Nicht in die „Rente“ schicken lassen

7.1.2013, 08:46 Uhr
Nicht in die „Rente“ schicken lassen

© Kiefner

2012 hat Brigitte Rupp ihre Ärzte Lügen gestraft. Denn diese wollten die 52 Jährige vergangenes Jahr schon in die „Lauf-Rente“ schicken. Doch mit einem deutschen Vizemeistertitel über zehn Kilometer der Damen (W50), einem dritten Rang bei der nationalen Meisterschaft über 5000 Meter im Bahnlauf und verschiedenen bayerischen und mittelfränkischen Platzierungen ist die Nürnbergerin im Trikot des „Nagel Running Teams“ der TSG 08 Roth nach einjähriger Verletzungspause eindrucksvoll zurückgekommen.

Ihr sportliches Comeback bringt ihr nach 2007 bereits die zweite Nominierung zur „Sportlerin des Jahres“ ein.

Vielleicht zu alt?

Eigentlich hatte Brigitte Rupp ihre Laufschuhe gedanklich schon an den Nagel gehängt. Wegen einem geschwollenen Knie war sie die komplette Saison 2011 außer Gefecht. Unzählige Arztbesuche brachten keine zufriedenstellende Diagnose sondern lediglich die ärztliche Feststellung „Frau Rupp, vielleicht sind Sie zu alt für diesen Sport!“

Nach Absprache mit ihrem langjährigen Trainer Leonhard Schroll unternahm sie mit der Hilfe eines Spezialisten in Neuendettelsau einen letzten Heilungsversuch. Eine Meniskus-Operation brachte dann die erhoffte Genesung.

Rund 30 Wettkämpfe bestritten

Seitdem macht Brigitte Rupp wieder das, worauf sie ein Jahr hingefiebert hat. Sie läuft viel und vor allem schnell. Rund 30 Wettkämpfe absolvierte die 52-Jährige vergangenes Jahr. Höhepunkte waren die beiden deutschen Meisterschaften in Nagold und Erfurt, wo sie sich jeweils auf dem Podest platzieren konnte und damit zu den stärksten Seniorenläuferinnen in ganz Deutschland zählt.

Aber auch in der hiesigen Läuferszene hat sich Brigitte Rupp über Jahre hinweg einen Namen gemacht und muss auch mit 52 Jahren nur wenige jüngere Läuferinnen fürchten. „Gefürchtet“ wird sie hingegen von zahlreichen männlichen Läufern, die sich manchmal in ihrer „männlichen Ehre“ verletzt fühlen könnten, wenn Brigitte Rupp bei den Volksläufen in unserer Region an ihnen vorbeizieht. „Da entwickeln sich manchmal richtige Duelle“, erzählt Rupp schmunzelnd.

Trotz aller Disziplin, die sie benötigt, um ihr tägliches Training zu meistern, hat sie nie den Spaß am Hobby „Laufen“ verloren. Dieser ist es auch, der sie antreibt, den Kampf gegen Sekunden, den inneren Schweinehund, aber auch das Alter weiter zu führen. Denn ging es mit 41, als sie mit dem leistungsorientierten Laufsport begonnen hat, zunächst noch bestzeittechnisch steil bergauf, sind es nun von Jahr zu Jahr immer ein paar Sekunden mehr, die sie auf ihre „Glanzzeiten“ verliert.

Die schnelle Jugend

Das war am Anfang schon schwierig“, beschreibt Rupp ihre Enttäuschung von früheren Wettkämpfen, als Gegnerinnen, die sie einst um Minuten schlagen konnte, mittlerweile unerreichbar davonziehen lassen muss. Dennoch gönne sie es der Jugend, meint die Laufseniorin, die sich über jedes Mädchen und jede Frau freut, die mit dem wettkampf-orientierten Laufen anfängt.

Im Alter von 25 Jahren begann Brigitte Rupp hobbymäßig zu joggen, damals aber noch ohne Trainingspläne oder Leistungsdruck. Bereits damals bemerkte sie an sich ein „gewisses Talent“. Dieses zeigte bei der Teilnahme an einigen Volksläufen oder sogar Marathons.

Diszipliniert war allerdings schon damals ihr Laufpensum. Nach der Geburt ihrer Tochter lief sie mehrere Jahre um vier Uhr in der Früh um Sport, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Als der Rother Trainer „Loni“ Schroll in einer Marathon-Ergebnisliste über den Namen Brigitte Rupp (damals 3:13 Stunden) stolperte, sprach er das damals noch vereinslose Talent an, nahm sie unter seine Fittiche und lotste sie in die Kaderschmiede des SC Roth (heute TSG 08 Roth). Nachdem sie erstmals systematisch trainierte, stellten sich schnell erste Erfolge ein.

Auch im Crosslauf erfolgreich

Im Marathon steht Rupps persönliche Bestzeit heute bei 2:55 Stunden, im Halbmarathon bei 1:20 Stunden. Über zehn Kilometer gelang es ihr bislang einmal, die 37 Minuten-Grenze zu unterbieten. Eine „Spezialstrecke“ kann Brigitte Rupp bei sich dennoch nicht ausmachen. So läuft die Sozialpädagogin auch gerne im welligen oder sogar schlammigen Gelände Crossläufe.

Hier wurde sie wie auch über die Halbmarathon-Distanz 2002 sogar deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse W40. Aber auch auf verschiedenen Kurzstrecken wie 800 oder 300 Meter ist Rupp zu Hause.

Platz für Jüngere

Ans Aufhören denkt die 52-Jährige noch lange nicht, sondern will auch in diesem Jahr bei Meisterschaften und regionalen Wettbewerben an den Start gehen. Mit einer Ausnahme allerdings: Zum bayerischen Top-Sportfest nach Neustadt an der Waldnaab im August, wo sie seit Jahren über 3000 Meter startete, möchte sie trotz regelmäßigen Saisonbestleistungen nicht mehr fahren: „Da gehöre ich mit meinem Alter nun wirklich nicht mehr hin“.

Einige jüngere Frauen und Männer wird diese Ankündigung sicherlich freuen. Was ihre Ärzte dazu sagen, wissen wir allerdings nicht.

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