Dramatische Appelle: Schwabachs Einzelhandel in Not

10.4.2021, 12:04 Uhr
Dramatische Appelle: Schwabachs Einzelhandel in Not

© Foto: Günther Wilhelm

Mit jedem Tag im Lockdown wächst die Existenzangst. "Wir haben große Sorgen um die Innenstadt", sagt Wolfgang Janowiak, der Vorsitzende der Schwabacher Wirtschaftsverbände. Um die Dramatik der Lage unmissverständlich zu unterstreichen, betont er seine Botschaft gleich dreimal: "Wir müssen, wir müssen, wir müssen was tun." Und zwar auch für die Zeit nach Corona. Seine Forderung: "Wir brauchen ein Innenstadtkonzept für ein lebendiges Zentrum. Da müssen wir jetzt loslegen."

Das hat er am Donnerstagnachmittag in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Peter Reiß (SPD) nochmals deutlich gemacht - und Unterstützung erhalten. "Die Zukunft der Innenstadt ist eine sehr wichtige Frage. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht", versprach Reiß in einem Pressegespräch nach dem Treffen mit Janowiak. "Als schnelle Reaktion hat der Stadtrat ja bereits einige Ad-hoc-Maßnahmen beschlossen. Nötig ist aber auch eine langfristige Unterfütterung."

Know-how aus der Stadt

Einig ist man sich nicht nur im Ziel, sondern auch im Vorgehen: "Wir wollen kein neues externes Gutachten, sondern mit den Akteuren in Schwabach, mit der Expertise vor Ort gemeinsam etwas entwickeln", sagt Reiß. "Das sehe ich genauso", ergänzt Janowiak. "Wir haben genügend Know-how in der Stadt." Eigentlich wäre ein größerer Workshop ein geeigneter Rahmen, etwa wie die beiden Zukunftskonferenzen, die es in früheren Jahren bereits gegeben hat. Doch in Corona-Zeiten ist so ein Format nicht absehbar. Wolfgang Janowiak schlägt deshalb vor: "Ein kleiner Kreis von drei bis fünf Leuten könnte bereits wesentliche Leitlinien ziehen".


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Ihm ist wichtig, dass möglichst bald ein Prozess ins Rollen kommt. Seit 2019 herrsche nämlich Stillstand. Damals war ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten "krachend gescheitert", blickt Janowiak zurück. Grund: keine wirklich neuen Ideen. "Die müssen jetzt Ziel einer neuen gemeinsamen Diskussion sein."

Aber was heißt das konkret? Einer, der die Innenstadt wie kaum ein anderer kennt, ist Bruno Fetzer, früherer Einzelhändler, langjähriger Vorsitzender der Werbe- und Stadtgemeinschaft und inzwischen einer der beiden "Kümmerer" der Innenstadt. Janowiak und er loben zunächst das Paket an Corona-Maßnahmen, das der Stadtrat bereits beschlossen hat - und ergänzt durch die vier kostenlosen Parkstunden in der Tiefgarage und der Parkzone 2 an Samstagen.

"Die Kunden kommen nicht mit der Rikscha"

Weniger glücklich waren sie mit dem Vorwurf einiger Stadträte, die Wirtschaftsverbände sähen im Parken das Allheilmittel, was ziemlich veraltetes Denken sei. "Das wollen wir so nicht auf uns sitzen lassen", sagt Janowiak. "Unser Vorschlag war lediglich eine zeitlich begrenzte Ergänzung der Ad-hoc-Maßnahmen wegen Corona. Wir wollen ein Angebot für Kunden aus dem Umland machen, mit dem man werben kann. Denn die kommen nicht mit der Rikscha."


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"Wir müssen unserem Einzelhandel doch die Möglichkeit geben, wieder mehr Umsatz zu machen, wenn die Pandemie das zulässt", betont auch Bruno Fetzer. Er findet deshalb ärgerlich, dass es im Freistaat keine Ausnahmeregelung für verkaufsoffene Sonntage gibt. "Mein Wunsch an die Staatsregierung: vier Sonntage im Jahr und zwar für die gesamte Stadt, nicht nur die Innenstadt." Der nächste verkaufsoffene Sonntag wäre im April mit der Autoshow geplant gewesen. Doch die fällt der dritten Corona-Welle zum Opfer.

Hoffnung setzen Janowiak und Fetzer auch auf die von Markus Söder verschobenen "Modellstädte". Die Idee: viel testen und vorsichtig lockern. "Es wäre ein Versuch, man muss doch mal war ausprobieren. Die Händler sind total um Sicherheit bemüht und hätten das verdient."

"Zukunftshändler" für Schwabach gewinnen

Genauso wichtig aber ist beiden der Blick auf die Zeit nach Corona. Hier schlagen sie einen Strategiewechsel vor: "Wir sollten nicht mehr auf große Magneten auf dem Markgrafen- oder Prellareal als Heilsbringer für die Innenstadt setzen", betont Wolfgang Janowiak. Er wirbt für ein Konzept der IKH namens "Zukunfts-Center": "Wir sollten versuchen, sogenannte Zukunftshändler für Schwabach zu gewinnen - erfolgreiche Einzelhändler mit besonderen Ideen", erklärt Janowiak.

"Dazu müssen wir aber die Rahmenbedingungen verbessern", sagt Fetzer. "Die geplante Verschönerung des Martin-Luther-Platzes wäre so eine Maßnahme. Oder die Straßensanierung und Platzgestaltung in der Boxlohe, nach der Sanierung der Zöllnertorstraße war ja noch ein Bauabschnitt geplant. Oder die Gestaltung des Platzes an der Spitalkirche. Jetzt ist das ein Parkplatz mit Glascontainern."

Was wird aus Prell-Areal?

Auch das Prell-Areal spielt in diesen Überlegungen weiter eine wichtige Rolle. Nach dem Ausstieg des Investors im vergangenen Jahr stand die Stadt wieder ganz am Anfang. Wolfgang Janowiak schwebt "eine Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Wohnen und Dienstleistung" vor. "Gesucht werden Läden in einer Größe zwischen 80 und 120 Quadratmetern", weiß Bruno Fetzer.

Die Stadt hat mittlerweile Arbeitsgruppen (unter anderem mit allen Stadtratsfraktionen) gebildet, um ein neues Konzept für das Prell-Gelände zu erarbeiten. Zum Diskussionsstand aber will sich OB Reiß nicht äußern: "Das wäre verfrüht, ich will nicht vorgreifen." Bruno Fetzer dagegen lässt zumindest ein wenig Optimismus durchblicken: "Ich bin zuversichtlich, dass sich was tut."

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