Neue Chance für den Kreisverkehr?

27.10.2020, 10:26 Uhr
Verkehrsknotenpunkt Nürnberger Torplatz: Die Stadt will die Ringstraßen vom Durchgangsverkehr entlasten. Dazu soll die Bundesstraße 2 auf die Achse Fürther Straße/Weißenburger Straße verlegt werden. 

© Günter Wilhelm Verkehrsknotenpunkt Nürnberger Torplatz: Die Stadt will die Ringstraßen vom Durchgangsverkehr entlasten. Dazu soll die Bundesstraße 2 auf die Achse Fürther Straße/Weißenburger Straße verlegt werden. 

Es ist eine brenzlige Kreuzung. Am stark befahrenen Nürnberger Torplatz treffen gleich mehrere Straßen aufeinander. Seit Jahren läuft deshalb die Diskussion über eine Umgestaltung. In die scheint nun neue Bewegung zu kommen.

"Aha-Effekt"

Lydia Kartmann vom Stadtplanungsamt berichtete in der jüngsten Sitzung des Stadtratsausschusses für Umwelt und Mobilität vom aktuellen Stand der Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt Nürnberg, das für die Bundesstraßen und damit für die B2 zuständig ist: "Plötzlich wird ein Kreisverkehr nun doch nicht mehr ausgeschlossen. Das war ein Aha-Effekt."

Stadtrat Martin Sauer zeigte sich darüber "sehr glücklich". Seine SPD hatte an die Bauverwaltung einen Katalog an Fragen zur dortigen Verkehrssituation gestellt. Einen Kreisverkehr kann sich Sauer am Nürnberger Torplatz sehr gut vorstellen. Trotz der Hanglage.

Bei einem Besuch am Bodensee habe er in Überlingen ein überzeugendes Beispiel gesehen: "Das geht also schon, so was auch in Hanglage zu bauen."

Doch so weit ist es noch lange nicht. Denn trotz der neuen Gesprächsbereitschaft des Bauamts in Sachen Kreisverkehr ist die grundsätzliche Haltung noch immer eine andere: Ein Kreisverkehr an dieser Stelle wird nach wie vor als ungeeignet eingeschätzt.

Hauptargument: Man fürchtet um die "Leistungsfähigkeit" der Bundesstraße. Mit einem Kreisverkehr könnten alle Fahrzeuge auf der Nördlichen Ringstraße, die aus der Innenstadt kommen, am Berg anhalten und wieder anfahren müssen.

Gutachten empfiehlt Ampel

Hinzu kommt: Auf dem angrenzenden Drei-S-Werk ist eine neue Bebauung unter anderem mit einem Seniorenheim und einer Kita geplant (wir berichteten). Im Zuge des Bebauungsplans wurde daher auch ein Verkehrsgutachten erstellt. Und das empfiehlt statt eines Kreisverkehrs eine Ampel. Gleichzeitig ergab ein Lärmgutachten: Die ohnehin schon hohe Belastung wird wohl weiter zunehmen.

"Verkehrsplanung ist komplex", sagt Stadtbaurat Ricus Kerckhoff im Gespräch mit dem Tagblatt. Die Stadt will sie deshalb nochmals neu und grundsätzlich diskutieren. Das große Ziel heißt "Mobilitätskonzept". Geplant ist eine breite Diskussion auch und gerade mit Bürgerinnen und Bürgern.

B2 verlagern

Ein wichtiges Thema wird dabei auch ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats aus dem Jahr 2012 sein: die Umklassifizierung von Straßen. Genauer: Die Bundesstraße 2 soll auf die Achse Fürther Straße/Weißenburger Straße verlegt werden.

Die Nördliche Ringstraße würde damit eine städtische Straße. Somit müsste man die Entscheidung, was am Nürnberger Torplatz geschieht, auch nicht mehr mit dem Staatlichen Bauamt absprechen. "Dann wäre der Kreisverkehr eine Option, aber nicht die einzige", so Kerckhoff. Für Radfahrer und Fußgänger sei ein Kreisverkehr nämlich eher schwierig.

Über diese Umwidmung wird mit dem Staatlichen Bauamt schon seit Jahren gesprochen. Das Interesse des Bauamts: Der Verkehr auf den Bundesstraßen muss fließen. Das Interesse der Stadt: weniger Durchgangsverkehr auf den belasteten Ringstraßen. "Beide Ziele sind vereinbar", ist Ricus Kerckhoff überzeugt. Das Staatliche Bauamt würde der Umwidmung aber nur zustimmen, wenn die Stadt nachweisen kann, dass die neue Route über die Fürther und Weißenburger Straße ebenso "leistungsfähig" ist.

Nächster Schritt: Verkehrsmodell

"Dafür brauchen wir ein Verkehrsmodell", so Kerckhoff weiter. "Das ist bereits in Vorbereitung. Dies ist der nächste Schritt." Das Modell werde eine wichtige Diskussionsgrundlage sowohl für die Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt als auch für den neuen Mobilitätsplan.

Keine Kommentare