Neues von der Chaos-Theorie

5.1.2020, 06:00 Uhr
Um dieses Bild ging es: Wurde uns dankenswerter Weise vom Hilpoltsteiner Kurier per Mail zur Verfügung gestellt, ehe der Hilpoltsteiner Kurier anfragte, woher wir das schöne Bild haben.

© Foto: Privat Um dieses Bild ging es: Wurde uns dankenswerter Weise vom Hilpoltsteiner Kurier per Mail zur Verfügung gestellt, ehe der Hilpoltsteiner Kurier anfragte, woher wir das schöne Bild haben.

Wenn Sie mit dem Sportteil des Schwabacher Tagblatts nicht sooooo viel anfangen können, dann ist Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, bestimmt Hermann Sammiller entgangen. Wenn Sie sich zwar für den Sport interessieren, aber in erster Linie für den Amateurfußball, dann haben Sie die Geschichte von Hermann Sammiller vielleicht ebenfalls überlesen. Deshalb an dieser Stelle noch einmal: Hermann Sammiller schoss früher nur mit Feuerwaffen, ist jedoch inzwischen aufs Blasrohr umgestiegen und gewann sensationell im vergangenen Jahr den ersten Weltcup überhaupt, den es für Blasrohrschützen gegeben hat. Ein Erfolg für die Ewigkeit, gewissermaßen.

Das Schwabacher Tagblatt hat darüber allerdings nicht groß berichtet, denn Hermann Sammiller lebt in Greding, und Greding ist aus Schwabacher Sicht, nun ja, fast am A... der Welt.

Aber: Greding bildet den südöstlichsten Zipfel des Landkreises Roth, und der Landkreis Roth ehrt jedes Jahr seine besten Sportlerinnen und Sportler. 550 werden am kommenden Freitag ausgezeichnet und Hermann Sammiller hat als einer von zehn Nominierten sogar die Chance, "Sportler des Jahres" zu werden.

Das sind doch schöne Geschichten

Diese Nominierten stellt das Schwabacher Tagblatt jedes Jahr in einer Serie vor, weil das echt immer schöne Geschichten so zwischen den Jahren sind, bei denen auch der Sportredakteur endlich einmal den Blick lösen kann von reinen Ergebnissen und Tabellen. Und stattdessen den Sportler, den Menschen in den Mittelpunkt rücken kann.

Auf die gleiche Idee mit den Porträts sind inzwischen auch die Kolleginnen und Kollegen der beiden anderen Heimatzeitungen gekommen, die den Landkreis Roth beackern, sodass es schon mal vorkommt, dass man sich mit einzelnen Geschichten und vor allem einzelnen Fotos aushilft.

Über Hermann Sammiller zum Beispiel hatte unser Mitarbeiter eine wirklich schöne Geschichte geschrieben ("Der Blasrohrtag seines Lebens"), nur hatte niemals jemand vom Schwabacher Tagblatt Hermann Sammiller beim Blasrohrschießen vor der Fotolinse gehabt.

Aber für was gibt es den Hilpoltsteiner Kurier? Der gehört zum Donaukurier in Ingolstadt und der Donaukurier wiederum gehört zur Passauer Neuen Presse, aber das ist ja egal, solange die Hilpoltsteiner nicht nur in Hilpoltstein sitzen, sondern auch noch eine Dependance in Greding unterhalten. Also: Der Kurier ist gewissermaßen immer ganz nah dran, wenn Hermann Sammiller seine Lippen an das Mundstück seines Blasrohrs führt. Und deshalb wussten wir, an wen wir uns auf der Suche nach einem Foto wenden konnten. Gesagt, getan.

Bevor Bilder auf elektronischem Weg hin- und hergeschickt wurden, gab es solche vereinzelten Kooperationen konkurrierender Zeitungen auch schon. Man hat sich dann ein wenig konspirativ auf halbem Wege getroffen und Negative (für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: Davon wurden früher echte Fotos auf echtes Fotopapier belichtet und entwickelt) ausgetauscht. Im Falle des Hilpoltsteiner Kuriers war ein solcher konspirativer Treff zum Beispiel am Pendlerparkplatz an der Allersberger Auffahrt zur A 9.

Heutzutage muss man sich für den Fotoaustausch natürlich nicht mehr ins Auto setzen. Das geht mit der richtigen E-Mail-Adresse, einem durchschnittlichen Rechner und ein paar Mausklicks ruck-zuck. Und so hatten wir dank der Kollegen vom Kurier vor ein paar Tagen ein schönes Bild von Hermann Sammiller mit Strohhut und Blasrohr im Blatt.

Aber jetzt kommt’s: In dieser Woche erreichte mich ein Anruf des Kollegen vom Hilpoltsteiner Kurier, der ganz begeistert war von unserem Sammiller-Foto in der Zeitung, das uns zuvor der Hilpoltsteiner Kurier geschickt hatte. Sie hätten leider nur nicht ganz so schöne Fotos vom Herrn Sammiller, klagte der Kollege. Ich stutzte und erklärte ihm den Weg des Fotos. Er stutzte und sagte etwas, das mir selbst in einem Goldrichtig?!? nicht ganz druckreif erscheint. Dann lachten wir beide, wünschten uns einen schönen Tag und einen guten Rutsch (das Telefonat war am 30. Dezember). Ich schickte ihm das Foto, das uns der Kurier auf elektronischem Weg geschickt hatte, auf elektronischem Weg einfach wieder zurück.

Ich seufzte zufrieden und war irgendwie erleichtert. Bis dato dachte ich, nur bei uns im Tagblatt weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut. Wie man sich doch täuschen kann!

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