Sonderimpfaktionen

Immunisieren im Oro: Spritze statt Kaffee und Kuchen

20.7.2021, 06:04 Uhr
Die Johanniter verwandelten das Café im ersten Stock des Oro-Einkaufszentrums in ein mobiles Impfzentrum.

© Robert Gerner, NN Die Johanniter verwandelten das Café im ersten Stock des Oro-Einkaufszentrums in ein mobiles Impfzentrum.

Zu seinen besten Zeiten war das Marco Polo ein beliebter Anlaufpunkt im Oro-Einkaufszentrum. Das geräumige Cafe sieht cool aus, und am Samstagnachmittag lief immer auf Großbildleinwand ein Live-Spiel der Bundesliga. Frauen parkten dort ihre Männer ab, und stürzten sich in den Konsumtempel.

Corona hat dem Café aber den Garaus gemacht. Über Monate hinweg war zwangsgeschlossen, inzwischen hat der Pächter seine Sache gepackt. Derzeit ist das Café nicht vermietet.

Mobiles Impfzentrum für drei Stunden

Und doch ist an diesem sonnigen Montagvormittag Leben in der Bude. Die Johanniter sind in Mannschaftsstärke angerückt und verwandeln den "Glaspalast" für drei Stunden in ein mobiles Impfzentrum. Weil in Deutschland ein bisschen die Impfmüdigkeit um sich greift, gehen Kommunen und die Leute mit der Spritze ungewöhnliche Wege. In den regulären Impfzentren herrscht oft gähnende Leere, in den Praxen vieler Hausärzte sind die Wartelisten schon weitgehend abgearbeitet.

Schon am frühen Morgen nahm eine ganze Reihe von Impfwilligen in den bequemen Sesseln Platz.

Schon am frühen Morgen nahm eine ganze Reihe von Impfwilligen in den bequemen Sesseln Platz. © Robert Gerner, NN

Zeit also, dort ein Angebot zu machen, wo sich üblicherweise viele Leute aufhalten. Im Oro ist das zweifelsohne der Fall, auch wenn der Montagvormittag nicht unbedingt als der umsatzstärkste Tag gilt.

Iris Stiller, die Center Managerin im Oro, hat das Café liebend gerne aufgesperrt, als ihr die Johanniter den Vorschlag unterbreitet haben. "Wir wollen schließlich alle so schnell wie möglich unser Leben zurück", sagt sie und weist dem nächsten Impf-Interessenten den Weg zum Wartebereich.

Mehr los als erwartet

Dort haben sich kurz nach 9 Uhr schon rund ein Dutzend Impfinteressenten eingefunden. Sie habe von dem Angebot im Internet gelesen, sagt eine 22-jährige Frau, die aber ihren Namen nicht sagen will. Sie hätte sich in nächster Zeit zwar auch im Schwabacher Impfzentrum gemeldet. "Aber so ist das natürlich viel einfacher", betont sie.

Dass das Oro-Management den ersten 100 Impfwilligen als Motivation - und ein bisschen auch als Dank - einen 10-Euro-Gutschein spendiert, sei für sie nicht entscheidend gewesen, sagt die Frau.

An der Theke stehen derweil die Mitarbeiter der Johanniter und bereiten alles vor. Sie haben das Vakzin von Johnson & Johnson im Gepäck. Der hat den Vorteil, dass man schon nach dem ersten Piks (und einer zweiwöchigen Karenzzeit) den vollen Impfschutz hat. Zumindest für ein halbes Jahr ist man damit auf der sicheren Seite. Dann könnte möglicherweise eine Auffrischimpfung fällig sein. Aber für ein halbes Jahr mehr Freiheiten, das fühlt sich in diesen an Freiheiten so eingeschränkten Corona-Zeiten doch schon mal ganz gut an.

Ganz vorsichtig

Ganz vorsichtig ziehen die Johanniter aus den kleinen Fläschchen die Spritzen. Vorsichtig, weil man bei sorgsamer Handhabung sechs Impfdosen aus einer Flasche gewinnt. Wenn man nicht auf den Zehntelmililiter achtet, sind es nur fünf.

Doch die Johanniter sind ja erfahrene Impfer. Im städtischen Impfzentrum bei der DJK Schwabach sind zwar in erster Linie die Kolleginnen und Kollegen des BRK vor Ort. Doch die Johanniter sind immer dann gefragt, wenn barrierefreie Impfungen im Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium anstehen oder wenn sich Alten- und Pflegeheime melden, die wieder fünf Impfwillige beisammen haben, weil sie vielleicht neues Personal oder auch neu einziehende Seniorinnen und Senioren bekommen haben.

Am Freitag noch einmal im Oro

An diesem Freitag, 16 bis 19 Uhr, wird das Café Marco Polo im ersten Obergeschoss ein zweites Mal zum mobilen Impfzentrum. Dagegen ist ein weiterer Impf-Sondertermin bei McDonald´s im Falbenholz (angekündigt für diesen Donnerstag) vorerst gestrichen worden.

Am kommenden Samstag, 24. Juli, 9 bis 12 Uhr, werden die Helferinnen und Helfer dafür jedoch den zweiten Sonderimpftermin im Schwabacher Rathaus betreuen. Bei der Premiere am Samstag vor einer Woche hatten sich 78 Impf-Interessierte zwischen ihren Wochenend-Einkäufen kurz mal immunisieren lassen.

Heideck gut, Hembach gut

Auch im Landkreis Roth waren an diesem Wochenende wieder die mobilen Impfteams unterwegs. Nach Greding, Georgensgmünd und Roth ging es diesmal nach Heideck (Samstag) und Rednitzhembach (Sonntag). Mit dem Interesse in Heideck (78 Impfwillige) und Rednitzhembach (76) war man am koordinierenden Rother Landratsamt sehr zufrieden. Die Ankündigung für das Seezentrum Heuberg (31 Impfungen) kam wohl etwas kurzfristig - und die Triathleten, die sich dort am Wochenende aufhielten, hatten halt auch andere Dinge im Kopf als die Corona-Spritze.

Dennoch soll es solche und ähnliche Aktionen auch in Zukunft geben. Man befinde sich "in der Abstimmung" hieß es auf Nachfrage. Bereits final abgestimmt ist eine Impfaktion in Wendelstein. Vor dem Kino Open-Air am Freitag, 23. Juli, kann man sich ohne Voranmeldung zwischen 18 und 22 Uhr im Rathauspark immunisieren lassen. Es werden Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Johnson & Johnson angeboten. Personalausweis und Impfbuch (sofern vorhanden) bitte mitbringen.

Für unter 18-Jährige ist nur das Vakzin von BioNTech zugelassen, interessierte Jugendliche müssen allerdings ihre Eltern mitbringen.

Inzidenz steigt auf niedrigem Niveau

Sicher ist: Impfungen sind, solange es keine Medikamente gibt, der schnellste Weg hin zu mehr Normalität. Derzeit ist die Infektionslage zwar noch entspannt. Doch die Inzidenz steigt seit zwei Wochen wieder. Bundesweit, aber auch vor Ort. In Schwabach hat sie sich dank drei neuer Fälle über das Wochenende auf 9,8 verdoppelt. Im Landkreis Roth stieg sie über das Wochenende von 4,7 auf 7,9.

Das ist aber noch sehr überschaubar, zumal vor allem jüngere Leute betroffen sind, die nach einer Infektion nicht oder nur leicht erkranken. Vergangene Woche befanden von den aktuell Infizierten im Landkreis Roth alle "nur" in häuslicher Quarantäne. Weitergehende medizinische Maßnahmen waren für sie nicht nötig.

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