Glosse: Alles eine Frage der Perspektive

29.9.2019, 05:58 Uhr
Ein Traum von einem Baum: die Alte Linde in Schwabach. Nur konnte sich unser Redakteur kürzlich gar nicht über den Anblick freuen. Er wollte nämlich gar nicht zur Alten Linde, als er in den Bus einstieg. Aber lesen Sie selbst...

© Günther Wilhelm Ein Traum von einem Baum: die Alte Linde in Schwabach. Nur konnte sich unser Redakteur kürzlich gar nicht über den Anblick freuen. Er wollte nämlich gar nicht zur Alten Linde, als er in den Bus einstieg. Aber lesen Sie selbst...

Menschenskinder, da habe ich mich schon geärgert. Ein bisschen über mich selbst, aber vor allem über den Schwabacher Busverkehr. Ich kam mit einer ungewohnten RE-Verbindung von Nürnberg nach Schwabach und dachte: Mal sehen, ob ich einen Bus finde, der zur Redaktion fährt.

Tatsächlich lieferte mir die VGN-Webseite die perfekte Verbindung. Auch der Aushang am Bahnhof war eindeutig: Die Linie 661 fährt über Altstadt und Spitalberg hinter in Richtung Eichwasen. Sogar im Bus waren die Haltestellen genau so angezeigt.

Als die Ansage "Schwabach Rathaus" ertönte, blickte ich von meinem Buch auf und sah: kein Rathaus. Ging auch nicht, wir waren an der Neutorstraße. Als der Bus dann durch die Nördliche Ringstraße zuckelte, ging mir langsam ein Licht auf. Da gibt es doch diese Baustelle. Hatte ich davon nicht in der Zeitung gelesen?

So musste ich den furchtbar langen Weg von der Alten Linde zur Redaktion zu Fuß zurücklegen. Ein Schild, eine Durchsage, irgendein Hinweis? Das wäre schon drin gewesen, lieber Busverkehr. Für Leute, die nicht das Tagblatt lesen.

Autor: Thomas Correll

Cool bleiben, Kollege

Natürlich hat mir Kollege Correll von seiner missglückten Busfahrt erzählt, oder besser gesagt: er kam jammernd wegen des "langen Fußwegs" in die Redaktion geeilt. Was er bis dato nicht wusste: Nur 30 Minuten vor ihm saß auch ich auf dem Weg in die Redaktion im selben Bus. Und ja: Auch mein 661-Bus fuhr nicht den Weg zum Spitalberg, weswegen ich mich nach kurzer Verwirrung entschied, einfach irgendwo auszusteigen.

Nun kenne ich mich im Gegenteil zum Kollegen in Schwabach (noch) nicht gut aus. Ein Kirchturm ist allerdings immer ein guter Wegweiser, also ab durch die Mitte, dachte ich mir. Und was durfte ich da sehen: gepflasterte, enge Gässchen, eine kleine Brücke mit tief hängenden Weiden an den Rändern des Flusses, alte Fachwerkhäuser und liebevoll gepflegte Gärten. Kurzum: Ich konnte Schwabach noch ein Mal ganz neu entdecken und die ruhige Idylle vor dem Berufsalltag genießen.

Also: Danke lieber Schwabacher Busverkehr. Und an meinen Kollegen: Auch eine spontane Abweichung kann manchmal gut tun. Eben alles eine Frage der Perspektive.

Autorin: Anne Kleinmann

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