Glosse: Das Ende eines zehn Jahre alten Spitznamens

16.6.2019, 05:58 Uhr
Moment, sagen Sie, das ist doch schon ein paar Jahre her. Stimmt. Aber manche Ereignisse wirken eben in die Gegenwart nach.

© Weigert Moment, sagen Sie, das ist doch schon ein paar Jahre her. Stimmt. Aber manche Ereignisse wirken eben in die Gegenwart nach.

Dass kaum jemand den Sportteil der Zeitung liest, ist ja weitgehend bekannt. Deshalb braucht es zu diesem sportlichen „Goldrichtig?!?“ eine Einleitung: Im Moment ist Relegationszeit – die aufregendste Zeit des Jahres für die Fußballvereine. Ein paar erwischt es immer, ob in Kammerstein, Rohr, Katzwang oder Unterreichenbach. Manchmal geht es um den Aufstieg, das ist noch recht angenehm. Oft geht es aber gegen den Abstieg, und da liegen die Nerven natürlich blank.

Meister der Relegation

Es gibt aber immer wieder Mannschaften und Spieler, die sich dermaßen erfolgreich durch diverse Relegationen schmuggeln, dass sie das Prädikat „Relegationsmeister“ verdienen. Der ruhmreiche 1. FC Nürnberg trug eine Zeit lang diesen Ehrennamen. Nach Wiedereinführung der Relegation war der Club gleich zweimal nacheinander erfolgreich, 2009 gegen Cottbus und 2010 gegen Augsburg. Die Bilanz: vier Siege, 8:0 Tore.

Einige der beteiligten Spieler haben es weit gebracht. Javier Pinola, damals schon Vereinslegende, hat die südamerikanische Champions League gewonnen, nachdem er beim Club als nicht-zweitligatauglich aussortiert wurde. Ein talentierter Mittelfeldspieler namens İlkay Gündoğan ist heute amtierender englischer Meister mit Manchester City. Bester Augsburger war Ibrahima Traoré, der heute bei Mönchengladbach unter Vertrag steht. Traoré hatte nichts zu lachen. Bei Club-Verteidiger Juri Judt war er so sicher aufgehoben wie in Mutters Schoß. Judt ist heute übrigens Spielertrainer beim Kreisligisten SV Burggrafenhof.

Erfolglose Selbst-Einwechslung

Die (wenigen) regelmäßigen Leser des Sportteils ahnen schon, worauf ich eigentlich hinaus will. Der herausragende Spieler beider Relegationen war natürlich Christian Eigler, der vier der acht Nürnberger Tore schoss und sich damit den Spitznamen „Relegations-Eigler“ verdiente.

Leider kommen alle guten Dinge irgendwann zu einem Ende. Der FCN ist seit der bitteren Schlappe gegen Eintracht Frankfurt 2016 nicht mehr Relegationsmeister. Und Christian Eigler ist seit Mittwoch nicht mehr der „Relegations-Eigler“. Als Spielertrainer des SV Unterreichenbach hatte er sich im Relegationsspiel gegen Meckenhausen selbst eingewechselt, um beim Stand von 1:2 die Wende zu erzwingen. Es half leider nichts, das Spiel ging verloren.

Die Bezirks League ruft

Glücklicherweise ging es um den Aufstieg, nicht den Abstieg. Und wie mir die Sportkollegen glaubhaft versichern, sieht es für den nächsten Anlauf der „Urus“ in der kommenden Saison ganz gut aus.

Wir dürfen also darauf hoffen, dass Eigler noch die ein oder andere Gelegenheit bekommt, sich seinen Ehrennamen zurückzuholen. Vielleicht nicht in der englischen Premier League oder der südamerikanischen Champions League, aber dafür in der mittelfränkischen Bezirks League.

Zum Schluss möchte ich mich noch ausdrücklich für die unprovozierten Seitenhiebe gegen die Sportredaktion entschuldigen und wünsche besonders dem Kollegen rj ein schönes (Relegations-) Wochenende!

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