Kläranlage Schwabach: Von der Toilette bis zur Rednitz

8.10.2020, 06:05 Uhr
Kläranlage Schwabach: Von der Toilette bis zur Rednitz

© Foto: Milena Kühnlein

Der Druck auf den Spülknopf ist das letzte, was wir mit unserer verrichteten Notdurft verbinden. Mit einem lauten Rauschen fließen die Exkremente in unbekannte Welten. Hauptsache weg, hinfort damit – nach mir die Spülflut. Manchmal aber steht der Wind genau so, dass sich ein miefiger Abwassergeruch über den Nordosten Schwabachs legt. Auch wenn man sie am Stadtrand nicht sieht: Die Kläranlage Schwabach arbeitet 24 Stunden am Tag.

Die Volkshochschule und Michaela Jilg von der Kläranlage Schwabach haben am Dienstag zu einem Rundgang eingeladen und damit die Tore in eine Welt geöffnet, die sonst verschlossen bleibt. Denn: Die Wertigkeit mancher Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn sie einfach nicht mehr da sind.

Michaela Jilg beginnt die Führung deshalb mit einer Anekdote aus dem Mittelalter. Dass die Pest damals so viele Menschen in den Tod riss, lag nämlich an katastrophalen Hygienezuständen in den Städten. Kläranlagen? Fehlanzeige. "Damals war es üblich, dass man seinen Eimer heimlich nachts aus dem Fenster auf die Straße kippte", erzählt Michaela Jilg.

Man möge sich nur vorstellen, man würde abends nach mal einem Restaurantbesuch entspannt über den Marktplatz schlendern und plötzlich... Doch, damit dass niemand machen muss, gibt es die 15 Mitarbeiter der Kläranlage Schwabach. Nach dem Spülen gelangt das Abwasser über die Rohre an den Wasserberg 20 – genau dann beginnt für die eigentliche Arbeit.

Einwegtücher sind ein Problem

Der erste Schritt der Klärung ist das Rechen. Dabei werden grobe Dinge aus dem Wasser gesiebt. Neben Gebissen, Haarspangen, Tampons, Strumpfhosen, Haaren oder gar elektronischen Geräten finden sich in den letzten Jahren vermehrt Einwegtücher in den Becken.

"Die Verstopfungen werden mehr", erklärt Michael Jilg, die sich über den Wunsch mancher Bürger nach duftenden, reißfesten, in Lotion getauchten Klopapiertüchern doch auch mal wundert. Im zweiten Schritt wird der Sand abgefangen. Dieser könnte die Rohre der Kläranlage sonst abreiben und auf Dauer schädigen. Im gleichen Schritt wird das Fett an der Wasseroberfläche abgeschöpft.

Danach gelangt das Wasser in ein großes, eher unspektakuläres Becken, wo sich der Rohschlamm absetzen kann. Im vierten Schritt beginnen die Mikroorganismen mit ihrer Arbeit. Diese bauen organische Abwasserinhaltsstoffe ab auf natürliche Weise ab. Beim Nachklären soll sich der Schlamm absetzen. Das geschieht in einem runden Becken. Die Anlage arbeitet sehr langsam, damit nichts mehr aufgewirbelt wird. An den Rändern fließt das geklärte Wasser anschließend über weiße Fliesen ab und wird in die Rednitz geleitet. Das Wasser, das hier vorbei rinnt, sieht erstaunlich klar aus.

Müll gehört nicht in die Toilette

"Es gibt Kläranlagen-Meister die ihr geklärtes Wasser trinken", erzählt Michaela Jilg schmunzelnd. Obwohl sie von der Klärung in Schwabach vollends überzeugt ist, verzichtet sie lieber darauf. "Wenn man im Fluss badet, schluckt man ja auch mal aus Versehen etwas Wasser," sagt sie. Schädlich wäre das also erst mal nicht. Aber: "In diesem Wasser finden sich Mikroplastik und Medikamenten- und Hormonrückstände.

Damit spricht sie ein Problem der Abwasserentsorgung an: Die Verschmutzung durch die Verbraucher. Die Bevölkerung kann aktiv dazu beitragen, dass die Flüsse sauberer werden. Plastikmüll, Essensreste, Medikamentenreste, Öle, Einwegtücher oder Katzenstreu haben im WC nichts zu suchen.

Am Ende der Führung müssen sich alle Teilnehmer gründlich die Hände waschen. Das war hier schon vor der Corona-Pandemie üblich. Warum, das erklärt sich wohl von selbst. Insgesamt klärt die Anlage Etwa vier Millionen Kubikmeter Abwasser und Regenwasser. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Schwabach bekommen - außer einem Lüftchen in der Stadt- davon nur wenig mit. Sie müssen nur die Spülung drücken.

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