Hoher Aufwand für Heim-Besucher: Die Freizeit gerne geopfert

27.12.2020, 15:13 Uhr
Weihnachtsszene anno 2020: Kein Onkel im roten Kostüm mit Geschenken im Rucksack, sondern vermummtes BRK-Personal mit Teststäbchen.
 
  

© Foto: Tobias Tschapka Weihnachtsszene anno 2020: Kein Onkel im roten Kostüm mit Geschenken im Rucksack, sondern vermummtes BRK-Personal mit Teststäbchen.  

Damit dem Besuch der Eltern oder Großeltern in Heimen nichts im Wege steht, bot das BRK Südfranken zusammen mit anderen Hilfsorganisationen über die Feiertage Schnelltests an, mit denen man – solange diese negativ ausfielen – die ältere Verwandtschaft besuchen konnte.

Nicht zuletzt wollte man mit der gemeinsamen Aktion diejenigen Heime, die ebenfalls Schnelltests anbieten, entlasten. Im Landkreis Roth gab es drei solcher Stellen: Abenbereg, Allersberg und Heideck. Von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag standen Teams zwischen neun und 14 Uhr bereit, um Schnelltests durchzuführen, die anlässlich der Feiertage nicht nur wie üblich nur zwei, sondern drei Tage ihre Gültigkeit behielten.

In Heideck wartete die Hilpoltsteiner BRK-Bereitschafts- und Testleiterin Tanja Filary mit ihrem achtköpfigen Team auf testwillige Besucher. Der erwartete Ansturm blieb jedoch aus. "Es waren die ersten beiden Tage jeweils so um die 25 Personen, manche, die sich angemeldet haben, sind jedoch auch gar nicht zum Termin erschienen", sagte sie. Von den beiden Testkabinen, die in der Heidecker Stadthalle aufgebaut waren, blieb eine die meiste Zeit leer.

Am zweiten Feiertag waren es dann nur noch 15 Personen. "Wir hätten mit deutlich mehr gerechnet", so Filary. Aber dennoch haben die ausschließlich ehrenamtlichen Helfer ihre Freizeit gerne geopfert. "Der Sinn von Weihnachten ist ja schließlich, anderen zu helfen", meint Petra Höflmeir von der Hilpoltsteiner Bereitschaft – und alle anderen nicken zustimmend.

Hoher Aufwand für Heim-Besucher: Die Freizeit gerne geopfert

© Foto: Tobias Tschapka

Ein Testfall hat die Stimmung des gesamten Teams sogar ordentlich gehoben: "Eine Frau aus Norddeutschland, die hier ihre Oma besuchen wollte, hat zu Hause einen normalen PCR-Test gemacht, aber das Ergebnis kam nicht mehr rechtzeitig", so Filary. Als dann ihr Schnelltest in Heideck negativ ausfiel, gab es dann, neben den meist üblichen Tränen, die das Teststäbchen beim Einführen in die Nase auslöst, zusätzlich auch ein paar Freudentränen. "Die haben bei uns die Motivation nochmal spürbar steigen lassen", berichtet Filary.

Eine Kabine hätte gereicht

In Abenberg wurde in der DJK-Sporthalle getestet, aber auch hier hielt sich die Resonanz in Grenzen. "Die meisten Besucher hatten wir an Heiligabend", so der Abenberger BRK-Bereitschaftsleiter Marco Windisch. Rund 20 Menschen kamen vorbei. "Der allererste Test fiel übrigens positiv aus, aber die betreffende Person hat das Ergebnis sehr gefasst aufgenommen." Auch hier gab es zwei Kabinen, wobei eine vermutlich gereicht hätte. "Eigentlich haben wir mit 50 bis 60 Personen am Tag gerechnet, aber so haben wir für den letzten Tag, für den sich nur fünf angemeldet hatten, unser Personal von acht auf vier reduziert", so Windisch.

Wie in Heideck kamen auch in Abenberg ein paar ältere Menschen ohne Anmeldung vorbei, die mit der Vorabregistrierung nicht klargekommen waren. An beiden Standorten waren jedoch so viel Kapazitäten frei, das niemand nach Hause geschickt werden musste.

Der Grund, dass nur so wenige den Testservice in Anspruch genommen haben, liege laut Windisch vermutlich daran, dass viele Heime wegen der steigenden Zahlen den Besuchsverkehr über die Feiertage kurzfristig ausgesetzt haben. Dass manche Heime auch auf eigene Test setzten, war bekannt, "aber dass auch das Abenberger Seniorenheim kurzfristig beschlossen hat, selber zu testen, haben wir erst sehr spät erfahren", ärgert sich Windisch, der sich diesbezüglich eine bessere Kommunikation aller Stellen, die Corona-Tests durchführen oder in Auftrag geben, wünscht.

"Aber alle, die gekommen sind, zeigten sich jedenfalls sehr dankbar, dass es über die Feiertage eine Möglichkeit zum Testen gab", so Ruth Winkler von der BRK-Wasserwacht Georgensgmünd. Die Krankenschwester weiß auch warum: "Ich sehe in meinem Beruf jeden Tag, was ein Besuchsverbot mit den Menschen macht."

Sehr dankbar zeigte sich auch Gerlinde Schmela aus Petersaurach. Für das Abenberger Testpersonal hat sie sogar eine Schachtel Pralinen mitgebracht. Sie hat die rund 20 Kilometer auf sich genommen, um sich hier ihrem ersten Schnelltest zu unterziehen. Sie will ihre Mutter in einem Rother Heim besuchen, so wie sie es jede Woche macht. "Bis jetzt habe ich aber immer nur klassische PCR-Tests gemacht, auf deren Ergebnis man lange warten muss." Auch wenn die Schnelltests als nicht ganz so zuverlässig gelten wie die normalen PCR-Tests, sie hat ein gutes Gefühl, als sie mit ihrem negativen Ergebnis weiter zu ihrer Mutter fährt: "Mehr kann man für die Sicherheit nicht tun, und in Verbindung mit den Sicherheitsmaßnahmen im Heim halte ich die Gefahr einer Ansteckung für sehr gering".

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