Gregory Porter wurde höchsten Erwartungen locker gerecht

5.5.2014, 08:33 Uhr
Gregory Porter wurde höchsten Erwartungen locker gerecht

© Unterburger

Die ungewöhnliche Kopfbedeckung ist sein optisches Alleinstellungsmerkmal, weil er damit auf der ganzen Welt erkannt wird.

Gregory Porter war am Freitagabend der Star-Gast des diesjährigen „Jazz & Blues Open Festivals“. Die FV-Eventhalle, die Platz für 1500 Gäste bietet, war so gut wie ausverkauft. Besucher aus allen Teilen der Republik waren angereist, um den Shooting Star und zweifachen Grammy-Gewinner live zu erleben.

Bevor der Meister die Bühne betrat, heizte die Band in der Besetzung Piano, Kontrabass, Saxofon und Schlagzeug die Stimmung mächtig an. Ein Dutzend Fotografen stand schussbereit vor der Bühne, und als der mehr als 1,90 Meter große Hüne vor das Mikro trat und loslegte, war die Stimmung prächtig in der riesigen FV-Eventhalle.

Der Kalifornier und Wahl-New-Yorker gilt als die schwer gewichtigste Neuentdeckung der Jazzgesangs-Renaissance. Der vollbärtige, warmherzige Bariton, Lyriker, Sänger und Seelentröster scheint für alles andere gemacht zu sein als für innige Balladen und sensible Betrachtungen über Gott und die Liebe.

In der Tat war seine Karriere nicht als Jazz- und Soul-Sänger vorgezeichnet, sondern als Footballer. Der Hüne Gregory Porter wollte Profi-Footballer werden und hatte schon ein Stipendium an der San Diego State University in der Tasche. Dann aber machte eine schwere Schulterverletzung seine sportliche Karriere zunichte, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Mit seinen Songs erinnerte Gregory Porter an die dunklen Kapitel der afroamerikanischen Geschichte. So etwa beim Lied „1960 What“ von seinem 2010 erschienenen Debütalbum „Water“, in dem er die Rassenunruhen in Detroit 1960 und die Ermordung Martin Luther Kings 1967 thematisiert.

In seiner Jugend sah sich Gregory Porter rassistischen Attacken ausgesetzt. 1980 wurde sein Bruder erschossen, weil er als Schwarzer in einer weißen Gegend herumlief. Auch Porters Familie wurde in dieser Zeit Opfer rassistischer Ausschreitungen.

Einfühlsame Balladen

Vor solchem Hintergrund ist es erstaunlich, dass Porters Lieder kaum bitter sind. So besang er unter anderem kleine Vögel, deren gebrochene Flügel er heilt, die Melodien des Windes und die guten Taten der Eltern. Im Song „When love was king“ schwärmte er von einem sagenhaften Paradies, in dem die Liebe als freundlicher Herrscher regiert. Doch leider ist dieses Paradies untergegangen.

In dem berührenden ruhigen Song „Be good is her name“ stellte aber die skeptische Frage: „Does she know what she does, when she dances around me?“ Den Song „No love dying“ widmete er allen, die an die Liebe glauben. In die verspielte Jazz-Nummer „Lonesome Lover“ hatte er den Standard „Hit the road Jack“ eingebaut, was die Zuhörerinnen und Zuhörer mit frenetischem Applaus quittierten.

Silbengesänge und Mitklatschsongs wechselten sich ab mit ruhigen Balladen und Soul- sowie Gospel-Nummern.

Fabelhafte Band

Musikalisch gingen Gregory Porter und seine fabelhafte Begleitband zurück in die sechziger Jahren, zum Hardbop, Souljazz und zum Bürgerrechts-Gospel. Porters Musik lebt von Crossover-Einflüssen von Soul, Gospel und Rhythm & Blues.

2010 erlebte Porter seinen Durchbruch mit dem Debütalbum „Water“, das für den Grammy nominiert wurde (Best Jazz Vocal). 2012 folgte das Album „Be Good“ (ebenfalls für einen Grammy nominiert in der

Crossover Rhythm & Blues Kategorie). 2013 erhielt er einen Vertrag bei „Blue Note Records“, wo sein drittes Album „Liquid Spirit“ veröffentlicht wurde. Nach Meinung von Kritikern übertrifft er mit „Liquid Spirit“ nochmals die hohen, von ihm selbst gesetzten Standards.

Dass der vom Publikum gefeierte Hochkaräter als ein echter Wahrer und Erneuerer des amerikanischen Souljazz gilt, stellte er beim Konzert in der Wendelsteiner FV-Eventhalle eindrucksvoll unter Beweis. Er absolvierte das Gastspiel in einem Stück ohne Pause. Die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer feierten Gregory Porter und seine Band mit minutenlangen stehenden Ovationen.

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