„Geiz und Gier sind keine Werte“

26.1.2016, 15:24 Uhr
„Geiz und Gier sind keine Werte“

© Fotos: Detlef Gsänger

„Geiz und Gier sind keine Werte“

„Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat nicht nur einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet, sondern vor allem das Vertrauen der Menschen in die Wirtschaft erschüttert. Das muss jetzt erst wieder gewonnen werden“, betonte eingangs Dirk von Vopelius in seinem vielbeachteten Referat mit Verweis auf die Skandale im Bankenbereich sowie in der Textilbranche und bei Fleischkonzernen.

Wirtschaft, so Vopelius, seien wir alle. Jeder Mensch greife jeden Tag mehrfach ein. Die Wirtschaft stünde zunehmend im Wettbewerb. „Wir sind Treiber und Getriebene, unterstehen aber alle einer persönlichen Verantwortung.“ Ohne Wettbewerbe funktioniere aber Wirtschaft nicht, führte er vor Augen, mahnte aber gleichzeitig an, das Prinzip des „ehrbaren Kaufmanns“ nicht aus den Augen zu verlieren. Als grundlegende Werte bezeichnete er deshalb „Fairness, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit“.

Verdienen ist nicht alles

„Geiz und Gier sind keine Werte“, so Dirk von Vopelius. Einem Unternehmer dürfe es nie allein nur ums Verdienen gehen, sondern auch um das Vertrauen bei den Kunden und den eigenen Mitarbeitern gegenüber. Ohne Vertrauen jedenfalls, das man sich nicht erkaufen könne, funktioniere wirtschaftliches Tun irgendwann nicht mehr. Und das in einer Gesellschaft, die sich zusehens schneller wandle und zunehmend kritischer werde.

Unser Sozialstaat funktioniere jedoch nur mit der Wertschöpfung durch die Wirtschaft, sagte er, und empfahl jedem Unternehmen, das in Zukunft erfolgreich sein wolle, eine strategische Ausrichtung, aber mit „Werten und Moral“. Denn: „Ohne glaubhafte Werteorientierung und Nachhaltigkeit wird es künftig immer schwieriger, Geld zu verdienen.“

Deshalb plädierte von Vopelius für eine (Neu-) Ausrichtung der Unternehmensführung – weg von der kurzfristigen Gewinnmaximierung, hin zur langfristigen Ausrichtung des Unternehmensziels und -zwecks. Das Streben nach echter Wertschöpfung sei für ihn eine zwingende Voraussetzung für einen nachhaltigen, dauerhaften Markterfolg.

Und auch die IHK Nürnberg für Mittelfranken bietet hierzu Weiterbildungsangebote an. Kernanliegen sei es, dem Wertekatalog der Vereinten Nationen zu folgen, also Menschenrechte zu achten, gerechte Arbeitsnormen aufzustellen, die Umwelt zu schützen und die Korruption zu bekämpfen. Geschäfte sollten nicht auf Kosten anderer Menschen, Länder, künftiger Generationen oder der natürlichen Umwelt gemacht werden.

Zuvor hatte Joachim von Schlenk, der als Vorsitzender des IHK Gremiums durch das Programm führte, sich bei allen bedankt, die im vergangenen Jahr mit erheblichem persönlichen Einsatz versucht haben, die Flüchtlingssituation im Landkreis ordentlich in den Griff zu bekommen.

In diesem Zusammenhang betonte er, dass „unser Wohlstand sich ohne Migration nicht halten lassen wird“. Deshalb habe der deutsche Industrie- und Handelskammertag schon seit langem ein Einwanderungsgesetz gefordert, welches auch die Migration nach Deutschland regelt. Unerlässlich sei hierbei eine europäische Lösung, doch die erfordere viel diplomatische Kärrnerarbeit, so von Schlenk. Dies aber sei für die wirtschaftliche und damit politische Stabilität Deutschlands unerlässlich.

Auch CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler betonte, dass Europa nicht wegen nationaler Egoismen scheitern dürfe. In Sachen Neuregelung der Erbschaftssteuer trat sie zudem für verhältnismäßige Lösungen gerade im Hinblick auf Familienunternehmen ein. Als Erfolg auf Ebene der beruflichen Bildung nannte sie die Verbesserung des Meister-BAföG, das sich nun auf Augenhöhe zum BAföG der Studierenden befinde.

Zuverlässige Betriebe

Von blindem Aktionismus hielt Landrat Herbert Eckstein nichts. „Fehler werden in der guten Zeit gemacht“, betonte er, und bedauerte den Vertrauensverlust der Eliten. Globalisierung jedoch, so Eckstein, sei keine Einbahnstraße sondern bedeute für Europa und die Welt eine Quelle des Wohlstands. Allerdings klagte er über allzu viel Reglementierung und Gesetzesflut, bei denen „mitunter keiner mehr durchblickt“. Deshalb empfahl er, sich die Verfassung des Freistaates und die Bibel mit den „Zehn Geboten“ wieder einmal zu Gemüte zu führen. Dort stünden klare Ziele, „die auch heute noch Gültigkeit haben“. Dass der Landkreis wirtschaftlich so gut dastehe, ist laut Eckstein der Kraft und der Zuverlässigkeit der vorhandenen Betriebe zu verdanken. Neuen Aufschwung verspricht er sich durch eine Kooperation mehrerer Gemeinden für ein „Interkommunales Gewerbegebiet“.

Roths Bürgermeister und Hausherr Ralph Edelhäußer wollte angesichts einer Arbeitslosenquote von unter 2,7 Prozent, eines Gewerbesteueraufkommens von fast elf Millionen Euro sowie eines Einkommenssteueranteils von 13 Millionen Euro nicht jammern, klagte aber dann doch, dass Roth derzeit kein neues Gewerbegebiet vorweisen könne. Und auch die Schaffung eines neuen Wohngebietes auf der Abenberger Höhe würde noch viele Gespräche mit den Grundstücksbesitzern erfordern.

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