Eine „Lichtgestalt“ geht mit viel Optimismus ins Rennen

27.10.2012, 08:45 Uhr
Eine „Lichtgestalt“ geht mit viel Optimismus ins Rennen

Ob er nun zur neuen Lichtgestalt der FDP im Kreis avanciert, wird die nahe Zukunft zeigen. Analog seinem Lebenslauf sind auch die politischen Ziele, die er verfolgt: Er will Wirtschaft und Bildung stärker vernetzen. Im Interview befragten wir Guido Kramer zu aktuellen Themen.

Die Energiewende stottert, die Strompreise ziehen an und belasten zusätzlich den ohnehin immer weniger gut gefüllten Geldbeutel der Menschen. Was tun?

Kramer: Energie darf kein Luxusgut werden. Um die Verbraucher zu entlasten, fordert die FDP kurzfristig eine Senkung der Stromsteuer. Mittel- und langfristig brauchen wir eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG genannt, das in ein wettbewerbliches Modell überführt werden muss.

Es schaut derzeit nicht gerade gut aus, dass die FDP auch im künftigen Bayerischen Landtag vertreten sein wird. Umfragen sehen die CSU wieder knapp vor der absoluten Mehrheit und die FDP bleibt draußen. Sind Sie dennoch optimistisch?

Kramer: Ein klares Ja! Die bayerische FDP hat in den vergangenen vier Jahren einiges erreicht, was es zu Zeiten einer absoluten CSU Mehrheit nicht gegeben hätte: Den Einstieg in das beitragsfreie letzte Kindergartenjahr gäbe es ohne die FDP nicht. Die Aufarbeitung der Landesbankaffäre wäre ohne die FDP mit Sicherheit nicht so offen und nachhaltig erfolgt. Das funktioniert nur mit der FDP – nicht ohne!

Warum wollen Sie für den Landtag kandidieren? Und welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Kramer: Es gab Zeiten, in denen ich mich zu Hause über das Modernisierungsgesetz der Gesetzlichen Krankenversicherung von Ulla Schmidt geärgert hatte. Diese Zeiten sind lange vorbei. Seit 2007 gestalte ich als Delegierter für den FDP Bezirks- und Landesparteitag Mittelfranken/Bayern aktiv Politik. Da sehe ich es als logische Konsequenz, nun für den Bayerischen Landtag zu kandidieren. Natürlich wäre es eine kleine Sensation, wenn ich für die FDP das Landtagsdirektmandat im Stimmkreis Roth holen würde. Aber warum sollte man es nicht versuchen dürfen?

Zuletzt gab es immer wieder Krach in der Koalition mit der CSU im Landtag? Wie beurteilen Sie die bisherige Zusammenarbeit in der Regierung?

Kramer: Da ich kein Mitglied der Landesregierung bin, kann ich nicht beurteilen, wie die Zusammenarbeit innerhalb der Regierung tatsächlich ist. Am Ende zählt, was für den Bürger erreicht wird: Wir bauen Schulden ab, während Baden-Württemberg neue macht, und investieren trotzdem in Bildung — seit Regierungsverantwortung der FDP fast zwei Milliarden Euro mehr.

Auch bundespolitisch brodelt es in der FDP. Wie lange kann sich der einsame Parteichef Philipp Rösler noch an der Spitze halten?

Kramer: An solchen Spekulationen beteilige ich mich grundsätzlich nicht.

Stellt sich in Bayern die Frage nach einem Bündnispartner, wer wäre Ihnen am liebsten?

Kramer: Wir wollen in Bayern die Koalition mit der CSU fortsetzen. Das Wichtigste ist jedoch, weitere liberale Ziele zu erreichen. Hierfür werden wir kämpfen.

Angenommen, Sie wären Bayerischer Ministerpräsident. Was würden Sie als Erstes ändern?

Kramer: Die politische Verantwortung für Kinderkrippen, Kindergärten und Horte vom Sozialministerium zum Kultusministerium zu verlegen. Ich sehe die Entwicklung unserer Kinder als echte Bildungsaufgabe und nicht als sozialpolitische Frage. Gleichzeitig würde ich die Regionalförderung für Franken ausweiten und die Stimme Bayerns kraftvoll in Berlin ertönen lassen.

Über welche politische Entscheidung haben Sie sich in jüngster Zeit am meisten geärgert?

Kramer: Da ich für den Landtag kandidiere, beschränke ich mich bei meiner Antwort auf die Landespolitik: über Frau Haderthauers Verkaufsbeschränkungen an Tankstellen. Zum Kopfschütteln: Autofahrer bekommen Alkohol, Fußgänger nach 20 Uhr nicht mal eine Flasche Wasser. Ab 20 Uhr müssen die Tankstellenmitarbeiter eine Unterscheidung zwischen „Reisenden“ und „Nichtreisenden“ vornehmen. Durch Druck der FDP und durch die Aktionen der Jungen Liberalen haben wir Herrn Seehofer zum Einlenken bewegt. Jetzt heißt es, in Bayern endlich ein liberales Ladenschlussgesetz durchzusetzen.  

„40 Jahre Landkreis Roth“. Was können Sie mit diesem Ereignis anfangen?

Kramer: Ich habe sehr interessiert die Sonderbeilage der RHV zu diesem Ereignis gelesen. Als jemand, der im Landkreis Roth geboren und aufgewachsen ist und ihn noch aus den 80ern kennt, ist es beeindruckend, wie sich der Landkreis Roth entwickelt hat, wie sich Städte, Märkte und Gemeinden des Landkreises heute zeigen und welche Unternehmen sich angesiedelt haben. Das Jubiläum war eine gute Gelegenheit, auf die Erfolge aufmerksam zu machen.

Mit welchen Argumenten meinen Sie, Erstwähler gewinnen zu können?

Kramer: Zunächst mein Appell: Mitmachen statt zu Hause zu bleiben. Denn wer nicht wählen geht, lässt zu, dass andere die Mehrheiten für einen bestimmen. Erstwähler darf man aber nicht über einen Kamm scheren. Auch hier gibt es individuelle Bedürfnisse, die entsprechende Argumente erfordern. Hierfür werden wir mit Infoständen vor Ort sein. Apropos Infostand, der FDP-Ortsverband Roth hat mich eingeladen, am Infostand für die Abschaffung der Praxisgebühr teilzunehmen. Der Stand ist heute (*) zwischen 9 und 12 Uhr in Rothaurach vor der Bäckerei Schmidt.

(*) Samstag, 27. 10. 2012

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