Neues Hallenbad: Was tun mit vier wertvollen Linden?

2.11.2020, 14:31 Uhr
Neues Hallenbad: Was tun mit vier wertvollen Linden?

© Foto: Günther Wilhelm

Leicht macht es sich der Stadtrat nicht. In der vierstündigen öffentlichen Sitzung am vergangenen Freitag gehörten die ersten beiden Stunden der ausführlichen Diskussion eines der wichtigsten Projekte der Schwabacher Kommunalpolitik: dem Bau eines neuen Hallenbads für vor allem den Schul- und Vereinssport auf dem Gelände des Parkbads.


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Dass das alte Hallenbad durch einen Neubau ersetzt werden muss, darin sind sich alle einig. Doch in Einzelfragen gehen die Meinungen durchaus auseinander.

Eigentlich sollte über drei solcher Fragen abgestimmt werden: Gefliestes Schwimmbecken oder Edelstahlbecken? Einbau eines Hubbodens für variable Wassertiefen? Ein begrüntes Dach mit PV-Anlage?

Die Antworten sollten Vorgaben für den Stuttgarter Architekten Martin Reimer und dessen weitere Planung sein. Doch dazu ist es nicht gekommen.

"Leider zu Lasten der Bäume"

Stattdessen entwickelte sich eine Diskussion, in der eine andere Frage im Mittelpunkt stand: Was wird aus den vier wertvollen und rund hundert Jahre alten Linden entlang der Walpersdorfer Straße? Die stehen nämlich genau dort, wo Reimer das neue Bad vorschlägt: "Das ist die wirtschaftlichste Lösung, die leider zu Lasten der Bäume geht."

"Auch nicht für ein Hallenbad"

Mit dieser Aussage aber wollten sich die Stadträte quer durch die Fraktionen nicht so einfach zufrieden geben. Karin Holluba-Rau (Grüne) will die Linden "auch nicht für ein Hallenbad opfern". Auch die anderen Stadträte möchten versuchen, die Bäume zu retten.

Möglich wäre dies, wenn man das Hallenbad zwischen Parkbad-Schwimmbecken und Umkleidetrakt entlang der Angerstraße bauen würde. Doch der Architekt hält dies für weder sinnvoll noch möglich, weil es schlicht zu eng sei.

Neues Hallenbad: Was tun mit vier wertvollen Linden?

© Skizze: „4a architekten“, Stuttgart

Er schlägt deshalb dringend den Standort an der Walpersdorfer Straße vor. Doch dort sei "die Situierung der Knackpunkt" , so SPD-Fraktionschef Werner Sittauer. Er fragte den Architekten, ob man das Bad nicht verschieben könne. Reimer sieht dafür aber keine vernünftige Möglichkeit. Denn damit würde der für Schülergruppen benötigte große Vorplatz zu klein.

Wenigstens zwei Bäume?

So kam die Idee auf, ob es nicht möglich sei, die alten Bäume zu verpflanzen. Zwar seien die Wurzeln wohl miteinander dicht verwachsen, doch Oliver Memmler (CSU) hofft, dass man "so zumindest zwei Bäume retten kann". Zudem wurde diskutiert, ob ein vorhandener Notbrunnen möglicherweise überbaut werden könne.

Um Zeit zur Klärung dieser Fragen zu bekommen, beantragte Memmler die Vertagung auf die Novembersitzung: "Diese vier Wochen Verzögerung sind kein Problem."

OB Peter Reiß (SPD) ist da nicht so sicher. Er befürchtet, dass sich die im vierten Quartal 2023 angestrebte Eröffnung "um eine Badesaison verzögert". "Und das könnten wir uns nicht leisten", betonte Dr. Markus Hoffmann (Freie Wähler).

Klare Mehrheit für Vertagung

Axel Rötschke (FDP) hatte sich zuvor bereits über die ganze Diskussion gewundert, weil es ja "keine ganz neue Überraschung ist, dass dort Bäume sind". Auch Martin Sauer (SPD) erinnerte daran, dass man die Bäume bisher in keinem Beschluss erwähnt habe.

"Ich habe aber schon seit Jahren darauf hingewiesen", betonte Karin Holluba-Rau. "Ich bin stolz, dass wir jetzt einen Stadtrat haben, der in Sachen Klimaschutz so sensibel ist. Da hat sich etwas geändert. Danke dafür."

Ergebnis: Der Vertagungsantrag der CSU erhielt bei nur vier Gegenstimmen aus SPD und Freien Wählern eine klare Mehrheit. In der Diskussion der weiteren Punkte schlugen Architekt Martin Reimer und Stadtwerke-Chef Winfried Klinger, der auch für die Bäder verantwortlich ist, ein gefliestes Schwimmbecken ohne Hubboden sowie ein Gründach mit Photovoltaikanlage vor. Dafür zeichnete sich auch eine Mehrheit ab.

Für Edelstahl und einen Hubboden sprach sich lediglich Bernhard Spachmüller für die Grünen aus. Entschieden wird auch darüber aber erst im November.

"Grundsätzliche Bedenken" gegen das Parkbad als Standort formulierte Detlef Paul (FW), der sich um die "Qualität des Parkbads" sorge.

Zu teuer?

Sorgen klangen auch wegen der Kosten an. Aktuell werden die Gesamtkosten auf 17 Millionen Euro geschätzt. Zehn davon müsste die Stadt schultern, sieben Millionen würde der Freistaat zuschießen. Bernhard Spachmüller schien das für ein Schulbad eine sehr hohe Summer zu sein.

Martin Reimer, dessen Büro bereits rund 30 Bäder geplant hat, wies das zurück: "Die Verhältnismäßigkeit stimmt."

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