In Schwanstetten bringt ein Verein Landwirte auf die Palme

12.3.2021, 06:00 Uhr
In Schwanstetten bringt ein Verein Landwirte auf die Palme

© Foto: Jürgen Leykamm

Nicht ohne Grund haben sich nun Vertreter des Berufsstandes zum Pressegespräch bei einer Fläche des Marktes Schwanstetten getroffen. Denn Bürgermeister Robert Pfann ist zugleich der Vorsitzende des besagten Vereins. Das rund eineinhalb Hektar große Feldstück kennt Biolandwirt Gerhard Freytag nur zu gut. Der Schwander Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) hatte es einst gepachtet gehabt. "Hier habe ich Kühe weiden lassen", blickt er zurück. Also das getan, was auch Naturschützer gerne sehen.

Nur kann er das dort nun nicht mehr tun. Das Areal verkaufte der Verpächter an die Kommune, die dort nun einen Wald hochziehen will. Ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt sei. "Ich gehe von einem Ausfall von etwa 90 Prozent aus", schätzt BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt. Hermann Schröter, Obmann für Leerstetten, pflichtet ihm bei. Dabei sei dies kein Einzelfall. Aus Offenflächen Wald zu machen, scheitere nicht selten. "Trockenheit und Wassermangel sorgen dafür, dass man dort meist nichts hoch bringt."

Verführerische Aussicht

Dem Verkäufer aber sei nichts vorzuwerfen – zu verführerisch groß sei die Differenz der Einnahmen zwischen Verpachtung und Veräußerung, die laut Aussagen des Verbandes bei eins zu einhundert liegt. So sei ein wichtiges Stück extensiver Landwirtschaft verloren gegangen. Mit fragwürdigem Zweck. Denn selbst wenn sich hier eines Tages große Bäume nach oben strecken sollten, "ist hier alles andere sinnvoller als einen Wald anzupflanzen".

Denn seit Jahrzehnten werde die Gesamtwaldfläche im Landkreis immer größer – und mit ihr die dortige Artenvielfalt, wie der Schwanstettener Naturschutzfachmann des Kreis-BBV, Robert Volkert, zu bedenken gibt. "Sie ist bei uns im Wald überhaupt nicht bedroht", moniert er. Es fehle allerdings an Offenlandflächen, die viele Arten immer stärker vermissten – wie etwa der Kiebitz, die Lerche oder das Rebhuhn. Doch gerade das Offenland stehe nun als Kaufobjekt im Visier der Gemeinden, damit es vom Verein als Kompensationsfläche vermittelt werden könne.

In Schwanstetten bringt ein Verein Landwirte auf die Palme

© Jürgen Leykamm

"Dass dem Verkäufer das ganze noch als grünes Geld verkauft wird, ist einfach lächerlich", ärgert sich Schmidt. Denn jede auf diese Weise zur Verfügung gestellte Fläche sorge dafür, "dass eine andere in Erlangen oder Herzogenaurach zubetoniert wird", unterstreicht der Kreisobmann und nennt damit zwei Mitgliedsgemeinden des Vereins. Insgesamt sind es derzeit ein Dutzend – darunter neben Schwanstetten auch Schwabach, Georgensgmünd und Röttenbach.

"Dem Eigentümer des Grundstücks wird suggeriert, dass er durch den Verkauf Gutes für die Natur leiste – dabei geschieht genau das Gegenteil", wie die Beispielfläche zeige, wo zugunsten von Bauprojekten die Beschneidung der Biolandwirtschaft Hand in Hand gehe mit der Vernichtung von Lebensräumen bedrohter Arten.

Letzteres wird bekanntermaßen nicht von allen so gewertet. "Die herrschende Meinung ist seit 30 Jahren eine andere", bedauert Volkert. "Aber unsere praktischen Erfahrungen werden von der Wissenschaft bestätigt", hält er dagegen. Was sich dazu noch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung selbst manifestiere.

"Intensive Bebauung"

Ein Grund dafür, dass nun auch in Schwanstetten aus Offenland- vermehrt Waldflächen würden, könnte das Bestreben nach weiterem Nutzwald sein, vermuten die Landwirte. Derweil sind es sie selbst, die weiterhin wegen intensiver Landwirtschaft am Pranger stehen. Dabei sei das Feldstück bei Schwanstetten nicht ihr zum Opfer gefallen, sondern "intensiver Bebauung", so Schmidt.

Und Volkert fügt bissig hinterher: "oder dem intensiven Naturschutz." Echter Naturschutz wäre aber auch in Schwanstetten zu haben, ist man sich einig. Und dazu brauche es eben gerade bewirtschaftete Wiesen und Äcker. Vögel freuten sich über kurz gemähte Gräser und mieden gerade die langen der einst sogenannten "Vogelwiesen", so Volkert. Bodenbrüter hingegen liebten eben die Ackerflächen – "der Kiebitz fühlt sich im Knoblauchsland äußerst wohl", erklärt Kreisbäuerin Annette Götz.

Wir können es besser als die Kommune

"Wenn die gefragt würden, die Ahnung haben, gäbe es des Öfteren einen guten Konsens", kommentiert Freytag. Naturschutz "können wir besser als die Kommune – und wir produzieren dabei noch Lebensmittel." Einer, der hier wie dort zuhause ist, ist Georg Schiffermüller. Als zweiter Bürgermeister Georgensgmünds ist er froh, dass seine Gemeinde noch nicht im Sinne von IkoMBe tätig geworden ist. Als Landwirt hält er es lieber mit der "produktionsintegrierte Kompensation" (PiK), ein Projekt der Kulturlandstiftung, das Naturschutz und Agrarnutzung Hand in Hand gehen lässt.

Keine Kommentare