Kirchweih Schwabach: Die Liebe zum Autoscooter

19.9.2019, 05:58 Uhr
Kirchweih Schwabach: Die Liebe zum Autoscooter

© Foto: Thomas Correll

Andere kaufen sich mit 20 ihr erstes Auto, Rainer Roth hat sich mit 20 seinen ersten Autoscooter gekauft – das ganze Fahrgeschäft mit allem drum und dran. Die Finanzierung war nicht einfach. Heute, Roth ist in seiner 17. Saison und mittlerweile 36 Jahre alt, sagt er: "Seit einigen Jahren kann ich davon leben."

Ein Interview mit Rainer Roth unter erschwerten Bedingungen - nämlich während einer Autoscooter-Fahrt - gibt es im folgenden Video:

Seit drei Jahren findet man Roths Autoscooter auch auf der Schwabacher Kirchweih. Aber eigentlich beginnt die Geschichte schon im Jahr 1873: "Mein Ururgroßvater, er war Schuhmacher, hat sich 1873 ein Karussell aus Holz gebaut und ist damit losgezogen", erzählt Roth. Der Arzt habe dem Mann wegen einer Lungenerkrankung ständige Luftveränderung empfohlen. Das Karussell war also Mittel zum Zweck, ein Leben auf Reisen zu führen.

Leidenschaft Autoscooter

Das tut Rainer Roth noch immer. Mit seiner Verlobten und seinen zwei Kindern ist er sieben Monate im Jahr auf Tour – frei hat er in dieser Zeit vielleicht an zwei Wochenenden. "Und an denen habe ich den meisten Stress", sagt er und lacht. Während er mit seinem Fahrgeschäft durch den Süden Deutschlands reist, sammeln sich andere Aufgaben an, die erledigt werden wollen.

Sein Großvater hat 1973, 100 Jahre nach dem Karussell-Bauer, den ersten Autoscooter der Familie erworben. Wie der Großvater, so der Vater, so der Sohn. "Ich bin damit aufgewachsen. Sobald man laufen kann, hilft man mit", erinnert sich Roth. Von der Schule ging er so bald wie möglich ab. Nicht wegen schlechter Noten, sondern um der Leidenschaft zu frönen, die seit Generationen seine Familie prägt.

Er würde nicht tauschen

Eine Leidenschaft, die durchaus auch Unannehmlichkeiten mit sich bringt: Behördengänge, Familienfeiern oder der regelmäßige Gang zum Friseur – was für "normale" Angestellte kein größeres organisatorisches Hindernis darstellt, ist für Rainer Roth eine ständige Herausforderung. Aber tauschen würde er nicht, das merkt man ihm an.

Wer übrigens glaubt, im Winter ginge es dann zumindest ruhiger zu im Schausteller-Leben, der liegt falsch. Bis Weihnachten betreiben die Roths in ihrem Haimatort in der Nähe von Würzburg eine Halle mit drei Autoscootern und zwei Kindereisenbahnen, danach steht die Jahresplanung an. Außerdem wird repariert, gewachst, geputzt. Zwei Wochen Urlaub im Jahr ist der Normalfall, und das im Winter.

Der Lieblingsort

Nach Schwabach kommt Rainer Roth gerne, es ist sogar Lieblingsort seiner Frau, wie er verrät. Das Flair der Altstadt, die angenehme Atmosphäre: "Fast alle hier sagen Bitte und Danke, sind höflich und freundlich, und zwar egal welcher Herkunft", betont Roth.

Den engagierten Marktmeister Christian Lehmann hebt er besonders hervor: "Er bemüht sich sehr, alles ist gut organisiert. Das ist nicht selbstverständlich." Und einen kleinen Haken hat Schwabach doch: Auf kaum einem Kirchweih-Platz dauert der Aufbau so lange. Der Martin-Luther-Platz fällt zur Ludwigstraße hin deutlich ab. Dieses Gefälle auszugleichen, sei nicht ganz einfach, sagt Roth. Es müsse schließlich garantiert sein, dass der Autoscooter stabil steht.

"Wir machen Menschen eine Freude"

Wenn der Aufbau aber geschafft ist, dann kann Rainer Roth die Kirchweih genießen. Im Kassenwagen hat er den Überblick, steuert Musik und Beleuchtung. Er scheut sich sichtlich, pathetisch zu werden. Aber irgendwie ist es schon das besondere an seinem Beruf: "Wir machen Menschen ein Freude. Das ist immer wieder schön zu sehen."

Wer eine Runde drehen möchte: Heute ist Familientag, die Schwabacher Kirchweih geht noch bis einschließlich Sonntag.

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