Kinos in Schwabach und Roth bereiten Neustart vor

28.5.2020, 09:36 Uhr
Kinos in Schwabach und Roth bereiten Neustart vor

© Archiv-Foto: Tina Bayer

Zunächst nach Schwabach: Norbert Flecken gehört zu den wenigen Kinobetreibern in Deutschland, die einigermaßen entspannt durch die Krise gesegelt sind. "Die Kino-Einnahmen sind zwar, abgesehen von einigen Gutschein-Verkäufen, praktisch auf Null gesunken", erzählt der Eigentümer des Luna-Kinos. Doch sein zweites Standbein, die Vermietungen und Verpachtungen, seien durch die Krise nicht betroffen gewesen.

Die recht schleppende Auszahlung der 5000-Euro-Soforthilfe durch den Freistaat Bayern regt Flecken auch nicht groß auf. "Ich habe jetzt zumindest ein Schreiben erhalten, dass das Geld demnächst fließt."

Seine sechs 450-Euro-Kräfte, die er im Kino beschäftigt, hatten in den vergangenen Wochen zwar praktisch nichts zu tun. "Ich habe sie aber trotzdem weiterbezahlt, obwohl ich das nicht müsste. Wir sind halt wie eine große Familie."

Strenge Auflagen

Ursprünglich hieß es, die Kinos könnten den Betrieb schon am 4. Juni wieder starten. Jetzt hat Bayerns Ministerrat beschlossen, dass ab 15. Juni wieder der Startknopf gedrückt werden kann - unter strengen Hygiene-Auflagen natürlich. Flecken freut sich trotzdem auf den Neustart. Desinfektionsspender für seine drei Säle hat er schon angeschafft. In diesen Tagen will er die aus Supermärkten bekannten "Haltelinien" im 1,50-m-Abstand auf den Fußboden vor dem Kassenhäuschen kleben, damit sich die Menschen beim Anstehen nicht zu nahe kommen.


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Um den Betrieb zu entzerren, sollen die Abendvorstellungen nicht gleichzeitig um 20 Uhr beginnen, sondern gestaffelt um 19.30, 19.45 und 20 Uhr. In den Kinosälen selbst sollen Platzanweiser für die Einhaltung der Abstandsregeln sorgen. Pauschal zu sagen, wie viele und welche Sitze frei bleiben müssen, sei gar nicht so einfach. "Denn wenn eine sechsköpfige Familie kommt, dann darf die selbstverständlich zusammensitzen", betont der Kino-Chef. In seinen drei Kinos, die 200, 80 und 30 Plätze haben, kann er trotzdem unter dem Strich zunächst aber wohl nur jeden dritten bis vierten Platz besetzen. Zumindest zu Beginn dürfen maximal 50 Leute gleichzeitig selbst in die größten Säle der Multiplexe.

Zur Not wieder wegschicken

"Unter der Woche ist die Beschränkung bei uns normalerweise kein Problem. Aber es tut schon weh, wenn du am Freitag, Samstag und Sonntag Leute wieder wegschicken musst, obwohl theoretisch noch viel Platz in den Sälen ist", sagt Flecken. Theoretisch kann man auch im 1913 gegründeten Luna-Kino die Tickets inzwischen online bestellen. "Aber 75 Prozent laufen halt immer noch über das Kassenhäuschen", betont er.

Kinos in Schwabach und Roth bereiten Neustart vor

© Foto: Warner Bros. GmbH

Das Programm wird im "Luna", einem der traditionsreichsten Filmtheater in ganz Deutschland, in den ersten Wochen vermutlich das gleiche sein, das in den letzten Tagen vor dem Lockdown am 17. März auch schon gezeigt worden war, und das bis jetzt noch auf der Homepage des Filmtheaters zu sehen ist: "Die Känguru-Chroniken" zum Beispiel könnten wieder laufen, "Ruf der Wildnis", der neue Lassie-Film oder "Das geheime Leben der Bäume".

Neue Filme würden die Verleiher wohl erst Mitte Juli in die Kinos bringen, glaubt Flecken; die Neuverfilmung von "Berlin Alexanderplatz" zum Beispiel oder Christopher Nolans bestimmt sehr mysteriösen Zeitreise-Thriller "Tenet". Die ganz große Blockbuster wie der neue Bond-Film, die Top-Gun-Fortsetzung mit Tom Cruise und die Realverfilmung des Zeichenfilmklassikers Mulan sind aber bis auf weiteres verschoben, weil man mit ihnen in nur zu 30 Prozent besetzten Filmtheatern nicht so viel Geld verdienen kann wie früher.

Noch zwei Wochen abwarten

Anders als das Schwabacher Luna-Filmtheater peilt das Rother Bavaria Kino-Center den Re-Start erst für Ende Juni/Anfang Juli an, und dann zunächst einmal nur in einem der beiden Säle. Denn: "Ich weiß gar nicht, was ich spielen soll", sagt Bernhard Hempel. Ähnlich wie sein Schwabacher Kollege Norbert Flecken hat er die Filme, die im März laufen sollten, zwar noch auf dem Server. "Aber das", so seine Einschätzung, "waren natürlich nicht die ganz großen Renner".

Zumindest am Anfang würden die Kosten die Einnahmen wohl um einiges übersteigen. "Deshalb werden wir uns das wahrscheinlich zwei Wochen ansehen, wie es bei den anderen läuft und dann wieder einsteigen", erklärt Hempel.

Dann halt mit dem Auto

Wobei: Kino gibt es trotzdem in Roth, und hier hat das Bavaria auch seine Finger im Spiel. Ab 5. Juni gibt es auf dem riesigen Platz des ehemaligen Aldi-Auslieferungslagers im Gewerbegebiet ein Autokino. Thomas Büttner liefert mit seiner Veranstaltungsagentur die Hardware, das Kino die Software (sprich Filme und Süßigkeiten). Zum Auftakt flimmert "Shaun das Schaf" über die 55 Quadratmeter große LED-Leinwand, allerdings ist das eine Benefizveranstaltung für die Aldi-Mitarbeiter, die mit der Auflösung des Auslieferungslagers ihren Arbeitsplatz verloren haben.


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Maximal 120 Autos sollen Einlass finden, ob sich das ganze am Ende rechnet, kann Bernhard Hempel nicht abschätzen. Aber wichtig sei es jetzt, das Kino wieder in die Köpfe der Menschen zu bringen, damit nicht Netflix und Amazon den Markt alleine unter sich aufteilen. "Denn Kino ist doch mehr als ein Film", sagt Hempel. "Das ,Come together’ macht doch den Unterschied."


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