„Goldrichtig“ gibt es in der Zeitung, niemals im Gewerbegebiet

17.5.2014, 09:43 Uhr
„Goldrichtig“ gibt es in der Zeitung, niemals im Gewerbegebiet

© Robert Gerner

Obwohl also zuletzt ein gutes Dutzend nicht ganz so ehrenwerter Doktores aufgeflogen ist, fand die Stadt Schwabach offenbar nichts dabei, mit reichlich obskuren Mitteln ihren neuen Gewerbepark West anzupreisen. Und zwar mit folgenden Worten auf zwei überdimensionalen Plakatwänden am Kreisel Richtung Haag: „Goldrichtig für Ihren Standort“.

Dreimal dürfen Sie jetzt raten, wer wegen dieses ungeheuerlichen Spruchs erst auf die Barrikaden gegangen und dann vor Gericht gezogen ist. Das war, das, äh, naja, ehrlich gesagt, das waren: wir.

„Goldrichtig“ sollte halt nichts mit einer lapidaren Flächenversiegelung zu tun haben, sondern steht seit mehr als zwei Jahren für unsere einzigartige Samstags-Kolumne. Deren Namensfindung war ohnehin eine schwere Geburt.

Wir blicken zurück: Als im Frühjahr 2012 kurz vor Redaktionsschluss der Riegel für die erste Glosse, die ab sofort immer samstags erscheinen sollte, gestaltet werden sollte, war in unseren Redaktionsstuben wieder einmal guter Rat teuer. Ein Blick über den Zaun half nicht. Das „ERHhards Eckla“ von den Kollegen aus Herzogenaurach war schlecht auf Schwabach übertragbar. Schließlich gehören wir nicht zum Landkreis Erlangen-Höchstadt. „Links unten“, wie in Neumarkt, ging auch nicht, weil bei uns in Schwabach links unten am Samstag immer der Inhaltskasten des Lokalteils steht. „Moststraße“, wie in Fürth, schied aus, weil unsere Redaktion am Spitalberg liegt. Und das „Sabberlodd“ der Kollegen in Roth ist zwar glänzend geschrieben. Der Titel erinnerte uns aber dann doch zu sehr an das, was einem manchmal aus dem Mundwinkel tropft, wenn man mit übergroßem Heißhunger in etwas ganz Leckeres beißt.

Es gab dann Vorschläge wie „Die Glosse“ (gähn!), „Ganz nebenbei“ (schnarch!) „Aufgemerkt“ (Obacht, Plagiat, frag nach bei Erwin Pelzig) oder „Ach, Schwabach“. Mitten in der Diskussion stand dann unser Sportredakteur, der sich bis dato noch nicht eingebracht hatte, auf, klatschte in die Hände und frohlockte: „Gerade noch rechtzeitig fertig geworden mit meiner Seite, jetzt komme ich goldrichtig zur Geburtstagsfeier.“

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, auf solch verschlungenen Pfaden entstehen Meisterwerke der Literaturgeschichte. Und niemand, auch nicht die Stadt Schwabach, sollte in einem solchen Fall das Copyright mit Füßen treten.

Die Frage ist: Ist die Geschichte womöglich doch ohne Richter zu heilen? Vielleicht könnte man das „Gold“ aus dem Namen streichen. Ein „richtiger“ statt ein „goldrichtiger“ Standort erscheint mir doch richtig genug. Vielleicht geben wir uns auch damit zufrieden, dass die beiden Bürgermeister-Stellvertreter Donhauser und Oeser ihre Doktor-Titel für, sagen wir mal, zwei Abende ablegen, zur Strafe gewissermaßen.

Und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht geht, dann fordern wir ultimativ: Wenn das letzte Grundstück im Gewerbepark verkauft ist, dann kommt das Schild weg, aber ganz hurtig.

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