Kammerorchester brillierte mit Geigerin Nazrin Rashidova

11.5.2015, 08:23 Uhr
Kammerorchester brillierte mit Geigerin Nazrin Rashidova

© Robert Schmitt

Mit Nazrin Rashidova hat das Ensemble des Schwabacher Kammerorchesters Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, op. 35, auf eine Weise dargeboten, die den Auftritten in den großen Konzertsälen der Republik nicht nachstand.

Rashidova war fabelhaft. Von ihrem Spiel ging eine faszinierende Wirkung aus. Höchstes technisches Können paarte die in London lebende Aserbeidschanerin mit erlesener Virtuosität.

Kammerorchester brillierte mit Geigerin Nazrin Rashidova

© Robert Schmitt

Das Publikum war so begeistert, dass es die Violinistin nicht mehr von der Bühne lassen wollte. Zwei Zugaben waren der Lohn für minutenlangen Applaus.

Nachdem sie zuvor bereits 45 Minuten geigerisches Höchstniveau präsentiert hatte, fügte sie noch kurze Stücke von Paganini und Bach hinzu. Auf einem Instrument, das höchsten Ansprüchen genügt. Sie spielt eine Geige, welche 1699 die Werkstatt von Antonio Stradivari verlassen hat.

Nazrin Rashidova galt als „Wunderkind“. Ihr erstes Solokonzert gab sie im Alter von drei Jahren in Baku. Drei Jahre später verlieh ihr die Oper Kairo eine Goldmedaille für einen außergewöhnlichen Konzertabend. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Begabung wurde Rashidova bereits mit 15 Jahren an der Royal Academy of Music in London aufgenommen.

Nazrin Rashidova vereint viele Talente in sich. Sie strahlt als Solistin, reiht sich als Kammermusikerin ein und führt als Orchesterleiterin. Mit „FeMusa“ hat sie das seit 60 Jahren erste Frauenkammerorchester Englands gegründet. Als Preisträgerin bei mehreren internationalen Wettbewerben trat sie in den USA, Europa und dem Nahen Osten auf. Ihre erste, in Fachkreisen hoch gelobte CD erschien 2013.

„Sie ist eine wunderbare Künstlerin, ganz ohne Allüren“, war von Musikern des Kammerorchesters zu hören, die zweimal mit der Rashidova geprobt hatten.

Der Vortrag im Markgrafensaal war wie aus einem Guss. Vladimir Kowalenko gelang es, das Kammerorchester zu einer Leistung zu führen, die aus der Weltklassegeigerin und dem Semiprofi-Ensemble eine kongeniale Einheit werden ließ. Ein Musikerlebnis, das seines Gleichen sucht und das lange einmalig für Schwabach bleiben wird.

Zur Einstimmung hatte das Kammerorchester auf die beiden einzigen Suiten von Edvard Grieg gesetzt. Nummer eins und zwei sind aus einer Zusammenarbeit mit dem norwegischen Dichter Henrik Ibsen entstanden, der beim Landsmann Musik für die dramatische Umsetzungen seines Romans „Peer Gynt“ bestellt hatte. Die Geschichte um den ruhelos durch die Welt reisenden Phantasten Peer, der am Ende körperlich und seelisch gebrochen in die Heimat zurückkehrt, war als Roman ein großer Erfolg. Grieg hatte allerdings Zweifel, ob sich das Bühnenstück außerhalb Norwegens durchsetzen könnte und fasste die am 26. Februar 1876 mit dem Drama uraufgeführte Bühnenmusik zu den Orchestersuiten op. 46 und op. 55 zusammen. Sie verschafften dem Komponisten in seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten große Erfolge. Als Musik zu Ibsen-Aufführungen werden sie schon lange kaum noch verwendet. Das Fehlen des Theaters tat ihrer musikalischen Ausdrucksstärke und Aussagekraft aber auch in Schwabach keinen Abbruch. Insbesondere die „Morgenstimmung“ ist eine überaus bekannte klassische Melodie.

Dem Kammerorchester gelang auch bei seinem Solo ein vorzüglicher Auftritt. Der als Dirigent äußerst expressiv und schweißtreibend agierende Kowalenko hatte sein Orchester in monatelanger Probenarbeit bestens vorbereitet und eingestimmt, wofür man gewiss nicht nur ein exzellenter Musiker, sondern auch ein unermüdlicher Motivator sein muss. Bravissimo.

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