Ein Plädoyer für „Hobbit“ und fantastische Literatur

11.11.2013, 09:36 Uhr
Bekennende Hobbit-Fans: Andreas Fröhlich, Gollums deutsche Stimme, ...

© Weinig Bekennende Hobbit-Fans: Andreas Fröhlich, Gollums deutsche Stimme, ...

Sie bejubelten nicht ihre eigenen Erzeugnisse, sondern J.R.R. Tolkiens 1937 erschienenen „Der Hobbit“.

Nach der Reise die Einöde

Der ist gerade wieder ziemlich aktuell. Denn zehn Jahre nach der wuchtigen „Herr-der-Ringe“-Trilogie - gerade von Lesern der Zeitschrift „Cinema“ auf die Plätze eins, zwei und vier der besten Filme gewählt - bringt der neuseeländische Regisseur Peter Jackson auch Tolkiens eher schmales Vorgängerwerk als monumentalen Dreiteiler in die Kinos. Nach „Der Hobbit – eine unerwartete Reise“ (2012) folgt im Dezember „Der Hobbit – Smaugs Einöde“.

Denis Scheck hat damit eigentlich nichts zu tun. Der Fernseh-Literaturkritiker („Druckfrisch“) ist bloß Tolkien-Fan. Was auf den ersten Blick überrascht. Denn in der Regel richtet er in seiner halbstündigen Sendung die Bücher, die derzeit die Bestsellerlisten anführen, regelrecht hin; um sich dann den Werken zuzuwenden, die wirklich lesenswert sind.

Neues Genre

Als der gebürtige Südafrikaner und spätere Oxford-Professor für Englisch und germanische Sprachen J.R.R. Tolkien 1937 „Der Hobbit“ auf den Markt brachte, hatte er nicht nur einen Bestseller, er hatte einen Mega-Bestseller erschaffen – und mit ihm ein ganz neues Genre: das der Fantasy-Literatur. Die Leser greifen noch heute begeistert zu.

... und Literaturkritiker Denis Scheck.

... und Literaturkritiker Denis Scheck.

Doch in der Welt der Literaturkritik ist für die Halblinge, Elfen und Trolle, Feen, Zwerge, Zauberer und Riesen in der Regel noch nicht einmal eine Dienstbotenkammer frei. „Zu Unrecht“, wie Denis Scheck findet. Seine Kolleginnen und Kollegen, die Fantasy und Science Fiction unter pauschalen Trivialitätsverdacht stellen, bezeichnet Scheck als „Gefängniswärter“.

Davon würde es im deutschen Literaturbetrieb regelrecht wimmeln. Dabei habe gerade Tolkien ein überaus komplexes Werk erschaffen und nicht nur neue Welten wie Mittelerde konzipiert, sondern auch ganz neue Sprachen wie das elbisch.

Gollums Stimme

Im Gegensatz zu Denis Scheck ist Andreas Fröhlich persönlich näher dran am „Hobbit“. Nicht unbedingt am Buch, wohl aber an den Filmen. In den drei „Herr-der-Ringe“-Streifen zeichnete er für die komplette deutsche Synchronisation verantwortlich. Die wohl erstaunlichste Figur, den hässlichen Gnom Gollum, sprach er mit krächzender Stimme selbst.

Das ist erstaunlich. Denn Fröhlich, bei ihm ist der Name Programm, leiht beispielsweise auch den US-Schauspielern Edward Norton und John Cusack seine Stimme. Und er ist seit 1978 (!) in den mittlerweile über 160 Hörspielen die Stimme des jugendlichen Detektivs Bob Andrews, einer der „???“. Der 48-jährige Berliner, der sich selbst als „Hörspieler“ bezeichnet und der schon als Kind den Leibhaftigen („Omen“) synchronisiert hat, las bei LesArt in Schwabach die berühmte Rätselszene zwischen dem Hobbit Bilbo Beutlin und Gollum.

Keine frühen Loorbeeren

Die Gäste hatten sofort den Film vor Augen. Doch Fröhlich kam nicht nur als Vorleser vorbei. Er gewährte auch seltene Einblicke in das Geschäft des Synchronsprechens und des Einlesens von Büchern für die Hörbuch-Fassungen. Dabei habe er als Kind überhaupt nicht laut vorlesen können. Beim Vorlesewettbewerb 1975 zum Beispiel sei er Vorletzter in seiner Klasse geworden. Den Wettbewerb damals auf Bundesebene hat übrigens Oliver Rohrbeck gewonnen, dem späteren „Justus Jonas“ aus den „???“.

Denis Scheck und Andreas Fröhlich sorgten für einen kurzweiligen, informativen und unterhaltsamen Abend bei denen, die gekommen waren. Das waren so viele, dass die frühere Synagoge voll besetzt war.

Es waren aber nicht so viele, um damit, wie ursprünglich geplant, den Schwabacher Markgrafensaal füllen zu können. Was uns zur Eingangsfrage zurückbringt. Vielleicht wussten einfach zu viele nicht, was man von einer solchen Lesung halten soll.

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