Gemeindeentwicklungskonzept

Kammerstein: Startschuss für die Zukunftsplanung

13.8.2021, 15:00 Uhr
Auftaktseminar für das "Gemeindeentwicklungskonzept 2040". Der Gemeinderat veranstaltete dafür eine zweitägige Klausur in Klosterlangheim, einem Ortsteil von Lichtenfels. Das Foto zeigt die Teilnehmer im Konferenzsaal des früheren Zisterzienser-Klosters.

© Gemeinde Kammerstein, NN Auftaktseminar für das "Gemeindeentwicklungskonzept 2040". Der Gemeinderat veranstaltete dafür eine zweitägige Klausur in Klosterlangheim, einem Ortsteil von Lichtenfels. Das Foto zeigt die Teilnehmer im Konferenzsaal des früheren Zisterzienser-Klosters.

"Das Gemeindeentwicklungskonzept war ja ein Wahlversprechen von mir", erklärt Göll. Der Anstoß dazu sei von CSU-Fraktionschef Jürgen Melzer gekommen. Die Grundidee: "Alle Bürgerinnen und Bürger einbinden." Den Startschuss gab der Gemeinderat im ehemaligen Zisterzienser-Kloster in Klosterlangheim. Heute ist dort die "Schule für Dorf- und Flurentwicklung untergebracht."

Ungezwungen und konstruktiv

Diesen besonderen Rahmen einer Klausur hat der Gemeinderat ganz bewusst gewählt. "Normale Sitzungen haben ja immer etwas sehr Förmliches. Und wegen Corona ist der menschliche Austausch ohnehin zu kurz gekommen. Da fehlte etwas", findet Göll. "Deshalb war uns eine ungezwungene Atmosphäre wichtig." Und die Zeit, Gedanken in Ruhe zu entwickelt. Das habe sich ausgezahlt. "Die Stimmung war sehr, sehr positiv und es wurde wirklich konstruktiv gearbeitet."

Neben den Gemeinderäten dabei waren auch der geschäftsleitende Beamte Thomas Lechner, Andreas Hacke vom Bayreuther Büro Geoplan, das das GEK mit ausarbeiten wird, sowie zwei Moderatoren des Amts für ländliche Entwicklung, das die Kosten für das Konzept zu 75 Prozent fördert.

Breite Bürgerbeteiligung

Inhaltliche Beschlüsse gab es noch keine. Sollte es auch nicht. Das Konzept soll ja mit der Bürgerschaft erarbeitet werden. Wie das konkret aussehen kann, dafür wurde eine Art Fahrplan erstellt.

Wolfram Göll nennt einige wichtige Stichworte: "Es wird eine Fragebogenaktion geben, bei der wir alle Haushalte anschreiben. Zudem laden wir in allen 16 Ortsteilen zu einem Spaziergang ein, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Wenn Corona es zulässt, vielleicht noch im Oktober. Zu wichtigen Themen, die sich daraus ergeben, soll es Workshops geben."

Für diesen Prozess will sich die Gemeinde die erforderliche Zeit nehmen. Göll rechnet mit rund eineinhalb Jahren. Das Ziel? "Am Ende sollen dann konkrete Handlungsempfehlungen stehen." Wer sich auf den Weg macht, klärt zunächst, wo er startet. "Das Büro Geoplan wird eine Bestandsanalyse der Gemeinde erstellen, einen Vitalitätscheck", kündigt Göll an.

Hohe Nachfrage nach Immobilien

Eine große Herausforderung hat sich bereits in der Diskussion während der Klausur gezeigt. "Wir haben in Kammerstein einen hohen Zuzugsdruck und eine entsprechend hohe Nachfrage nach Grundstücken und Häusern", sagt der Bürgermeister. "Das zeigt, dass die Gemeinde als hochattraktiver Wohnort gilt. Wir haben viele Anfragen etwa aus Schwabach und Nürnberg." Die unerwünschte Nebenwirkung: spürbar steigende Preise.

Ein zentrales Thema jeder Gemeindeentwicklung ist deshalb die Ausweisung von Wohngebieten. "Unser Manko ist: Die Gemeinde selbst hat keine geeigneten Flächen", erklärt Göll. Deshalb ist man auf die Verkaufsbereitschaft von Eigentümern angewiesen.

Drei Wohngebiete in Planung

Aktuell läuft die Planung für drei Wohngebiete: "Kammerstein Süd 3", "Am Hausacker" an der B466 in Haag und in Barthelmesaurach an der "Alten Brennerei". In Kammerstein sei das Bauleitverfahren fast beendet. Göll hofft, dass die Erschließungsarbeiten bald beginnen können.

Erstmals geförderter Wohnungsbau

Besonders wichtig ist ihm, dass es hier auch zwei Mehrfamilienhäuser im geförderten Wohnungsbau geben soll. "Auch bei uns gibt es einen Mangel an günstigen Wohnungen", erklärt Göll. Beim neuen Wohngebiet in Barthelmesaurach ist man dagegen noch ganz am Anfang. Der Aufstellungsbeschluss ist erst in der jüngsten Gemeinderatssitzung einstimmig ergangenen.

Gölls Fazit: "Es tut sich was." Und langfristig? "Konkret ist nichts in der Pipeline. Es gibt einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats von 2016, dass es im Bereich Kammerstein Süd zwei weitere Abschnitte geben soll. Aber der Zeitplan ist noch völlig offen."

"Frage der Balance"

Die Ausweisung neuer Wohnbauflächen dürfe man nicht überstürzen. "Hauptziel ist, dass die junge Generation hierbleiben kann und wir junge Familien am Ort halten." Auch Zuzüge von außerhalb seien willkommen. "Wir wollen aber keine Schlafstadt für Schwabacher und Nürnberger werden." Deshalb betont Göll: "Das ist eine Frage der Balance und will gut überlegt sein."

Neue Gewebeflächen?

Ein ebenso zentrales Thema ist die Gewerbeansiedlung. Kammerstein hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine sehr positive Entwicklung genommen. Neue Gewerbeflächen vor allem in Barthelmesaurach brachten wohnortnahe Arbeitsplätze in attraktiven Betrieben und höhere Gewerbesteuereinnahmen, die der Gemeinde Gestaltungsspielraum geben.

Aktuell aber sind alle Gewerbeflächen belegt. "Und neue sind nicht spruchreif", erklärt Göll. Mit einer großen Ausnahme: Mercedes Rieger wird von Schwabach nach Haag umziehen.

Saubere Energie

Ein weiteres Zukunftsthema ist die Energie. Neben den Themen Dorfgemeinschaft und bauliche Entwicklung wurde es auf der Klausur als gleichrangig auf Platz eins der wichtigsten Themen eingestuft. Kammerstein versteht sich als Energiegemeinde und will dem auch gerecht werden.

Aktuelles Beispiel: Zur bereits bestehenden Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Albersreuth kommen bei Volkersgau und Kammerstein an der B466 zwei weitere hinzu. "In der Gemeinde wird dann deutlich mehr sauberer Strom produziert, als unsere 1300 Haushalte verbrauchen", erklärt Wolfram Göll.

"Raus in die Dörfer"

Eine ganze Reihe wichtiger Themen sind also bereits auf dem Schirm, neue können und sollen hinzukommen. "Deshalb", so der Bürgermeister, "gehen wir raus in die Dörfer".

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