Mit einem Satz vom Sattel auf den Lenker

8.1.2013, 09:18 Uhr
Mit einem Satz vom Sattel auf den Lenker

© Schmitt

Er selbst bezeichnet sich als „Turner auf dem Fahrrad“. Sein Vater hält ihn für ein ganz außergewöhnliches Talent: „Nervenstärke, Ehrgeiz, Mut, Wille und eine ausgeprägte Feinmotorik“, zählt Reiner Schwanfelder als Eigenschaften seines Sohnes Jonas auf.

Der elfjährige Kunstradfahrer aus Rednitzhembach ist bereits mit sechs Jahren zu dem optisch ebenso ästhetischen wie spektakulären Sport gekommen. Und zwar über seinen Vater, denn Rainer Schwanfelder war 15 Jahre lang selbst erfolgreicher Kunstradfahrer bei der „Solidarität“ in Roth.

Zwei Mal Platz zwei

Dass Jonas nun für die Wahl zum Sportler des Jahres im Landkreis Roth nominiert wurde, ist keine Überraschung. Bei der Sportlerehrung der Stadt Schwabach schrammte das Nachwuchstalent in den vergangenen beiden Jahren jeweils nur ganz knapp an diesem Titel vorbei. 2011 und 2012 belegte er hinter der Karnevalstänzerin Liane Wolf jeweils den zweiten Platz. Schließlich startet er für den RMSC Solidarität in Schwabach.

Dort hat er optimale Bedingungen gefunden. „Die Halle in der Kaserne ist super“, sagt Jonas. Zwei Mal pro Woche trainiert er dort mit seinem Vater, der sichtlich zufrieden mit den Leistungen seines Sohns und Schützlings ist.

„Er hat auch vor sehr schwierigen Bildern keine Angst“, sagt Rainer Schwanfelder. Jonas beherrscht selbst den sogenannten „Maute-Sprung“. Dabei springt er vom Sattel des fahrenden Kunstrads auf den Lenker. Eine absolute Höchstschwierigkeit, die nur ganz wenige Sportler der bundesdeutschen Kunstradfahr-Szene beherrschen.

Start in höherer Altersklasse

„Ein ganz außergewöhnliches Talent“ – Jonas’ Erfolge bestätigen die Einschätzung seines Vaters. Unter anderem gelang ihm im Mai vergangenen Jahres ein Hattrick, denn zum dritten Mal in Folge gewann er die bayerische Meisterschaft bei den Schülern. Diesmal sogar eine Altersklasse über seiner eigentlichen Einordnung. Regulär müsste der Elfjährige bei den U13-Junioren antreten, doch selbst bei U15 war er eine Klasse für sich.

Mit seiner mit 101,70 Punkten dotierten Kür rangierte er gut 15 Punkte vor seinem schärfsten Widersacher in der U15-Wertung. Fast unglaubliche 45 Punkte trennten ihn von den Startern in der U13-Klasse.

Bei der deutschen Meisterschaft hatte Jonas dann allerdings Pech. Während der Aufwärmphase klappte der Maute-Sprung immer, doch im Wettkampf stimmte eine Kleinigkeit nicht, und Jonas purzelte vom Lenker. Theoretisch könnte man eine misslungene Übung wiederholen, aber beim Blick zum Trainer sah er ein Kopfschütteln. „Ich habe geglaubt, das ist besser“, begründet Rainer Schwanfelder seine Entscheidung. Die Abzüge warfen Jonas aber zurück. Schließlich wurde er Elfter in einem 20-köpfigen U15-Starterfeld. Nicht schlecht, doch bei geglücktem Maute-Sprung wäre Jonas wahrscheinlich auf den fünften oder gar vierten Platz gekommen.

Auch auf vier Rädern fit

Jonas Schwanfelder überzeugt nicht nur durch sein Bewegungstalent auf dem Rad. „Er beherrscht auch motorisierte Fahrzeuge perfekt“, erklärt sein Vater. Ob Elektroroller oder Quad — der Jugendliche dreht sowohl auf zwei als auch auf vier Rädern begeistert seine Runden. Auch da hat er offensichtlich einiges von seinem Vater mitbekommen, denn Rainer Schwanfelder ist Kfz-Meister und Chef einer großen Werkstatt mit eigenem Gelände. Dort übt Jonas fleißig auf diversen fahrbaren Untersätzen.

Kürzlich hat der Elfjährige bei seinem ersten Enduro-Wettbewerb, einem Rennen über Stock und Stein mit dem Geländemotorrad, den zweiten Platz belegt. Seine besondere Liebe aber gehört dem Go-Kart. Die kleinen Flitzer mit Direktlenkung und Slicks gelten als Einstieg in den Motorsport auf den großen Rennstrecken dieser Welt.

Sowohl Michael Schumacher als auch Sebastian Vettel wären ohne die frühe Erfahrung mit den pfeilschnellen Mini-Rennern wohl niemals Formal-Eins-Weltmeister geworden. Auch dieser Weg ist für Jonas Schwanfelder also nicht ganz ausgeschlossen: Vom breiten Sattel eines Kunstfahrrades ins enge Cockpit eines Rennsportwagens — ganz ausgeschlossen ist das nicht.

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