in diesem Jahr die erstmals antretenden Freien Wähler. Anders als in städtischen Gebieten sind die Unabhängigen auf dem Land ausgesprochen stark – und könnten damit auch die Ergebnisse der „Platzhirsche“ von CSU und SPD beeinflussen. Im Wahlkreis Roth gibt es nach Aussage von Bezirksvorsitzendem Walter Schnell etwa ein halbes Dutzend Kandidaten, die sich eine Kandidatur zutrauen. Nominiert wird spätestens im Februar.

Nächste Folge: Die Landtagskandidaten
„Ewiges Duell“ mit bekanntem Ausgang?

 

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