Jedes Bild ist ein Selbstportrait mit Charakter

14.10.2013, 09:34 Uhr
Jedes Bild ist ein Selbstportrait mit Charakter

© Klaus Waldmüller

Die Kunstausstellung der Wolkersdorfer Kulturtage wurde gestaltet vom Therapiezentrum Wolkersdorf. Gezeigt werden Bilder von Klienten des Therapiezentrums Wolkersdorf mit einer tiefgreifenden Persönlichkeitsgeschichte. Kurz gesagt: Jedes Bild ist ein Selbstportrait.

Gemälde mit Aussage

Namen und Gesichter der Künstler und Klienten treten zum Schutz der Persönlichkeitsrechte in den Hintergrund, schließlich handelt es um suchtkranke Menschen. Stellvertretend erklärte Bezugstherapeut Markus Brey bei der Ausstellungseröffnung die Hintergründe für die Bilder.

Die ausgestellten überdimensionalen Bilder, die in der Regel in den Fluren und Zimmern des „Wolkhauses“ hängen, stammen alle aus den Händen der Klienten. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Musiker Roland Laschinger, besser bekannt als „Doc Knotz“. Teilweise wurden fertige Farben verwendet, teilweise wurden die Farben aus Rohstoffen der Natur gefertigt.

Drogenfrei heißt das Ziel

Die Künstler haben kaum Vorerfahrungen. Daher haben die fertigen Werke einen besonderen Stellenwert. Doc Knotz beschreibt dies so: „Abstinenz muss sich lohnen – der Abhängige muss einen Gewinn für sich daraus ziehen. Lohnen heißt nicht nur, ich habe Ärger mit der Justiz oder dem Arbeitgeber, sondern lohnen heißt, dass der Klient zufrieden mit sich selbst ist und zufriedenstellende Beziehungen mit anderen Menschen führt. Es heißt aber auch, mit sich im Reinen zu sein. Nur dann ist es möglich zu sagen: Ich brauche keine Drogen, um mein Leben zu bewältigen.“

Dies ist für die Bildaussage ein ganz anderer Blickwinkel. Die ausgestellten Bilder sind Ausdruck einer entstehenden Kreativität des jeweiligen Künstlers, dessen Persönlichkeit im Bildern zu leben beginnt, quasi ein Selbstportrait mit Charakter. Der Betrachter braucht deshalb Zeit, die Bilder auf sich wirken zu lassen.

Somit wird die Kunst zur Therapie und hilft den Klienten ihre Persönlichkeit zu finden und zu festigen. Das Therapiezentrum hat Erfolg mit dieser Therapie.

Fester Bestandteil des Orts

Das Therapiezentrum ist auch ein fester Bestandteil des Ortes Wolkersdorf. Es besteht seit 40 Jahren und wurde 1973 von Eltern drogenabhängiger Jugendlicher gegründet. Somit liegen die Wurzeln der heutigen Einrichtung im ehrenamtlichen Engagement von Bürgern.

Das Therapiezentrum hat sich zu einer anerkannten Institution entwickelt und die Klienten, auch wenn deren Aufenthalt sich auf sieben Monate beschränkt, fühlen sich in dieser Gemeinschaft aufgenommen.

Mit der Zusammenarbeit tragen die Bürgergemeinschaft Wolkersdorf sowie die Kirchengemeinden Wolkersdorf und Dietersdorf wesentlich zur Akzeptanz des Therapiezentrums bei. Aber auch jeder einzelne Bürger hat an dieser Gemeinsamkeit und Nachbarschaft mitgewirkt.

Nicht nur Malerei

Neben den Bildern in der Ausstellung sind auch Holz- und Metallobjekte zu bestaunen. Diese stammen aus den Werkstätten, in denen die Klienten unter fachlicher Anleitung ihre handwerklichen Vorlieben und Fähigkeiten herausfinden. Damit wird ihr Schritt unter dem Motto „Selbst ist der Mann“ in die Arbeitswelt erleichtert.

Jedes Bild ist ein Selbstportrait mit Charakter

© Klaus Waldmüller

Die Ausstellung ist am Samstag von 14 Uhr bis 16 Uhr sowie am Sonntag von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 20. Oktober, findet zwischen 15 Uhr und 16 Uhr die Finissage „Regel Nummer eins – jeder macht seins“ statt. Die Künstler und Roland Laschinger (Doc Knotz) stellen die Arbeiten vor.

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