Die Rangliste der Peinlichkeiten

22.3.2014, 07:52 Uhr
Statt der erwarteten Zeitersparnis brachte der Einsatz digitaler Lesestifte in Roth das große Durcheinander. Es musste per Hand nachgezählt werden. Und die Wahlergebnisse ließen auf sich waren.

© Gunther Hess Statt der erwarteten Zeitersparnis brachte der Einsatz digitaler Lesestifte in Roth das große Durcheinander. Es musste per Hand nachgezählt werden. Und die Wahlergebnisse ließen auf sich waren.

Zeit für den ultimativen Tagblatt-Countdown der größten Pleiten, Pannen und Peinlichkeiten bei der Wahl und rund um die Wahl.

Platz 7: WhatsApp. Frag’ nach bei Landtagsabgeordnetem Volker Bauer. Social-Media-Grußbotschaften an Kandidatinnen von anderen Listen sind im Zweifelsfall ungefähr so privat wie das Leben im Dschungel-Camp.

Platz 6: Digitale Lesestifte. Kamen in Schwanstetten zum wiederholten Male, in anderen Gemeinden erstmals zum Einsatz. Als elektronische Auszählhilfe sozusagen.

Blöd nur, dass das in Roth nicht so recht funktioniert hat. Der Stift schrieb die Stimmen, die der CSU-Kandidat auf Listenplatz 16 erhalten hatte, seinem Nachbarn von Listenplatz 17 zu. Und umgekehrt. Die Folge: Erst wurde elektronisch gezählt. Und dann noch einmal per Hand. Und während in 15 Gemeinden des Landkreises die gewählten Kandidaten schon die Sektgläser klingen ließen und die Verlierer Trauer trugen, herrschte in der Kreisstadt große Ratlosigkeit den ganzen Montag über.

Platz 5: Die Bayern-SPD. Hat im Jahr 2010 im Landtag einer Änderung des Auszählverfahrens bei den Kommunalwahlen zugestimmt. Jetzt gilt „Hare-Niemeyer“ statt „d’Hont“. Wäre alles beim alten geblieben, hätten die Sozis jetzt im Rother Kreistag einen Sitz mehr (nämlich 17) und die FDP einen weniger (nämlich 2). Dumm gelaufen.

Platz 4: B5 aktuell. Der Nachrichtensender des Bayerischen Rundfunks (Motto: „Hören, wie es wirklich ist“) berichtete am Samstag vor der Wahl mehrfach, dass ein gewisser Matthias Thürauf mit 20 Jahren jüngster OB-Kandidat in Bayern sei. Hä? Entweder ist Thürauf ein sehr alt aussehender 20-Jähriger. Oder die Reporterin Angelika Nörr hat vergangenen Samstag zu genau das „Goldrichtig“ unseres Kollegen gw gelesen. Sie erinnern sich: das über Axel Reinecke und Klaus Rötschke und Doris Thürauf. Oder so ähnlich.

Platz 3: „Die letzten CSUler“. So haben sich Fabian „Babo“ Giersdorf (Roth), Hermann Hein (Wendelstein) und Daniel Nagl (Schwanstetten) bezeichnet. Ganz bewusst ließen sie sich auf der Kreistagsliste der Christsozialen relativ weit hinten platzieren, auf den Rängen 57, 58 und 59. Selbstironisch und mit innovativen Ideen wollten sie einen etwas anderen Wahlkampf machen.

Im Wahlkampf erntete Fabian Giersdorf Spott: „Chabos wissen, wer der Babo ist“ war auf den Wahlplakaten mit seinem Konterfei zu lesen.

Im Wahlkampf erntete Fabian Giersdorf Spott: „Chabos wissen, wer der Babo ist“ war auf den Wahlplakaten mit seinem Konterfei zu lesen. © Gsänger

Sie besuchten nicht nur Bürgermeister und verfassten eifrig Pressemeldungen. Sie drehten mit dem Schwabacher Eric Deyerler auch einen Film, den man sich noch auf youtube ansehen kann. In dem gibt der Wendelsteiner Rathauschef Werner Langhans den Tankwart und der Schwanstettener CSU-Fraktionschef Wolfgang Hutflesz den Mittelständler. Am Tag der Wahl bekam Giersdorf dann 11768, Hein 11716 und Daniel Nagl 11289 Stimmen. Damit waren die drei das, was sie im Wahlkampf vorgaben zu sein: „Die letzten CSUler“. Denn die weithin unbekannte Studentin Barbara Bösl aus Greding, vorher auf Platz 60 notiert, zog mit links an dem jungen Trio vorbei.

Platz 2: Richard Seidler. Hat erst klar die Bürgermeisterwahl in Schwanstetten verloren, dann den Sieger beschimpft („mit übler Nachrede gewonnen“) und mit ihm gleich noch alle Wähler („jede Gemeinde erhält den Bürgermeister, den sie verdient“). Gibt’s eigentlich auch Benimm-Kurse für Kommunalpolitiker?

Platz 1: Günther Wilhelm (gw), Redakteur des Schwabacher Tagblatts. Hat die Entscheidung der gescheiterten Schwabacher Oberbürgermeister-Kandidatin Doris Reinecke, ihr Mandat als Stadträtin nicht anzunehmen, als „respektabel“ kommentiert. Selten haben wir über eine Einschätzung des ansonsten ja gerade noch akzeptierten Kollegen so gelacht.

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