Krankenhaus Schwabach: Neuer Chefarzt stellt sich vor

5.8.2019, 14:00 Uhr
Krankenhaus Schwabach: Neuer Chefarzt stellt sich vor

© Foto: Armin Jelenik

Vermutlich gibt es angenehmere Dinge, als in diesen Zeiten die Verantwortung für eine Abteilung eines Krankenhauses zu übernehmen. Genauer: Für eine Abteilung in einem kleinen Krankenhaus, das in den vergangenen Jahren viele Aufs und Abs erlebt, den Eigentümer gewechselt hat und auf einem Markt erfolgreich sein muss, der immer schwieriger wird.

Erst kürzlich hatte beispielsweise die Bertelsmann Stiftung mit einer Studie für Aufsehen gesorgt, in der die Schließung der Hälfte der rund 1400 deutschen Kliniken gefordert wurde. Je größer das Haus, so die höchst umstrittene Argumentation der Gütersloher Wissenschaftler, desto besser die Versorgung der Patienten. Krankenhäuser sollten daher mindestens 600 Betten haben.

Schwieriger Spagat

Das Schwabacher Krankenhaus hat 170 Betten, davon 71 in der Inneren Medizin. Und auch wenn Stefan Dörr gar nichts von den Radikalforderungen der Bertelsmann-Stiftung hält, weiß er natürlich, dass der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und optimaler Patientenversorgung gerade für kleine Häuser kein leichter ist. Trotzdem hat der Internist die Herausforderung angenommen und leitet seit 1. April als Chefarzt die Medizinische Klinik II des Schwabacher Krankenhauses.

Gesunde Mischkalkulation

"Das Heil des Patienten ist das oberste Gesetz", zitiert Dörr eine antike Mediziner-Weisheit, von der er sich auch in Schwabach leiten lassen will. Der Patient und das, was für ihn das Beste ist, soll im Mittelpunkt stehen, verspricht Dörr. Wohltaten mit der Gießkanne verteilen könne er zwar auch nicht, aber mit einer gesunden Mischkalkulation könnten auch in einem kleinen Haus die Patienten gut und zugleich wirtschaftlich versorgt werden.

Wichtigste Leitlinie für Ärzte müsse immer das Gewissen des Mediziners sein, meint Dörr, und das sei bei ihm sehr stark von christlichen und humanistischen Werten geprägt. "Natürlich kann es bei einer Therapie manchmal zu einem Konflikt mit der Wirtschaftlichkeit kommen, aber wenn man im Sinne des Patienten entscheidet, dann lässt sich diese Entscheidung ja auch begründen", ist der Internist überzeugt.

Synergien nutzen

Dörr weiß, wovon er spricht: Der 51-Jährige ist bereits seit April 2013 Chefarzt in der Klinik der Diakonie in Neuendettelsau — jenem Träger, der am 1. Januar 2018 von der Stadt Schwabach 75 Prozent der Anteile am ehemaligen Stadtkrankenhaus erwarb. Nun leitet Dörr in beiden Häusern die Innere Medizin und hofft, Synergien nutzen zu können.

Dörr ist in Neuendettelsau geboren, wo er mit seiner Frau und den drei Kindern auch lebt. Nach dem Studium in Erlangen erwarb er 2004 seine Qualifikation als Facharzt für Innere Medizin. Es schlossen sich berufliche Stationen im Unterallgäu, in Weißenburg und Fürth an, bevor er die Chefarztstelle in Neuendettelsau antrat. Sein Spezialgebiete sind die Gastroenterologie, also die Therapie von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und den damit verbundenen Organen, sowie minimalinvasive Eingriffe mit dem Endoskop.

Der Grenzen bewusst

"Wir wollen das Schwabacher Krankenhaus voranbringen, eine gute, stabile Basisversorgung und gerade in der Endoskopie und Gastroenterologie auch spezialisierte Leistungen anbieten", beschreibt Dörr seine Pläne für die zukünftige Ausrichtung der Inneren Medizin. Etwa bei der Therapie von Polypen im Darm oder von Verengungen in der Bauchspeicheldrüse biete die Endoskopie viele Möglichkeiten.

"Wir kennen und können unser Portfolio, sind uns aber auch unserer Grenzen bewusst", greift der Internist die nicht zuletzt durch die Bertelsmann-Studie angestoßene Debatte auf, dass vor allem große Häuser hoch qualifizierte Medizin anbieten könnten. Der Meinung ist Dörr natürlich nicht. Im Gegenteil: "Ein regionaler Versorger ist für die Patienten Gold wert, in einer Großklinik ist man doch oft nur eine Nummer."

Großkonzern "Diakoneo"

Ein ganz kleiner Klinikbetreiber ist die Diakonie in Neuendettelsau allerdings auch nicht mehr. Durch die Fusion mit der Diakonie in Schwäbisch Hall ist ein neuer karitativer Großkonzern namens "Diakoneo" entstanden, der inklusive dem Haus in Schwabach an fünf Standorten sechs Krankenhäuser mit insgesamt über 1200 Betten betreibt.

"Wir bewegen uns insgesamt an der Nulllinie, mal im Plus, mal im Minus", beschreibt Thomas Schaller, Pressesprecher in Neuendettelsau, die Lage der Kliniksparte. Das Schwabacher Haus sei derzeit noch "unter der Nulllinie" aber man hoffe, in einigen Jahren wieder auf ein positives Ergebnis zu kommen, so Schaller.

Der Weg dorthin dürfte nicht ganz einfach werden, der Ruf des Hauses hat gelitten, nicht zuletzt durch die Schließung der Geburtsabteilung. Einige Mitarbeiter sind gegangen, Dörr sucht aktuell zwei Oberärzte. Vor der Konkurrenz, etwa der Kreisklinik in Roth, ist ihm dennoch nicht bange: "Ich glaube, wir haben alle genug zu tun."

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