Sonderimpftermine

Johanniter in Roth/Schwabach: "Jeder Geimpfte ist ein Gewinn"

9.9.2021, 15:10 Uhr
Das Impfzelt der Johanniter war am Dienstagnachmittag beim Jobcenter in der Nördlinger Straße gut besucht. Am heutigen Donnerstag steht es bei Edeka, ebenfalls in der Nördlinger Straße. 

© Günther Wilhelm, NN Das Impfzelt der Johanniter war am Dienstagnachmittag beim Jobcenter in der Nördlinger Straße gut besucht. Am heutigen Donnerstag steht es bei Edeka, ebenfalls in der Nördlinger Straße. 

Die Idee ist einfach: "Dorthin gehen, wo die Menschen sind", erklärt Thomas Ellinger von den Schwabacher Johannitern. Vor Einkaufszentren, an den Bahnhof oder wie am Dienstagnachmittag vor dem Jobcenter in der Nördlinger Straße.

Gleich neben dem Eingang haben die Johanniter ihr rotes Zelt aufgestellt. Schon beim Start um 13 Uhr hat sich eine kleine Schlange von knapp zehn Personen gebildet. In den nächsten eineinhalb Stunden wird sie eher noch länger. Dauereinsatz für das mobile Impfteam des Schwabacher Impfzentrums.

"Heute läuft es richtig gut", freut sich Thomas Ellinger, der stellvertretende Teamleiter, über die große Resonanz. Das ist nicht immer so. Seit Anfang August gab es in Schwabach rund 35 solcher mehrstündigen Außentermine. Die Zahl der Impfwilligen schwankt extrem.

Zwischen acht und 85 Impfwillige

"Teils waren es nur acht oder neun", berichtet Ellinger. "Dann mussten wir sogar aufgezogenen Impfstoff wegwerfen. Denn aus einer Ampulle Biontech bekommt man sieben Spritzen, aus einer von Johnson&Johnson sechs. Da blieben manche übrig. Das ist traurig." Astrazeneca wird gar nicht erst angeboten. Grund: sehr guter Wirkstoff, aber sehr schlechte Presse.

Doch es gibt auch gute Erfahrungen: "Vergangenen Donnerstag hatten wir in der Angerstraße mit 85 einen Rekord. Man kann es nicht planen", sagt Thomas Ellinger. Das mobile Impfteam besteht aus rund 40 Ehrenamtlichen, die sich abwechseln. Bei einem Termin sind es in der Regel drei oder vier Helferinnen und Helfer. Hinzu kommt ein Arzt, der von der Kassenärztlichen Vereinigung entsandt wird.

Einsatz für jeden Einzelnen

Ob sich der Aufwand lohnt? "Jede Impfung ist ein Gewinn", betont Thomas Ellinger. "Wir würden auch dann aufbauen, wenn wir wüssten, dass nur einer kommt." Aktuell liegt die Impfquote in Schwabach bei rund 60 Prozent. Experten halten 75 bis 80 Prozent für notwendig, um die vierte Corona-Welle möglichst niedrig zu halten.

Diese Vor-Ort-Termine sollen die Impfung so einfach wie möglich machen. Ohne Terminvereinbarung und ganz spontan. Vor dem Jobcenter geht dieses Konzept am Dienstag auf. Frauen und Männer, Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Sie alle wollen sich impfen lassen, sonst wären sie ja nicht hier. Und doch zeigt eine kleine Zufallsumfrage, wie extrem unterschiedlich die Sichtweisen zum Teil sind.

"Ich habe die Patienten gesehen"

Anke Hertel ist Krankenschwester in der Schwabacher Klinik. "Ich bin schon geimpft", sagt sie. Gekommen ist sie mit ihrer zwölfjährigen Tochter Lisa, die Jüngste in der ansonsten bereits komplett geimpften Familie. "Wir wollten erst die Empfehlung der Stiko für die Impfung der Kinder ab zwölf abwarten", erklärt Anke Hertel.

"Ich will mich schützen", sagt Lisa. Und außerdem: Wer geimpft ist, muss in der Schule keine Tests mehr machen. Dass die Impfung sinnvoll ist, steht für Anke Hertel außer Frage: "Ich habe auf der Corona-Station gearbeitet und die Patienten mit den Atemproblemen gesehen. Katastrophe." Dann sind die beiden an der Reihe.

"Ich empfinde das als Zwang"

Wenige Meter entfernt sitzt ein Mann, der den Piecks gerade hinter sich hat. "Ich habe mich impfen lassen, weil man sonst ja nirgends mehr reinkommt, wenn man nicht für einen Test zahlen will. In keine Bar, in kein Schwimmbad, in keine Eisdiele. Ich empfinde das als Impfzwang. Eigentlich bin ich vom Impfen nicht überzeugt", sagt er ganz ruhig und höflich. Er nennt auch seinen Namen, will ihn aber nicht in der Zeitung lesen. Er wolle ja nicht, dass die Polizei ins Haus komme, denn Meinungsfreiheit gebe es ja nicht mehr.

Dafür aber so viele offene Fragen: "Wird die DNA verändert? Vielleicht bekomme ich in drei Jahren Krebs", sagt er. "Erst dürfen Kinder nicht geimpft werde, jetzt plötzlich doch." Vertrauen zur Stiko, den Experten der Ständigen Impfkommission? "Nein." Stattdessen greift er zum Handy und zeigt das Video eines Wirtschaftswissenschaftlers, der erklärt, er habe zwar keine Beweise, aber erdrückend viele klare Hinweise, dass "das alles geplant ist". "Ich will keine Verschwörungstheorien verbreiten", sagt der Schwabacher, "jeder hat seine Meinung, und das ist eben mein Empfinden".

"Absolut freiwillig"

"Teilweise gibt es solche Diskussionen", berichtet Uli Born, der schon seit 29 Jahren bei den Johannitern engagiert ist. Dabei sei kein anderer Wirkstoff so intensiv getestet worden wie der gegen Corona. Dass die Testphasen teils verknüpft wurden, um Zeit zu gewinnen, das sei "rechtlich wie wissenschaftlich abgesichert". Vor allem: "Impfen ist absolut freiwillig, das betonen wir immer wieder", sagt Uli Born.

Thomas Ellinger und Uli Born haben als Mitglieder des Impfteams inzwischen sogar eine dritte Impfung erhalten. Die bekommen in Schwabach bisher sonst nur Bewohner und Personal in Seniorenheimen.

"Die Menschen motivieren"

In einer Hinsicht aber verstehen die beiden Johanniter die Impfgegner sogar. Die Kommunikation von Politik und Presse sei viel zu negativ. Viel wichtiger wäre es doch, die Menschen zu motivieren. "Es ist viel mehr von den Beschränkungen für Ungeimpfte die Rede als von den Freiheiten für Geimpfte", findet Born. Warum sie selbst sich so für das Impfen einsetzen? "Das ist mein Beitrag zur Rückkehr in die Normalität", erklärt Uli Born.

An der hat er auch ein berufliches Interesse. "Ich bin Bauprojektleiter für Events, etwa für Open-Air-Konzerte. Bei uns kann ja noch nichts stattfinden. Wenn ich wieder arbeiten will, muss ich zur Expo nach Dubai." Hinzu komme wohl einfach ein "Helferkomplex", sagt er und lacht. "Ja genau", muss auch Thomas Ellinger schmunzeln. Und außerdem mache es ja auch Spaß. "Weit über 90 Prozent der Leute sind extrem offen und viele sagen, wie freundlich und locker es bei uns ist."

Die weiteren Sonderimpfungen

In Schwabach stehen vier weitere Termine bereits fest:

  • Donnerstag, 9. September, 10 bis 14 Uhr, Edeka Nördlinger Straße 44
  • Freitag, 10. September, 15 bis 19 Uhr, Bahnhof
  • Samstag, 11. September, 11 bis 14 Uhr, Einkaufszentrum Oro
  • Montag, 13. September, 14 bis 18 Uhr, Einkaufszentrum Oro

Bei allen wird sowohl der Impfstoff von Biontech als auch der von Johnson & Johnson verimpft. Geimpft werden alle Impfwilligen, auch solche, die nur eine Zweitimpfung benötigen und die erste Impfung bereits beim Hausarzt erhalten haben.

In Roth bietet das Impfzentrum in der Gildestraße 17 in Zusammenarbeit mit den ansässigen Kinderarztpraxen einen weiteren Termin vor Schulbeginn an: am Samstag, 11. September, von 9.30 bis 12.30 Uhr. Die Zweitimpfung ist bereits nach drei Wochen möglich, somit wird ein vollständiger Impfschutz in fünf Wochen (zwei Wochen nach dem zweiten Piks) erreicht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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