Ganz großer Sport: 64:68 wirft Neuling nicht aus der Bahn

2.12.2018, 13:15 Uhr
Ganz großer Sport: 64:68 wirft Neuling nicht aus der Bahn

Selbst David Muck, der Trainer der Kia Baskets, der eigentlich nicht besonders gut verlieren kann, war hochzufrieden. "Als neutraler Zuschauer hätte ich gesagt, wir haben ein geiles Basketballspiel gesehen", bilanzierte er nach einem wirklich sehenswerten bayerischen Derby. Er könne seinen Spielerinnen nicht den Hauch eines Vorwurfs machen. "Die haben alles reingehauen und waren gegen die drittstärkste Mannschaft der Liga in Schlagdistanz."

Ähnliches hatte Muck auch schon bei weiteren drei der inzwischen sechs Saisonniederlagen sagen können. "Nur Heidelberg ist ein anderes Niveau, alle anderen Teams sind für uns in Reichweite", findet Muck.

Mehr Siege sollen her

Gewohnt kämpferisch: Theresa Heinz.

Gewohnt kämpferisch: Theresa Heinz.

In der Tat steht bei vier der sechs Saisonniederlagen eine Punktedifferenz von unter zehn auf den Statistikbögen. Grund genug für den Coach, das Saisonziel des Aufsteigers leicht nach oben zu korrigieren nach dem am Samstag erfolgten Ende der Hinrunde. Zu Beginn der Spielzeit hatte er gesagt, dass man drei der insgesamt nur 16 Saisonspiele in der Neuner-Liga gewinnen möchte, denn es mache ansonsten ja keinen Spaß, durch Süddeutschland zu touren und sich eine Klatsche nach der anderen abzuholen.

Nach der ersten Saisonhälfte sind zwei Drittel der Vorgaben schon erfüllt, und Muck glaubt jetzt, in den verbeibenden acht Spielen weitere drei Siege einfahren zu können. Gegen Ludwigsburg, gegen die Rhein-Main-Baskets und gegen Weiterstadt rechnet er sich durchaus etwas aus.

Die wichtigste Spielerin

Die Nürnberger Falcons trugen gegen den Schwabacher Basketball-Nachwuchs in der Halbzeit in "Freundschaftsspiel" aus.

Die Nürnberger Falcons trugen gegen den Schwabacher Basketball-Nachwuchs in der Halbzeit in "Freundschaftsspiel" aus.

Das wird natürlich nur funktionieren, wenn der einzige Profi im Aufgebot der Kia Baskets, Brooke le Mar, gesund bleibt. Auch gegen die TS Jahn München steuerte die 29-jährige New Yorkerin, die ihre Home-Base bei Familie Walden hat, wieder knapp die Hälfte (31) der 64 Schwabacher Punkte dabei. Sie geht vor allem immer dann voran, wenn ihre Mitspielerinnen vor dem gegnerischen Korb in Hektik verfallen und kein Ball mehr durch Ring und Reuse schlüpfen will.

Gegen München hat es einige dieser Phasen gegeben, in denen die Offensive einfach zu wenig Durchschlagskraft hatte, am Ende der viermal zehn Minute war es halt eine Phase zu viel.

Im ersten Viertel boten beide Teams dem stimmungsvollen und am Ende begeisterten Anhang in der Schwimmbadhalle ein Offensiv-Feuerwerk. Kaum ein Wurf wurde vergeben. München legte los wie die Feuerwehr (0:8., 2.), doch Schwabach behielt die Ruhe, kam wieder heran und ging mit einem 22:21 in die erste kurze Pause.

Zu wenig getroffen

Das zweite Viertel war vielleicht das entscheidende. Der Schwabacher Angriffsschwung gegen einen jetzt aggressiver verteidigenden Gast erlahmte vorübergehend, das 8:15 war die logische Konsequenz, zur Halbzeit lag Schwabach mit 30:36 hinten.

Volles Engagement: Diana Fett (re.)

Volles Engagement: Diana Fett (re.)

Nach dem Wechsel baute München den Vorsprung zwischenzeitlich auf bis zu 15 Punkte aus, aber mit bewundernswertem Kämpferherz rackerte sich Schwabach bis zum Ende des dritten Viertels (16:18) zumindest wieder auf 46:54 heran, was im Basketball einen ordentlichen, aber nicht unaufholbaren Rückstand bedeutet.

Der sympathische Gast aus der Landeshauptstadt, der als einziges Zweitliga-Team ohne ausländischen Profi auskommt und der mit seiner ausgefeilten Nachwuchs-Förderung für Schwabach schon eine Art Vorbild ist, konnte sich seiner Sache jedenfalls nie ganz sicher sein. Doch näher als vier Punkte ließ man die unentwegt anrennenden Kia Baskets im Schlussviertel nicht herankommen.

Schwabach durfte dieses letzte Viertel vor allem dank Brooke le Mar und Theresa Heinz noch mit 18:14 gewinnen, am Ende musste man dem Favoriten jedoch zum 68:64-Sieg gratulieren.

Bessere Dreier-Quote

Entscheidende Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben. München beeindruckte durch eine starke Dreier-Quote (9 von 26, alleine im ersten Viertel 4 von 5) und war bei Freiwürfen einen Tick sicherer. Erstaunlich: Die Gastgeber überzeugten nicht nur aus der Halbdistanz, sondern sammelten gegen den körperlich überlegenen Gast auch zwei Rebounds mehr ein (41:39). "Das ist schon stark", lobte Trainer Muck sein Team.

Zwei Wochen Zeit zum Durchschnaufen gibt es jetzt in dieser kleinen Liga, in der kein Team sportlich absteigen muss, weil eine zehnte Mannschaft kurz vor Saisonbeginn zurückgezogen hat. Dann starten die Kia Baskets in die Rückrunde, wieder gegen München, diesmal aber in der Landeshauptstadt.

Derweil muss sich die aus dem TV 1848 Schwabach ausgegliederte GmbH der Kia Baskets um neue Sponsoren kümmern. Ein Selbstläufer ist Basketball auf (fast) Profi-Niveau in Deutschland nämlich nicht. Frauen-Erstligist Bad Aibling hat erst vergangene Woche seinen sofortigen Rückzug aus dem Spielbetrieb bekanntgegeben, selbst um die Männer der Brose Baskets aus Bamberg rankten sich jüngst Insolvenz-Gerüchte.

War gegen die großgewachsenen Gäste vor allem in der Defense gefordert: Lea Vatthauer.

War gegen die großgewachsenen Gäste vor allem in der Defense gefordert: Lea Vatthauer.

Dass auch die Schwabacher Basketball-GmbH finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, ist kein Geheimnis. "Wir brauchen schon noch Sponsoren", bekennt Geschäftsführerin Angie Walden freimütig. Schließlich soll es ja auch in der nächsten Saison Zweitliga-Basketball in der Goldschlägerstadt geben. Dann vielleicht sogar, so deutet es Walden an, vielleicht in der größeren und der 2. Liga sicher auch angemesseneren Hocheder-Halle. Dafür müssten bei der Stadt natürlich die Hallenpläne für 2019/20 umgeschrieben werden. Denn wer in der Hocheder-Halle spielt, der muss auch in der Hocheder-Halle trainieren können. Das, sagt Walden, wird aber nur mit und niemals gegen die anderen Schwabacher Vereine und Ballsport-Mannschaften gehen. "Schließlich wollen wir nicht, dass irgendjemand sauer ist auf die Basketballer."

Standing Ovations

Zumindest nach dem 64:68 gegen München war niemand sauer auf die Kia Baskets. Im Gegenteil: Sie wurden mit Standing Ovations zur anschließenden Autogrammstunde geleitet.

Kia Baskets Schwabach – TS Jahn München 64:68 (22:21, 8:15, 16:18, 18:14).

Kia Baskets Schwabach: Le Mar (31 Punkte), Heinz (9), Furman (7), Fett (4), Gentsch (4), Vatthauer (4), Kreklau (3), Hansel (2), Hartmann, Clauß, Hewig.

TS Jahn München: Schmidt (25), Schnorr (12), Bessoir (12), Heise (7), Molz (5), Seligmann (5), Pfeifer (2), Bohn.

2. Bundesliga Süd

Speyer-Schifferstadt – Weiterstadt 78:59

Kia Baskets Schwabach – TS J. München 64:68

Rhein-Main Baskets – Ludwigsburg 61:70

USC Heidelberg – Qool Sharks Würzburg 73:59

1. USC Heidelberg 8 16 660:446

2. Don Bosco Bamberg 8 12 467:468

3. TS Jahn München 8 10 509:482

4. Towers Speyer-Schifferst. 8 10 501:491

5. Qool Sharks Würzburg 8 8 551:524

6. BSG Ludwigsburg 8 4 481:530

7. SG Weiterstadt 8 4 453:569

8. Kia Baskets Schwabach 8 4 514:582

9. Rhein-Main-Baskets 8 4 527:571

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