In Schwabach und Wendelstein

Juniorwahl: "Wichtig, obwohl die Stimme nicht zählt"

24.9.2021, 06:05 Uhr
Am Gymnasium in Wendelstein wurde gewählt. Die Ergebnisse werden allerdings erst am Sonntagabend bekanntgegeben.

© Ursula Kaiser-Biburger, NN Am Gymnasium in Wendelstein wurde gewählt. Die Ergebnisse werden allerdings erst am Sonntagabend bekanntgegeben.

Es lag eine gewisse Spannung in der Luft, als unter den Augen von Wahlvorstand Louis Fischer und den beiden Leiterinnen Cordula Christgau und Barbara Mack das Siegel auf der Wahlurne gebrochen wurde. Die Wahlberechtigten warteten schon an der Tür, um ihre Stimme für die Bundestagswahl 2021 abzugeben. Kein Irrtum! Vielmehr war es der Moment, in dem am Wendelsteiner Gymnasium wie auch an der Fachoberschule in Schwabach (FOS) oder etlichen anderen Schulen der Höhepunkt zum bundesweiten Schulprojekt der „Juniorwahl 2021“ begann.

Mit dem Wahlakt endete die Vorbereitung auf die Bundestagswahl in den Klassenstufen 9 bis 13. Die Vorbereitungen begannen schon zum Ende des vergangenen Schuljahres, als die Lehrkräfte sich sowohl um das Inhaltliche als auch um das Wahl-Zubehör kümmern mussten.

So stimmte Katharina Marzell bereits zu diesem Zeitpunkt ihre Klassen mit der Frage ein: „Warum soll man zur Wahl gehen?“ Die Antworten darauf wie „Gemeinsam wählen und gemeinsam verändern“ und die inhaltlichen Unterschiede der Parteien erarbeiten ihre Schülern der Vorklasse selbstständig.

Aufwendige Organisation

Die Ergebnisse und die Schülerantworten auf die Eingangsfrage wurden in diesem Schuljahr dann in einer Ausstellung präsentiert. So dienten sie allen Wahlberechtigten als Hilfe für den abschließenden Urnengang, den Kathrin Marzell zusammen mit ihrer Kollegin Nadja Brandner durchzuführen hatten. Ihnen zur Seite stand ein neunköpfiges Wahlhelferteam, das den Wahlgang der einzelnen Schüler kontrollierte. Schließlich nahmen hier in der neuen Schwabacher Fachoberschule 230 Schülerinnen und Schüler aus der Vorklasse sowie den elften und zwölften Klassen teil.

In der Fachoberschule in Schwabach fand die „Juniorwahl 2021“ für die Klassen 9 bis 13 statt. Die Vorbereitungen begannen schon Ende des vergangenen Schuljahrs.

In der Fachoberschule in Schwabach fand die „Juniorwahl 2021“ für die Klassen 9 bis 13 statt. Die Vorbereitungen begannen schon Ende des vergangenen Schuljahrs. © Ursula Kaiser-Biburger, NN

Fast doppelt so viele Teilnehmer mussten von den Lehrkräften in Wendelstein inhaltlich und organisatorisch versorgt werden. Cordula Christgau, Chefin dieser Organisation, und ihre Kollegin Barbara Mack mit allen Sozialkundelehrkräften bereiteten die Schüler von der neunten bis zur 13. Klasse vor.

Stressig wurde es in den letzten Tagen, als ein Plan für die 437 Wahlberechtigten erstellt und ein Klassenzimmer zum Wahllokal umfunktioniert werden mussten. Doch auch hier fanden sich neun engagierte Schüler, die sich wie Louis Fischer als Wahlvorstand und als Wahlhelfer einbrachten und professionell die Wahlkabinen und die Wahlurnen bastelten und den Raum gemäß der offiziellen geforderten Richtlinien vorbereiten.

Einblick in die Wahlprogramme

Jeder Wahlberechtigte wurde hinsichtlich seiner Wahlberechtigung kontrolliert, mit einem Stimmzettel ausgestattet, der die gleichen Wahlvorschläge enthält wie am kommenden Sonntag und zu einer freien Wahlkabine verwiesen. Unter Aufsicht erfolgte dann der Einwurf des ausgefüllten und zweimal gefalteten Stimmzettels in die Wahlurne.

Fragt man die einzelnen Schüler nach dem Sinn dieser Juniorwahl, dann wird man überrascht sein, wie positiv sie angenommen worden ist. Es hat sich kaum einer beziehungsweise eine gefunden, die nur notgedrungen hier mitgemacht oder sich gar verweigert hätte. Vielmehr haben die jungen „Wahlberechtigten“ es als sehr wichtig empfunden, dass auch sie einmal ihre Stimme abgeben können, obwohl sie wissen, dass diese nichts zählt.

In den vergangenen Wochen haben sie einen größeren Einblick in die Bedeutung des Wählens und der Wahlprogramme erhalten. Samira, Valentina und Jana aus der zwölften Klasse in Wendelstein waren sich einig, dass es gut gewesen sei, die politischen Inhalte und Hintergründe durch den Unterricht so sachlich zu erfahren. Ansonsten seien sie mehr über die sozialen Medien wie Instagramm informiert gewesen. Nicht wenige hätten sich deshalb auch mehr für die Bundestagswahl interessiert, sich die eine oder andere Sendung angesehen, aber vor allem im Familienkreis darüber diskutiert.

Wählen schon ab 16?

Dennoch fordern nur sehr wenige dieser Junior-Wähler wie Lous Fischer, dass das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt werden sollte. „Es gibt immer Menschen, egal welcher Altersgruppe, die sich nicht für Politik interessieren. Diese gehen dann auch nicht zur Wahl. Selbst wenn Jugendliche auch Quatsch wählen würden, wäre das sicherlich nicht die Mehrheit der Jugend, aber grundsätzlich sollte ihre Stimme gehört werden. Schließlich geht es ja um ihre Zukunft.

„Da muss man schon die Stimmen aller hören!“, fordert Wahlhelfer Benjamin. Viel kritischer sieht es dagegen Kevin (20) und Sarah (17) aus der Fachoberschule Schwabach. Beide sind der Meinung, dass sich 16-Jährige mehr für andere Themen als die Politik interessieren und vielleicht würden sie sogar nur das wählen, was ihre Eltern wählten, weil ihnen das Wissen fehle. „16-Jährige konzentrieren sich doch eher auf die Schule, den Abschluss, die Ausbildung und auf ihre Freunde“, vermutet Sarah.

Dennoch bleibt das durchweg positive Fazit, das alle beteiligten Lehrkräfte gezogen haben: Der Aufwand habe sich gelohnt, und je konkreter die angesprochenen Themen gewesen seien, desto größer sei das politische Interesse der Schüler gewachsen. Entsprechend der Richtlinien dürfen die Abstimmungsergebnisse aus den Schulen erst ab Sonntagabend veröffentlicht werden.

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