Glosse: Ein Hoch auf unseren Busfahrer!

24.2.2019, 05:58 Uhr
Schwabachs Busfahrer trifft man hier.

© Günter Wilhelm Schwabachs Busfahrer trifft man hier.

In nicht allzu ferner Zukunft werden auf unseren Straßen nur noch selbstfahrende Autos unterwegs sein, das sagen zumindest Experten. Deutlich geringeres Unfallrisiko, besserer Verkehrsfluss – und da es keinen Fahrer gibt, kann auch der Papa sich um die Kinder kümmern, wenn sie fragen: Simmer scho daaa?

Eindeutig eine Verbesserung. Und wenn doch mal jemand überfahren wird, hat irgendeine chinesische Firma Schuld. Beruhigend.

Es gibt nur eine Sache, die wirklich schlimm wäre. Es würde das wegfallen, was heutzutage die wunderbare Bezeichnung Öffentlicher Personennahverkehr trägt. Anders ausgedrückt: Keiner würde mehr Bus fahren. Schließlich könnte jeder das Auto nehmen, Kinder, Senioren, auch Leute, die einfach keinen Bock haben, selbst zu fahren. Alle würden ins Auto umsteigen. Und das wäre, auch wenn Sie diese Aussage vielleicht erstaunt, ein echter Verlust.

Die 50er-Jahre sind vorbei

Ja, der Umgang ist rauer geworden in den Bussen und Bahnen. Wer früher einen Ghettoblaster kaufen und vor allem schleppen musste, macht heute Radau mit dem Handy. Halbstarke, denen grade das dritte Schnurrbarthaar gewachsen ist, springen nicht mehr sofort auf und bieten ihren Platz an. Seit den 50er-Jahren hat sich einiges verändert. Aber: Eine Busfahrt, die ist immer noch lustig und allemal besser als selbst zu fahren.

Vor allem, wenn man den richtigen Busfahrer hat. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die Kollege rj genau hier, im "Goldrichtig?!?", einmal beschrieben hat. rj ist nämlich mein Bruder im Geiste, was das Busfahren angeht. Außer es braucht gerade niemand den Dienstwagen, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls durfte rj einem sehr freundlichen Fahrer der 61er-Linie den Weg durch Schwabach weisen. Der Mann kannte sich vielleicht in Eibach aus oder in Röthenbach, aber er konnte die Lindenstraße nicht von der Limbacher Straße und den Pinzenberg nicht von Penzendorf unterscheiden. Zum Glück saß rj im Bus.

Ein Lächeln auf den Lippen

Eine andere Geschichte hat mir meine Frau erzählt. Einen Fahrer des 62ers – der bekanntlich unser Tagblatt-Gebiet in Katzwang und Kornburg streift – hat sie nun bereits zum zweiten Mal erwischt. Er schafft es immer wieder, den Fahrgästen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

"Grüß Gott, meine sehr verehrten Damen und Herren. Willkommen in der Buslinie 62", so seine Durchsage vor Fahrtbeginn. "Unsere Endhaltestelle ist Kornburg, wir durchqueren vorher die schönen Stadtteile Eibach, Reichelsdorf und Katzwang. Und Sie wissen ja: Eine Busfahrt kann manchmal eine ganz schöne Schaukelpartie werden. Deshalb: Halten Sie sich gut fest oder Sie lernen ihren Nebenmann besser kennen. Ich wünsche eine gute Fahrt!"

Es ist so einfach, den Leuten eine kleine Freude zu machen. Deshalb soll dieser nette Busfahrer hier ausdrücklich gelobt werden. So macht der Öffentliche Personennahverkehr noch mehr Spaß. Wenn das fahrerlose Auto kommt, dann wird der Mann vielleicht arbeitslos. Mit dieser nachdenklichen Notiz zur Entwicklung des Menschengeschlechts entlasse ich Sie ins Wochenende.

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